Der Hamburger Pastor Sieghard Wilm bekommt täglich beleidigende Mails und wird am Telefon beschimpft. Der Grund: Vor fünf Jahren hatte seine Kirchengemeinde 60 Lampedusa-Flüchtlingen vorübergehend Asyl gewährt. Einer von ihnen tötete im April zwei Menschen am U-Bahnhof Jungfernstieg. „Das ist ein schreckliches Verbrechen“, so Wilm im Interview mit dem Spiegel. „Umso erschreckender finde ich, dass viele Menschen von diesem Leid ablenken und die Tat instrumentalisieren, um Hass auf Flüchtlinge und Menschen, die ihnen helfen, freien Lauf zu lassen.“
Mitverantwortlich für die Mails und Telefonanrufe macht Wilm die Presse. „Priester betreute Messerstecher von Hamburg“, titelte die BILD, obwohl Wilm er den Tatverdächtigen nur flüchtig kannte und seit Jahren nicht gesehen hat.