- Werbung -

Mit dem Leben gespielt

Uwe Heimowski kommt aus einem zerrütteten Elternhaus, geprägt von Gewalt und Alkohol. Eine Gotteserfahrung rettet ihm das Leben.

Von Helena Berger

- Werbung -

Uwe Heimowskis Kindheit als turbulent zu bezeichnen, das wäre untertrieben. „Mein Vater war Alkoholiker und meine Mutter als Flüchtlingskind stark psychisch belastet. Die Atmosphäre zu Hause war schwer auszuhalten und geprägt von Gewalt“, erzählt der Buchautor. Jedes seiner Geschwister sucht seinen Weg aus dieser Belastung in Süchten – schließlich kennen sie nichts anderes. „Ich habe relativ lange versucht, gegenzusteuern. Man glaubt es heute nicht, aber ich war mal ein sehr schüchterner Junge. Aber als ich das erste Mal Alkohol probierte, fühlte ich mich mutiger und selbstbewusster.“

Die scheinbar positive Erfahrung mit Alkohol verleitet Uwe dazu, regelmäßig zu trinken. „Plötzlich konnte ich Mädchen im Club ansprechen“, erzählt er. Die Spielsucht kommt schleichend dazu. Im Club stellt er sich an die Spielautomaten und verbringt so die Zeit, bis der Alkohol wirkt. Und auch später sind Alkohol und Spielen stets verknüpft. Es wird immer schlimmer. „Ich habe so viel geraucht und getrunken und kaum noch etwas gegessen, zwischendurch sogar Blut gespuckt. Ich hatte unglaublich viele Geldschulden und verlor jeden Job, noch bevor ich so richtig Fuß fassen konnte.“

Das Leben beenden

Am Tiefpunkt fasst der junge Mann den Plan, sein Leben zu beenden. „Das war kurz vor Weihnachten 1986“, erinnert er sich. „Um mir Mut anzutrinken, habe ich tatsächlich eine ganze Liter-Flasche Johnny Walker getrunken – wenn du das als Normalsterblicher machst, stirbst du allein schon daran.“ Er sitzt auf seinem Bett. Plötzlich hört er eine innere Stimme: „Wenn du das jetzt machst, dann stehst du vor Gott, und so wie du gelebt hast, kannst du vor ihm nicht bestehen.“ „Ich ging auf die Knie und betete: ‚Gott, wenn du das warst, der gerade zu mir geredet hat, dann musst du mir aber auch helfen, dass ich hier rauskomme!‘“ Am nächsten Morgen klopfen ein Schulfreund und eine Freundin, die in einer Reha-Einrichtung arbeitet, an seine Tür. Sie erzählen ihm, sie hätten gebetet und den Eindruck gehabt, sie sollten ihm von Gott erzählen. Diese beiden helfen ihm, in eine christliche Sucht- und Drogeneinrichtung zu kommen.

Der Weg aus der Sucht

Obwohl er schon öfter versucht hat, von der Sucht loszukommen, gelingt es erst, als er in die christliche Einrichtung „Hoffnung für dich“ kommt. Heimowski beschreibt diese Zeit als Wendepunkt: „Es war eine Langzeittherapie über elf Monate und dann noch zwei Jahre Nachsorge“, berichtet er. „Ich habe so viel gelernt: wie heile Familien funktionieren, wie man Konflikte löst.“ Heimowski spricht von einem „Wunder“, das ihm den Weg zu einem neuen Leben eröffnet. Nicht nur seine Bekehrung zum christlichen Glauben, sondern auch die harte Arbeit an seiner Persönlichkeit tragen dazu bei.

- Werbung -

Auch beruflich geht es nach der Therapie bergauf. „In der Schule hieß es immer: ,Der Junge ist intelligent, aber unruhig‘“, erzählt er. Diese Unruhe hinderte ihn daran, in traditionellen Bildungssystemen zu bestehen. Erst in der Erzieherausbildung entdeckt er eine Art zu lernen, die besser zu ihm passt. Diese Ausbildung und die intensive Zeit in der Therapie helfen ihm, sich zu disziplinieren. Später bekommt er ohne Abitur über eine Sonderprüfung sogar einen Studienplatz für Theologie in Hamburg. Diese Zeit beschreibt er als sehr prägend: „Ich war neugierig und begeistert von Geschichte, Philosophie und Theologie.“

Ein guter Vater?

Seine kaputte Vaterbeziehung beeinflusst seine Beziehung zu Gott zunächst nicht. Doch dann erlebt Uwe Heimowski einen Schlüsselmoment. „Vor einigen Jahren betete eine meiner Töchter und sprach Gott mit ‚Papa‘ an. Das fand ich wunderschön“, erzählt er lächelnd. „Ich dachte mir, wenn sie Gott und mich mit dem gleichen liebevollen Begriff anspricht, dann habe ich wohl doch etwas richtig gemacht.“ Gleichzeitig erkennt er, dass er selbst nie „Vater“ zu Gott sagt. „Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Warum war da diese Distanz?“

Diese Einsicht verändert seine Perspektive. „Als meine Tochter Gott ‚Papa‘ nannte, begann ich zu verstehen, wie viel von dem, was ich für meine Kinder empfinde, Gott wohl auch für mich empfindet. Das Vaterbild Gottes habe ich tatsächlich mehr über meine eigene Vaterrolle entdeckt als über meinen eigenen Vater.“

