- Werbung -

Rechtfertigungslehre: Luthers Kernanliegen

Vor allem an Martin Luthers Lehre von der Rechtfertigung des sündigen Menschen vor Gott entzündete sich vor 500 Jahren die Reformation der spätmittelalterlichen Kirche. Dieser theologische Gegensatz besteht heute nicht mehr.

Historiker betonen heute jedoch, dass nicht die Kerngedanken der Reformation zur Spaltung in evangelische und katholische Kirche geführt haben, sondern vielmehr Martin Luthers (1483-1546) Kritik an den Missständen der Kirche seiner Zeit. Luther hatte die seinerzeit herrschende Auffassung, der Mensch könne durch „religiöse Leistungen“ wie Beten, Fasten und Ablass zahlen sein Verhältnis zu Gott in Ordnung bringen, radikal infrage gestellt. Er berief sich vor allem auf den Apostel Paulus, der im Römerbrief schrieb, der Mensch werde nicht durch eigene „Werke“, sondern allein durch „Glauben“ gerecht. Eigenes Handeln, Vermögen und Leistung sind demnach für den Wert und die Würde eines Menschen nicht entscheidend.

- Werbung -

Auch der Glaube sei keine menschliche Leistung, betonen evangelische Theologen, sondern werde von Gott geschenkt. Zudem brauche es keine weiteren Lehren der Kirche, sagen die Reformatoren. Die Bibel allein helfe den Menschen zu glauben.

Reformatorische Zuspitzung

Im Konzil von Trient (1545-1563) verwarf die katholische Kirche die radikale reformatorische Zuspitzung der Rechtfertigungslehre – obwohl man in vielen Aspekten übereinstimmte. Allerdings trügen gute Werke und religiöse Leistungen, etwa die Teilnahme an Gottesdienst, Wallfahrt, Beichte oder Abendmahl, durchaus zum Seelenheil bei, hieß es.

Die Rechtfertigungslehre bildete seit dem Konzil von Trient ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zwischen evangelischer und katholischer Kirche. Eine Annäherung erfolgte erst Ende des 20. Jahrhunderts. Nach rund 30-jährigem Dialog hoben Lutheraner und Katholiken 1999 in einer gemeinsamen Erklärung ihrer früheren gegenseitigen Lehrverurteilungen auf. Die verbleibenden Gegensätze zwischen Protestanten und Katholiken in der Rechtfertigungslehre gelten in der ökumenischen Theologie seitdem als nicht mehr kirchentrennend.

Weiterlesen: Weitere Schritte sind nötig

5 Kommentare

  1. Wer an den Sohn (Jesus) glaubt, der hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn (Jesus) nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm. (Johannes 3:36)

    Es gibt sehr viele Bibeltexte, die sehr deutlich zum Ausdruck bringen, dass NICHT ALLE MENSCHEN GERETTET WERDEN VOR DEM GERECHTEN ZORN GOTTES!!!
    Jeder Mensch, der die Gnade Gottes und das stellvertretende Sühneopfer des Herrn und Retters Jesus Christus durch den wahren Glauben für sich persönlich in Anspruch nimmt, ist vor Gott gerecht(fertigt) und bekommt ewiges Leben im Frieden mit Gott völlig unverdient geschenkt!!!
    Wer nicht Jesus Christus als Herrn und Retter in sein Leben aufnimmt – und das machen nicht alle Menschen -, der wird aufgrund der eigenen Sünden von Gott absolut gerecht gerichtet und verurteilt werden!!!
    Denn wer das ganze Gesetz hält, sich aber in einem verfehlt, der ist in allem schuldig geworden. (Jakobus 2:10)
    Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde.
    Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes geglaubt hat. (Johannes 3:17-18)

    Die von Gott geschenkte Rechtfertigung muss also durch den wahren Glauben angenommen werden, damit sie die Sündenvergebung und das ewige Leben im Frieden mit Gott bewirken kann!!!

    Liebe Grüße
    Saint Peter

  2. Könntet ihr den Link zur gemeinsamen Erklärung noch updaten? Ist das nur unter iOS und Safari ein Problem, dass der Link ins Nirvana führt?

  3. Das Gericht Gottes geschah auf Golgatha

    Luther hatte die seinerzeit herrschende Auffassung, der Mensch könne durch „religiöse Leistungen“ wie Beten, Fasten und Ablass zahlen sein Verhältnis zu Gott in Ordnung bringen, radikal infrage gestellt. Er berief sich vor allem auf den Apostel Paulus, der im Römerbrief schrieb, der Mensch werde nicht durch eigene „Werke“, sondern allein durch „Glauben“ gerecht. Dies ist wirklich Luthers Kernauffassung. Martin Luther glaubte dann daher konsequent daran, dass Gott bereits gnädig und barmherzig war und uns im Herzen trug, als wir noch nicht auf Erden herumliefen.

