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„Unter Pfarrern“: Intime Einblicke in die Gefühlswelten von Berufseinsteigern

Sie streiten über Gott und die Welt, üben sich im Predigen und lernen die richtige Körpersprache im Talar. Die Langzeitdokumentation "Pfarrer" zeigt junge Theologen am Übergang vom Studium in ihren künftigen Beruf.

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Kerzen erhellen den dunklen Raum. Musik erklingt, ungewohnt und fremd. Es sind liturgische Gesänge, uralte christliche Gebete, die den Gottesdiensten von jeher Inhalt und Struktur geben. Berufseinsteiger müssen sie ebenso lernen wie das Predigen oder das richtige Austeilen des Segens. Wie sich junge Theologen den Anforderungen ihres künftigen Berufs stellen, zeigt der Dokumentarfilm "Pfarrer", der am Sonntag in Halle seine Uraufführung erlebte.

 Der 90-Minuten-Film ist das Ergebnis einjähriger Recherchen am Evangelischen Predigerseminar in Wittenberg. Das Seminar ist eine gemeinsame Einrichtung der ostdeutschen Landeskirchen. Die Teilnahme an den Kursen ist für angehende Pfarrer Pflicht. Der erfolgreiche Abschluss des Predigerseminars nach dem Theologiestudium ist eine weitere grundlegende Voraussetzung, um nach dem Vikariat in einer Kirchgemeinde – einer Art Referendariat – zum Pfarrer ordiniert werden zu können.

 Erst die Ordination berechtigt zu kirchlichen Handlungen – von der Wiege bis zur Bahre, zum Predigen oder zum Austeilen des Abendmahls. Zudem ist der ordinierte Pfarrer verantwortlich für das geistliche Leben in der Kirchgemeinde. Von alledem ist jedoch in dem Film der Berliner Autoren Chris Wright und Stefan Kolbe keine Rede. Ihr Blick gilt nicht dem Predigerseminar und dem Berufsbild des evangelischen Pfarrers, sondern jungen Menschen in der Endphase ihrer Pfarrer-Ausbildung "in einer der ungläubigsten Ecken Europas".

 Beide Filmemacher sind Jahrgang 1972 und nach eigenem Bekunden Atheisten. Aus dem reichen Material ihrer umfassenden Recherchen produzierten sie schließlich einen Film mit intimen Einblicken in die Seelenlandschaften von Berufseinsteigern. Der Fokus ist nahezu ausschließlich auf ganz persönliche Überlegungen, Haltungen und Zweifel von Männern und Frauen gerichtet, die ihren Weg und ihre Perspektive als Pfarrer immer wieder hinterfragen. Dabei merken sie, dass sie auf vieles noch keine Antwort haben.

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 Manche kommen aus einem Pfarrhaus, andere müssen mit persönlichen Schicksalsschlägen umgehen lernen. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln wird der Zuschauer Zeuge eines offenen Dialogs über Grundbedürfnisse wie Liebe, Geborgenheit und Sinn. Gegen Ende steht auf Bildern der meisten Protagonisten "Ordination April 2014". Einmal erscheint aber auch die Zeile "Ordination offen". Für das Predigerseminar sei das Projekt durchaus ein Risiko gewesen, sagt Direktorin Hanna Kasparick. "Aber wir haben uns bewusst darauf eingelassen." Dozent Wolf-Jürgen Grabner, der im Film kurz zu Wort kommt, nennt den Entstehungsprozess "ein schönes Öffnen von beiden Seiten".

 Doch leider werde in der fertigen Dokumentation nicht deutlich, was dieser permanente Gesprächsprozess unter den beteiligten jungen Menschen bewirkt habe, sagt Grabner. Das Wittenberger Seminar sei mehr als nur die "klösterliche Atmosphäre", die der Film bisweilen vermittle. Gleichwohl spiegelten sich in der Suche der angehenden Pfarrer nach einem zeitgemäßen Ausdruck ihrer Botschaft auch die Schwierigkeiten, "in einem säkularisierten Umfeld die richtige Sprache zu finden", sagt Direktorin Kasparick.

 Die Filmemacher ihrerseits sprechen von einem "Nahfilm" und von "Beziehungsarbeit". Damit soll Persönliches auf eine geradezu intime Weise deutlich werden. Der aus England stammende Chris Wright und der in Halle geborene Stefan Kolbe haben während der Dreharbeiten den Alltag im Predigerseminar geteilt, was "teilweise fast ein bisschen anstrengend" gewesen sei.

 Es habe auch Situationen gegeben, "wo wir beide beim Drehen geheult haben", weil Andachten und Predigten "sehr persönlich gehalten" waren, sagen sie. "Da kriegt s einen natürlich."

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(Quelle: epd)

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