Obwohl er selbst nie eine gute Vaterfigur als Vorbild hatte, schafft Heimowski es, selbst ein guter Vater zu sein. „Ich hatte das Glück, in der Langzeittherapie Mentoren zu haben, die mir halfen, in schwierigen Zeiten den richtigen Weg zu finden.“ Besonders in den ersten Jahren seiner Vaterschaft sucht er oft Rat bei einem Mann, der die Nachsorge der Suchttherapie geleitet hat und selbst eine große Familie führt. „Unsere Familie hat natürlich ihre Herausforderungen“, gibt Heimowski zu. „Es gibt schwierige Momente, Herausforderungen im Glauben, persönliche und psychische Kämpfe. Aber ich habe gelernt, mich zu entschuldigen, Fehler einzugestehen und die Bedeutung von Pausen und Selbstfürsorge zu erkennen.“

- Werbung -

Auch negative Züge seines eigenen Vaters erkennt er an sich. „Der unangenehmste Zug ist Jähzorn“, gesteht Heimowski. „Aber ich habe gelernt, damit umzugehen, Grenzen zu setzen und auf meine Frau zu hören, die oft vorher merkt, wenn es zu viel wird – daher ist es inzwischen viel besser geworden.“ Die Traumata seiner Kindheit kann der Familienvater weitestgehend gut von seinen Kindern abschirmen. Anlässlich der Beerdigung seines Bruders, dem letzten Mitglied seiner Herkunftsfamilie, bekommt Heimowskis einen Anruf von seinem Sohn. Der tröstet ihn und sagt: „Papa, für mich ist es ein Geschenk, dass wir diese Familie haben, wenn ich daran denke, was du für eine hattest.“

Ein herausfordernder Job

Im Dezember 2020 erleidet Heimowski einen Herzinfarkt. Im Krankenhaus stellt sich heraus, dass er an einer Dreigefäßerkrankung leidet. Er hätte sterben können. Doch er hat Glück: „Ich wurde medikamentös gut eingestellt und nehme an einer Studie für ein neues Medikament teil. Ich staune, wie gut es mir seither geht.“ Die Ursache für den Herzinfarkt lag einerseits in einer genetischen Veranlagung und andererseits in der hohen Belastung in seinem Beruf.

Nachdem er einige Jahre als Pastor und Referent für Menschenrechte beim ehemaligen Bundestagsabgeordneten Frank Heinrich gearbeitet hatte, war Heimowski ab 2016 Beauftragter der Deutschen Evangelischen Allianz beim Deutschen Bundestag und der Bundesregierung: ein Lobbyist für christliche Werte. Er konnte sich für Religionsfreiheit einsetzen, engagierte sich gegen Menschenhandel und für die Würde von Menschen mit Behinderungen. Er sprach mit Politikern und verfasste Stellungnahmen. „Ich liebte diese Aufgabe“, erzählt er. „Natürlich waren wir nur einer von 2.000 registrierten Lobbyverbänden, und dazu noch ein kleiner, aber wir konnten wichtige Themen ansprechen und einiges bewegen.“ Besonders bei Gewissensfragen, etwa beim assistierten Suizid, war die Meinung der Christen gefragt. „Doch die tägliche Reaktionsbereitschaft und der Druck, ständig Stellungnahmen abzugeben, setzten mir auch zu.“

Nach dem Herzinfarkt suchte Heimowski eine neue berufliche Herausforderung. Im Mai 2023 wechselte er zu Tearfund Deutschland, einer Nichtregierungsorganisation, die sich für globale Gerechtigkeit und die Überwindung von Armut einsetzt. Sie unterstützt Partner vor Ort darin, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Armut, so die Überzeugung von Tearfund, lässt sich nur gemeinsam überwinden. „Die Frage, wie man für Gerechtigkeit sorgen kann, hat mich schon immer beschäftigt“, erzählt Heimowski. „Und es ist, wenn man so will, eine Fortsetzung meiner Arbeit für Menschenrechte – nur in einem weltweiten Kontext.“

Den Weg weitergehen

Uwe Heimowski hat viel erreicht. Und er hat noch Ziele: „Ich wünsche mir, dass meine Biografie Menschen inspiriert und zeigt, dass Gott aus jedem Leben etwas machen kann“, erzählt er. „Es geht nicht nur um Suchtbewältigung, sondern auch darum, wie man seinen Weg weitergehen und Dinge erreichen kann.“ Ein weiterer großer Traum ist es, einmal mit seiner Frau eine Weltreise zu machen. „Beruflich bin ich oft in verschiedenen Ländern unterwegs, aber leider selten mit Christina. Sie ist eigentlich die Neugierigere von uns beiden“, sagt er lächelnd. Und nicht zuletzt träumt er davon, irgendwann Opa zu werden – „was bei fünf eigenen Kindern recht wahrscheinlich ist“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

Helena Berger arbeitet für die Evangelische Allianz in Österreich.

Dieser Artikel ist in der Zeitschrift Family erschienen. Family ist Teil des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.



Die ausführliche Lebensgeschichte von Uwe Heimowski erzählt sein Buch: Mit dem Leben spielt man nicht. Wie der Glaube mich aus der Sucht befreite und ich eine zweite Chance bekam

ISBN: 9783775162388
Hänssler-Verlag

NEWS & Themen

Konnten wir dich inspirieren?

Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen?

NEWSLETTER

BLICKPUNKT - unser Tagesrückblick
täglich von Mo. bis Fr.

Wie wir Deine persönlichen Daten schützen, erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.
Abmeldung im NL selbst oder per Mail an info@jesus.de

1 Kommentar

  1. Der Autor erzählt hier von einer Gottesbegegnung, wie es sie auch heute noch gibt und die eine Lebenswende und ihre Folgerungen bewirkt. Es hat mich begeistert und das Buch werde ich mir besorgen.

WAS KANNST DU ZUM GESPRÄCH BEITRAGEN?

Bitte gib hier deinen Kommentar ein
Bitte gib hier deinen Namen ein