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Ehe kaputt, Job verloren – Neubeginn durch Gottes Gnade

In einer existenziellen Krise sah Alexander Gerlitz keinen Sinn mehr im Leben. Hier erzählt er, wie Vergebung alles veränderte und er einen Weg aus der Depression fand.

Alex, du bist in der UdSSR aufgewachsen – welche Erinnerungen hast du an deine Kindheit und Jugend?

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Ich bin im heutigen Kirgisistan geboren. Als ich sechs Jahre alt war, sind wir innerhalb des Landes an die kasachische Grenze umgezogen. Ich weiß noch, dass wir auf unserem Grundstück in Kirgisistan sehr viele Obstbäume hatten – da habe ich mich sehr gerne aufgehalten. Mit 17 Jahren habe ich mich taufen lassen. Das war ein besonderes Ereignis für mich.

Mit 18 Jahren musstest du den Militärdienst leisten – eine harte Zeit?

Der Militärdienst war geprägt von vielen Schlägereien unter den Soldaten. Auch seitens der Offiziere wurde nicht klein ausgeteilt. Ich war kein typischer Schlägertyp. Trotzdem hatte ich mir vorgenommen, meinen Mann zu stehen. Das führte automatisch dazu, dass ich mich wehren musste und später habe ich auch selbst ausgeteilt. Darauf bin ich heute nicht stolz. Durch eine heftige Schlägerei wurde mein Schädel nahezu weich geschlagen. Daraus resultierten auch epileptische Anfälle, die ich später bekam. Ich war insgesamt 26 Monate im Militär.

Ihr seid später als Familie nach Deutschland ausgewandert. Hattet ihr beim ersten Ausreiseantrag Erfolg?

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Nach meinem Militärdienst kam ich im Juli 1987 zurück zu meiner Familie. Zuvor hatten meine Eltern viele Anträge gestellt, um nach Deutschland auszureisen. Als ich wiederkam, versuchten sie es erneut. Diesmal hatten sie Erfolg und im Januar 1988 reiste unsere Familie aus. Wir kamen zuerst in Friedland (Niedersachsen) an. Weiter ging es nach Unna-Massen in ein großes Aufnahmelager. Dort lernte ich auch meine erste Frau kennen. Vier Monate nach unserer ersten Begegnung haben wir geheiratet.

Welche Unterschiede zwischen der Sowjetunion und Deutschland sind dir aufgefallen?

Ich habe in Deutschland gesehen, was finanziell möglich ist. Ich wollte deshalb viel Geld verdienen. In Russland waren die Möglichkeiten sehr eingeschränkt und vom Lebensstil her war es dort sehr dürftig. Hier öffneten sich alle Kanäle. Ich habe deshalb nebenberuflich alles Mögliche gemacht: Versicherungen angeboten, Nahrungsergänzungsmittel verkauft – ich habe wirklich sehr vieles probiert.

Hauptberuflich hast du als Dreher an der Werkbank gearbeitet – aber irgendwann ging es nicht mehr weiter …

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Ja, ich konnte irgendwann wegen der epileptischen Anfälle den Beruf nicht mehr ausführen. Die Anfälle hörten allerdings nach einigen Behandlungen auf. Ich habe mich schon sehr früh mit dem Thema Energie beschäftigt und wurde dann Energieberater. Ich habe Kunden beraten, die große Verkaufshallen oder Lagerhallen hatten. Irgendwann machte ich auch die Beratung für Stromverträge. Mit etwas mehr Erfahrung in dem Gebiet bin ich drei Jahre später als Vertriebsmitarbeiter bei einem großen Energielieferanten eingestiegen – das war 2007.

„In der Zeit habe ich alles verloren: meine Ehe und meinen Job. Das sorgte dafür, dass ich am Tiefpunkt war.“

Alexander Gerlitz

2011 meldete das Unternehmen Insolvenz an.

Das war der Beginn meiner Krise, die mehrere Jahre anhalten sollte. Es kam alles zusammen. In der Beziehung zu meiner Frau habe ich sehr viele Fehler gemacht. Die Auswirkungen habe ich leider erst sehr spät bemerkt. Zwischen 2010 und 2011 ist meine Ehe in die Brüche gegangen. In der Zeit habe ich alles verloren: meine Ehe und meinen Job. Das sorgte dafür, dass ich am Tiefpunkt war.

Wie bist du mit den Niederschlägen umgegangen?

Ich wusste in der Theorie, dass Gott mir helfen kann, aber das war für mich praktisch nicht greifbar. Die Menschen wussten anfangs nicht, wie es mir geht. Ich wollte den Schein wahren, aber irgendwann kann man das nicht mehr verbergen. Der Hass auf meine Ex-Frau wuchs immer mehr. Ich habe Details von unterschiedlichen Personen mitbekommen, die an unserer Krise direkt oder indirekt beteiligt waren. Dadurch habe ich auch diese Menschen gehasst. Ich fing auch an, mich selbst zu hassen – für meine Fehler und dass ich sie nicht früh genug bemerkt hatte.

