Der Heilige Geist: Wer er ist, wie er wirkt

Gott ist Vater und Schöpfer, aber auch Mensch geworden in Jesus Christus – das allein ist schon kompliziert genug. Aber was soll denn dann der Heilige Geist sein?

Von Elke Werner

Er war schon immer da, aber er ist Vielen unbekannt: der Heilige Geist. Er ist genauso Gott selbst wie Jesus und der Vater, denn die drei sind eins. Deshalb ist es wichtig, ihn kennenzulernen und sein Wirken zu verstehen. Gottes Geist ist die Kraft, die unser Leben erfüllt. Er ist der rote Faden, der sich seit der Schöpfung durch die Weltgeschichte zieht. Ihn hat Jesus zu uns gesandt.

Was ist der Heilige Geist?

Der Heilige Geist ist Gott selbst. Wir taufen im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes (Matthäus 28, 18-20), doch es ist der eine Gott in drei Wesensweisen. Jeder, der Jesus als Herrn anerkennt und von Neuem geboren wird, erhält Gottes Geist. So kommt Gott in unser Leben – durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt. (Römer 8, 14-17). So hat Jesus es verheißen, als er in den Himmel zurückging: „ich will euch den Tröster senden.“ (Johannes 14, 16).
Der Heilige Geist ist die Kraft Gottes, die in unserem Leben wirksam wird. Die Jünger waren nach dem Tod Jesu am Kreuz und seiner Auferstehung zunächst ängstlich. Am Pfingsttag kam der Heilige Geist auf sie. Sie wurden mutige Zeugen für Jesus. Menschen aus allen Ländern hörten sie an diesem Tag in ihren Sprachen sprechen. Sie bekamen durch die Erfüllung mit dem Heiligen Geist den Mut, von Jesus zu reden. Wir feiern diese Wende im Leben der Jünger jedes Jahr am Pfingst- fest. Im Propheten Joel hatte Gott dieses Ereignis schon vorhergesagt. Es wurde die Geburtsstunde der weltweiten Kirche. (Joel 3, 1-2; Apostelgeschichte 2, 1-12).

Wirkt der Heilige Geist in jedem Christen?

Manche Christen vergessen, dass der Heilige Geist in ihnen lebt. Sie beschränken sein Wirken auf den Moment ihrer Bekehrung und erkennen nicht, dass sie ihn jeden Tag brauchen. Manche verneinen das Wirken des Heiligen Geistes und meinen, ohne ihn Christ sein zu können. Das Ergebnis ist oft ein freudloses und antriebsloses Christsein.(Epheser 4, 30). Jesus nimmt uns die Angst vor dem Heiligen Geist. Er vergleicht die Bitte um den Heiligen Geist mit der Bitte eines Kindes an seinen Vater, ihm ein Stück Brot zu geben. Der Vater würde ihm niemals daraufhin einen Stein geben. Wir dürfen Gott um mehr Heiligen Geist bitten, immer wieder neu, weil wir damit um mehr von Gott selbst bitten. Und das kann nicht falsch sein. (Matthäus 7, 9-11).

Kann man den Heiligen Geist besitzen?

Niemand kann den Heiligen Geist besitzen, aber Gott schenkt sich uns im Heiligen Geist. Er zeigt uns, dass wir jetzt Gottes Eigentum geworden sind. (Römer 8, 16). Er ist es, der uns von innen heraus tröstet, uns Gottes Wort aufschließt und uns zeigt, wie Gott ist und was er mit unserem Leben vorhat. Er ist die Stimme Gottes in unserem Herzen. Er bringt viele geistliche Gaben als Geschenke an uns mit sich. Diese sind not- wendig, damit wir mehr von Gott verstehen und mehr für Gott erreichen können. Wir finden im Neuen Testament mehrere Listen von den Gaben, die teilweise natürlich, aber auch übernatürlich sind. (Römer 12, 3-8; 1. Korinther 12-14; 1. Petrus 4, 10 ff). Vor keiner Gabe sollte man Angst haben, denn sie sind uns und Anderen zum Nutzen gegeben. Es sind Redegaben und praktische Gaben. Diese übernatürliche Kraft Gottes kann durch den Einsatz der Gaben zu uns Menschen kommen. Durch sie kann ich so von Gott reden, dass andere es verstehen (Prophetie), kann ich unterscheiden, was von Gott ist und was nicht (Geisterunterscheidung), kann ich anderen dienen und ihnen das Wort Gottes nahebringen (Evangelisation und Diakonie), kann ich übernatürliche Wunder miterleben, die Gott tut (Wunder tun) und kann mit Worten beten, die ich selbst nicht mehr finde oder verstehe (Sprachengebet) oder eine Sprachenrede auslegen (Gabe der Auslegung).

