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Ruhestand: Theologe Küng kündigt Rückzug „von großer Bühne“ an

Die katholische Reformbewegung wird schon bald ohne eine ihrer Leitfiguren auskommen müssen: Der emeritierte Schweizer Theologe Hans Küng kündigte am Donnerstagabend in der Frankfurter Paulskirche an, zu seinem 85. Geburtstag im März kommenden Jahres "von der großen Bühne" abtreten zu wollen.

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 Der emeritierte Professor für Ökumenische Theologie war auf Einladung von 30 Reformgruppen nach Frankfurt gekommen, um vor mehr als 900 Teilnehmern über die Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils vor 50 Jahren zu sprechen.

Küng, der während der von 1962 bis 1965 dauernden Bischofsversammlung in Rom theologischer Berater des Rottenburger Bischofs war, kritisierte, dass das Konzil zwar Reformen eingeleitet habe, die drei Säulen des "mittelalterlichen Herrschaftssystems" jedoch unangetastet geblieben seien: der päpstliche Absolutismus, die Macht des Klerus und der "frauenfeindliche Zölibatismus". Auch sei die Botschaft des Evangeliums zu wenig gehört worden. Der Reformeifer sei unter der "Restaurationspolitik des polnischen und des deutschen Papstes" vollkommen zum Erliegen gekommen.

Nach Auffassung von Küng befindet sich die katholische Kirche gegenwärtig in der größten Glaubens-, Vertrauens-, Autoritäts-, Führungs- und Vermittlungskrise ihrer Geschichte. Als Beispiele nannte er den "unsäglichen Missbrauchsskandal, die VatiLeaks-Affäre, Machtkämpfe und Intrigen". Die Kirche sei nur dann zu retten, wenn sie die Reformen des Konzils weiterführe. Der Widerstand und die Aktion könnten nur "von unten" kommen, die deutschen Bischöfe hätten nicht den Mut dazu. Von ihnen höre man nur "Vertröstung, Verschleierung und Ausreden", etwa, dass die Weltkirche für grundlegende Reformen noch nicht bereit sei.

"Vertraut auf die Macht der Tat", rief Küng aus und stellte die Frage, "ob nicht nach dem arabischen ein katholischer Frühling kommen könnte". Der Theologe regte an, mit den Kirchenleitungen Zwischenlösungen anzustreben, etwa in der Frage der Ehelosigkeit von Priestern. "Man könnte das Zwangszölibat zum Beispiel durch eine freiwillige Ehelosigkeit ersetzen", schlug er vor.

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Großen Applaus erntete in der Paulskirche auch der zweite Zeitzeuge des Abends, der frühere Bischof von Ivrea (Italien), Luigi Bettazzi. Der 88-Jährige gehört zu den Gründungsmitgliedern des sogenannten "Katakombenpakts", in dem sich kurz vor Ende des Konzils 40 Bischöfe aus aller Welt auf ein "Leben ohne Prunk" verpflichtet hatten, um damit die Perspektive der Armen und Entrechteten einzunehmen. Bettazzi warb für eine Neuevangelisierung und für eine "einfache und ärmere Kirche". Die Kirche sei für die Welt da und nicht umgekehrt, sagte er.

Die "konziliare Versammlung" in Frankfurt steht unter dem Motto "Zeichen der Zeit". Bis Sonntag diskutieren die Teilnehmer über das Erbe des Konzils und Reformen in der katholischen Kirche, aber auch über die feministische und die Befreiungstheologie, über Migration, Globalisierung und die Bewahrung der Schöpfung.

(Quelle: epd)

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