Wie ging es dann weiter?

An einem meiner schwersten Tage habe ich das Gespräch mit vertrauten Menschen gesucht. Ich hatte ein starkes Bedürfnis, zu reden. Ich versuchte, über 20 Personen zu erreichen, aber niemand meldete sich. Es lag mir schwer auf dem Herzen, und da bin ich in den Wald gegangen. Aus der Verzweiflung heraus redete ich mit den Bäumen und umarmte sie. Die Stille blieb. Dann habe ich mich in negative Gedanken hineingesteigert. Es war die teuflische Seite, die mir viele Dinge einredete und mir einen Selbstmord schmackhaft machte. An meinem absoluten Tiefpunkt habe ich auf einer nahegelegenen Brücke darüber nachgedacht, mir das Leben zu nehmen. Ich entschied mich aber für das Leben. Ich dachte mir: Das mache ich nicht, egal, wie schwer es gerade ist.

Wie hast du es geschafft, deine Zweifel und die Krise zu überwinden?

Eines Tages fuhr ich zu einem Berater, der später mein Mentor wurde. Ich erzählte ihm meine Geschichte. Nachdem er sich alles angehört hatte, fragte er mich: „Alex, weißt du, wer du bist?“ Ich wusste nicht, worauf er hinauswollte. „Du musst den Blick von deiner verletzten, kaputten Person wegführen und Gott bitten, dass er dir die Augen öffnet. Damit siehst du auf deinen Zustand und nicht auf das, was die anderen dir angetan haben.“ Ich habe daraufhin Gott gebeten, mir zu zeigen, wer ich wirklich bin. Es fiel mir sehr schwer, alle auszublenden, die mir etwas angetan hatten, und nur mich zu sehen. Ich war auch mitschuldig, aber das habe ich nicht wahrgenommen. Deswegen fiel der Groschen noch nicht direkt.

Sondern erst später?

Ja. Eines Tages habe ich nur mich gesehen und die riesige Gnade Gottes und seine Vergebung, die er mir nicht nur einmal zur Verfügung gestellt hat, sondern dauerhaft. Dass ich in dieser Haltung leben darf, das war für mich der Schlüssel. Da konnte ich mich selbst annehmen, weil Gott mich angenommen hat. Ich konnte dadurch allen Menschen vergeben. Ich habe keinen Hass oder Wut mehr in mir. Danach habe ich auch mit meiner Ex-Frau ausführlich gesprochen. Mittlerweile weiß ich sogar viele Dinge gar nicht mehr, die mich damals belastet haben. Ich müsste danach im Gedächtnis kramen. Es ist komplett verschwunden und auf eine besondere Art geheilt.

Du hast in deinem Büro ein großes Bild an der Wand hängen, das eine Hängebrücke zeigt. Ist das nicht eine sehr negative Erinnerung für dich?

Ich möchte das Bild immer vor Augen haben, weil es für mich der Schlüssel für so viele ungelöste Sachen ist. Vor einiger Zeit habe ich es beim Einkaufen mit meiner Frau gesehen und wollte es sofort haben. Letzte Woche haben wir mein Büro etwas umgebaut und meine Frau wollte das Bild abhängen. Das wollte ich aber nicht. Ich verbinde mit einer Brücke sehr viel, aber im positiven Sinne. Was die Vergangenheit betrifft, war das eine der negativsten Erfahrungen meines Lebens, aber in meinem neuen Leben ist es für mich nur positiv. Brücken bauen – zu Menschen und zu Gott. Überall müssen sie gebaut werden. Es macht mich betroffen, wenn ich sehe, wie in der heutigen Gesellschaft Brücken zwischen Menschen abgerissen werden. Das passiert überall. Ich finde, dass wir als Christen zum Brückenbauen berufen sind – auch im Job.

„Früher habe ich in zwei Welten gelebt. Beruf und Christsein hatten nichts miteinander zu tun.“

Alexander Gerlitz

Hat sich durch deine Lebenswende auch dein Denken über die Arbeitswelt verändert?

Ich beschreibe es gerne so: Früher habe ich in zwei Welten gelebt. Beruf und Christsein hatten nichts miteinander zu tun. Diese zwei Welten, Christ und Unternehmer, kann und will ich heute gar nicht trennen. Das gehört für mich zusammen. Ich wüsste gar nicht, wie ich das Christsein ausblenden sollte, um das unternehmerische Gewand anzuziehen. Meine neue Einstellung änderte auch Kleinigkeiten auf der Arbeit, die ich vorher nicht registriert hatte: Vor meiner Lebenswende knallte ich in der Firma immer aus Wut die Türen zu. Das war bekannt und dadurch wussten immer alle Mitarbeiter, wo ich gerade stand und welche Laune ich hatte. Das ist heute anders. (lacht) Für mich geht es um viel mehr, als einen Job zu machen oder Geld zu verdienen. Das Geld, das wir erwirtschaften, soll zum Segen für andere Menschen eingesetzt werden und die Gesellschaft positiv verändern. Das ist das, wofür mein Herz brennt. Wir müssen als Unternehmer gestalten wollen, weil der, der in uns lebt, Gestalter ist.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Tim Bergen. Er ist Volontär im SCM Bundes-Verlag und zuständig für das Webportal Jesus.de und das Männermagazin MOVO.