Wie wirkt der Heilige Geist?

Manchmal ist der Heilige Geist stark wie ein Sturm, der durch unser Leben weht, manchmal wirkt er wie ein sanfter Hauch. Er zeigt uns unsere Schuld. Er zeigt uns Gottes Weg mit uns. Er ist der Tröster, der Beistand, Ratgeber, Anwalt auf unserer Seite, die Weisheit Gottes. Wir haben die Möglichkeit, ihm Raum in uns zu geben und ihn willkommen zu heißen.
(Epheser 5,18). Er spricht durch Gottes Wort zu uns, durch andere Christen, durch die leise Stimme Gottes in unserem Herzen und Gewissen. Wir haben aber leider auch die Möglichkeit, ihn zu betrüben und einzuschränken durch unvergebene Schuld oder auch durch Angst vor ihm oder vor dem Verlust von Kontrolle. (Hebräer 3, 7-8).

Kann man den Heiligen Geist spüren?

Die Erfüllung mit dem Heiligen Geist ist manchmal begleitet von sichtbaren Auswirkungen. So schien es zum Beispiel an Pfingsten, als hätten die Jünger zu viel Wein getrunken. Weil der Heilige Geist Gott selbst ist, kann seine Gegenwart für uns Menschen überwältigend sein. Es mag sein, dass wir lachen, weinen oder tanzen, wenn Gottes Geist uns berührt. Davor müssen wir keine Angst haben. So ging es vielen Propheten und auch den Jüngern im Neuen Testament. Doch würde uns der Heilige Geist nicht zu Dinge zwingen, die wir nicht wollen. Er bringt gute Ergebnisse in unserem Leben hervor. „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit.“ (Galater 5,22). Die Frucht wächst in unserem Leben, wenn wir Gottes Geist Raum geben.
Im apostolischen Glaubensbekenntnis sprechen wir: Ich glaube an den Heiligen Geist. Das verbindet uns mit allen Christen weltweit. Wir feiern den Heiligen Geist und sein Wirken an Pfingsten. Wir bitten in unseren Gebeten um den Heiligen Geist, wir singen ihm zu und laden ihn so in unsere Mitte ein.

Manchmal ist der Heilige Geist stark wie ein Sturm, manchmal wirkt er wie ein sanfter Hauch.

Komm Heiliger Geist – ein Gebet

Und so könnte das Gebet lauten:

Komm herab, o Heiliger Geist, der die finstre Nacht zerreißt, strahle Licht in diese Welt. Komm, der alle Armen liebt, komm, der gute Gaben gibt, komm, der jedes Herz erhellt. Höchster Tröster in der Zeit, Gast, der Herz und Sinn erfreut, köstlich Labsal in der Not, in der Unrast schenkst du Ruh, hauchst in Hitze Kühlung zu, spendest Trost in Leid und Tod. Gebet von Stephen Langton, Erzbischof von Canterbury (12. Jahrhundert).

Elke Werner ist Theologin, Lehrerin und Schriftstellerin.

Dieser Artikel ist Teil unserer Serie „Basics des Glaubens“. Alle Artikel zu diesem Thema findest du auf dieser Webseite.

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