Ralf Frisch fragt sich gelegentlich, ob seine Evangelisch-Lutherische Kirche wirklich noch lutherisch ist. Denn „Luther glaubte nicht an den Menschen, sondern an Gott“.
Martin Luther hätte sich „im Jahr 2017 wahrscheinlich im Grabe umgedreht“, wenn er die Playmobilfigur zum Reformationsjubiläum gesehen hätte, schreibt der Nürnberger Theologieprofessor Ralf Frisch im Sonntagsblatt. Sie gleiche dem „fetten, polternden, selten diplomatischen, immer kompromisslosen Madensack“ kaum. Luthers Theologie fände er „bei aller Liebe und beim besten Willen“ in vielen Äußerungen seiner Kirche kaum wieder.
Martin Luthers Theologie
Die Theologie des Reformators unterscheide sich wesentlich von der weltlichen Gegenwart. „Die seltene Spezies der Lutheranerinnen und Lutheraner“ könne man heute daran erkennen, „ob sie einen Unterschied machen zu den blauäugigen, realitätsfremden, überforderungsanfälligen, nihilistischen und gottesvergessenen Menschen- und Weltbildern ihrer Zeit und ihrer Kirche“.
Luther habe den Menschen nicht für die Antwort auf alle Fragen des Glaubens gehalten, „sondern der Mensch vor Gott war das Thema von Luthers Theologie“. Der Mensch, der allein aus Gottes Erbarmen lebe und den niemand außer Christus von seiner Selbstsucht „und von der Illusion befreien kann, selber zum Christus werden zu müssen und zu können, um die Welt zu retten. … Und um Erlösung geht es im christlichen Glauben – jedenfalls dann, wenn er seinem lutherischen Namen Ehre machen will.“
Weiterlesen in Ralf Frischs Kolumne Über Gott und die Welt
Ralf Frisch ist Professor für Systematische Theologie an der Evangelischen Hochschule Nürnberg.
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Ich denke Luther würde heute die meisten Lutheraner massiv kritisieren und zur Umkehr zu Gott aufrufen.