    Allerdings wird die von Luther oft so kritisierte Werkgerechtigkeit oft verwechselt (oder absichtlich fehlinterpretiert), wenn es um die erforderliche Dankbarkeit Gott gegenüber geht. Denn Jesus sagt (sinngemäß), wer ihn liebe folge gerne seinen Geboten. Die Liebe Gottes gilt allen Menschen gegenüber, weil alle Menschen Gottes Geschöpfe sind. Sie ist tatsächlich bedingungslos, etwa so wie gute Eltern alle Kinder lieben, seien sie nun schwierig oder gut. Gott ist wie gute Eltern auch sind, immer ein guter Vater und eine gute Mutter. Wir dürfen uns daher an die Worte Jesu, an das Beispiel seines Lebens – und damit vielleicht ebenso an die eigenen Ideale – gerne annähern. Aus Dankbarkeit, aber nicht als Mittel zum Zweck, im Himmel einen Premiumplatz zu erhalten. Die Jünger irrten sogar darin, weil sie gerne in der Himmlischen Regierung etwas mitgeherrscht hätten.

    Perfekte Christinnen und Christen gibt es so nicht, aber von Gott Geliebe allemal, die dies ebenso wissen. Absolute Perfektion würde es überflüssig machen (wir hätten den Unglauben im eigenen Licht zu leben, und deshalb) uns immer wieder ins Licht Gottes zu stellen. Gott ist reines Licht und keinerlei Dunkelheit. Allerdings werden unsere Schatten länger in diesem Licht der Liebe Gottes. Wir merken dann eher unsere Defizite, jegliche Fehlorientierung und dass wir immer einen Abgrund in uns tragen, in den jede und jeder auch hineinfallen könnte. Das Böse und Destruktive ist (fast) wie eine eigene Instanz in uns, die Seite unserer strukturellen Absicht, grundsätzlich gegen den Weg Jesu und die Liebe Gottes Opposition zu sein. Unsere Freiheit ist die Freiheit ohne Grenze, denn der Himmel schlägt uns niemals auf den Mund oder die Waffe aus der Hand. Wir haben Hausrecht in unserem Leben und können die Tür versperren gegen Gott und seinen Geist. Die Freiheit ist auch das in der Schöpfungsgeschichte geschilderte Problem der Grenzüberschreitung bei Adam und Eva, die von der einzig verbotenen Frucht naschten. Es ist der Irrtum, alles besser zu wissen, sein eigener Gott zu sein (manchmal sogar gegenüber anderen Menschen) und wir generieren dann zu winzigen Antichristen. Aber auch die allerschlimmsten Verbrecher, die in den KZ des Dritten Reiches Menschen, aus Spaß am Leiden zur Unterhaltung brutal zu Tode brachten, oder gehorsamerfüllend an den Todesrampen, waren zuhause sensible Väter und gute Mütter. Anna Ahrend nannte dies die „Banalität des Bösen“!

    Das Böse ist manchmal wie der böse Wolf im Schafspelz. Auch wir christlichen Normalverbraucher:innen sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den wir nach der Bibel vor Gott haben sollten. Aber warum sind nach Luthers existenzieller Erfahrung als Christ oder als Christin jene mit der allergrößten Freiheit? Sie sind nämlich frei, weil sie darum wissen und dankbar sind, dass für sie Jesus am Kreuz von Golgatha gestorben ist. Aber buchstäblich ebenso für jeden Menschen, der je über diese Erde ging oder gehen wird.. Es ist die Freiheit die bedeutet, wir können nur in die immer geöffnete Hand Gottes fallen, selbst wenn wir völlig scheitern oder (ggfls. plötzlich) sterben müssen. Jesus ist nach seinen eigenen Worten nicht gekommen (um einige sehr fromme Menschen zu erlösen, oder als Richter und Verurteiler): Er ist für alle Menschen zur Erlösung gestorben, weil Gott niemals scheitern kann und sein Erlösungswerk nicht marginal ist. Daher besteht daher auch für alle Menschen Hoffnung, weil auch der Verlorene Sohn (aus dem Gleichnis) überall noch heimkehren muss. Unser in dieser Welt größtes Beispiel ist dafür sehr bibelbekannt: Es war Saulus der Christenmörder, der dem großen Licht der Liebe Gottes vor Damaskus begegnete, obwohl er es in keinem Fall verdient hatte. Aber daher nicht anders konnte und wollte, als vor dieser Liebe Gottes zu kapitulieren. Auch die oft so verschmähte Allversöhnung ist keinerlei billige Gnade, sondern alleine die Tatsache „dass sich alle Knie vor Gott einst im Himmel beugen werden“, aber auch völlig freiwillig. Sonst müssten wir, sollten wir dorthin gelangen, uns in einem absolut elend leeren Himmel bewegen und nicht bei dem sehr großen Fest, welches einst im Himmel zur Versöhung aller Menschen mit Gott gefeiert wird.

    Allerdings glaube ich, dass wir uns ebenso im Himmel noch mit Menschen versöhnen müssen, denen wir Lied und/oder Lieblosigkeit auf Erden zugefügt haben. Aber das Gericht Gottes geschah damals auf Golgatha und ist für alle Zeiten gültig. Es wird, wie seit alters her juristisch festgelegt, ein Urteil niemals nachträglich verändert. Gottes Freispruch aus Liebe ist unverrückbar. Luther wusste: Gott macht mit uns keine Geschäfte, keine Liebe und Gehorsam gegen Ewiges Leben. Zumal auch göttliche Liebe unverdienbar ist. Wir sind – allerdings nicht unsere Schuld – um unserer Selbst willen sehr geliebt. Wozu hätte daher Gott soviel investiert: Er kam als Baby in einer Notunterkunft zur Welt und starb an einem Kreuz.

Die Kommentarspalte wurde geschlossen.

Zuletzt veröffentlicht