Alexander Gerlitz ist Geschäftsführer des Gas- und Ökostromanbieters Energiestifter. Er leitet das Unternehmen mit rund 30 Angestellten im ostwestfälischen Paderborn. Laut eigenen Angaben wird ein großer Teil des erwirtschafteten Geldes sozialen Projekten zur Verfügung gestellt.



Falls ihr selbst in einer verzweifelten Situation seid, sprecht mit Freunden und Familie darüber. Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist rund um die Uhr anonym und kostenlos erreichbar: 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222. Auch die Beratung über E-Mail ist möglich. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

Dieses Interview ist in der Zeitschrift MOVO erschienen. MOVO ist Teil des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

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1 Kommentar

  1. Was mich unbedingt angeht in diesem Leben

    „In der Zeit habe ich alles verloren: meine Ehe und meinen Job. Das sorgte dafür, dass ich am Tiefpunkt war“! So musste zwangsläufig geschehen:
    In einer existenziellen Krise sah Alexander Gerlitz keinen Sinn mehr im Leben. Hier erzählt er, wie Vergebung alles veränderte und er einen Weg aus der Depression fand. Auch für mich ist es eine der Grunderfahrungen meines Lebens, daß am Ende vieler (Leidens-)Wege immer Gott steht. Dafür brauchen wir aber 1) einen Blick, 2(unsere Sensibilität 3)sodann die Bereitschaft, radikalste Änderungen im eigenen Leben zu praktizieren. Zumeist ist dies eher eine sanfte innere Begegnung mit Gott, eher seltener aber kann dies aber auch als erschreckende und/oder faszinierende auch sehr unmittelbare Gotteserfahrung stattfinden. Etwa wie diejenige des Moses mit dem Brennenden Dornbusch, oder die Begegnung mit Jesus durch Saulus vor Damaskus. Für die Ehebrecherin war es die Begegnung mit Jesus vorallem mit dessen sanfter Barmherzigkeit, der hier auch die völlige Scheinheiligkeit der vielen Männer in moralisch-rechtlichen Fragen damals offenlegte. Heute ist es christliche Erkenntnis, daß auch wir bisweilen eine Leiche im Keller liegen haben.

    Der Geist Gottes steht an den Wegkreuzungen in unserem Leben und dies zu übersehen wäre fatal. Der Theologe Paul Tillich hat auch die sehr sinnhafte Aussage getätigt, daß Glaube (als ein sehr tiefes Vertrauen in Gott) immer darin besteht sehrgut zu erkennen: Ich muss wissen, was mich unbedingt angeht! Was geht mich unbedingt an? Die Frage, was meinem Leben konkret Sinn gibt. Nicht ein blindes Schicksal hat uns ungefragt vorgeburtlich ins Sein geworfen, sondern dieses Leben besitzt die zweifache Aufgabe: 1) Zu wissen was mich (persönlich auch ganz konkret) hier unbedingt angeht 2) Den Willen Gottes zu erkennen. Das Sein hat einen Sinn. Dass wir die Welt erleben wie auf eine sehr große Aufführungen mit vielen Mitwirkenden auf einer Bühne, wir teilweise im Publikum, aber auch als Mitwirkende – entsteht aus den Rückschlüssen aus der gigantischen Aufführung auf der Weltbühne des Lebens. Diese erleben wir jeden Tag in den Medien und sie lässt uns die Welt erleben wir ein Haifischbecken. Es geht um die Botschaft, die der Regiseur hiermit ausdrücken will.

    Nur gröber formuliert geht es also darum, Gott zu finden und seine Liebe fast wie ein Gegenprogramm zur Welt gerne zu praktizieren. Christinnen und Christen sind zwar die freiesten Menschen im Universum, aber vor dieser Aufgabe kann man die Leichtigkeit des Seins nicht immer spüren, eher die Verantwortung, aber auch die Freude daran dieses Leben alternativ zu praktizieren. Die Frage ist dabei, was mich unbedingt angeht, also mit anderen Worten zugespitzt: Was hat absolute Priorität? Aber dies kann auch individuell unterschiedlich sein. Für manche ist es heute der Klimawandel. Andere treibt die Lieblosigkeit gegenüber Flüchtlingen auch mit der Negativbesetzung des Begriffes „Migration“ in die Irritation. Heute würde Jesus sagen „ich war ein Flüchtling und ihr habt mich an der Grenze zurückgeschickt“!

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