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Leichtathletin Yasmin Kwadwo: Gott trug sie durchs finstere Tal

100-Meter-Sprinterin Yasmin Kwadwo war die schnellste Frau Europas unter 20 Jahren und nahm zweimal an Olympischen Spielen teil. Sie erlebte Gott am stärksten, als sie sportlich schon abgeschrieben war.

Yasmin, aktuell bist du bei einem Trainingscamp. Wie sieht dein Tag dort aus?

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Yasmin Kwadwo: Meistens beginnt der Tag um acht Uhr mit Frühstück. Danach geht’s raus ins Leichtathletik-Stadion oder in den Kraftraum. Da wir gerade in Südafrika sind, haben wir heute am Strand trainiert. Hier gibt es recht festen Sand, auf dem man sehr gut laufen kann. Nach dem Mittagessen und etwas Ausruhen folgt dann die zweite Einheit.

Wann hast du gemerkt, dass du schneller bist als alle Menschen in deinem Umfeld?

Kwadwo: In der Schulzeit, beim Fangen. Bei einem Schulvergleich in Bochum konnte ich mich dann zum ersten Mal beweisen. Da hat man gesehen, dass ich im Sprint sehr gut war.

Was hat dir beim Training als Jugendliche geholfen?

Kwadwo: Dass ich nicht festgelegt war auf den Sprint. Ich habe erstmal mit Siebenkampf gestartet. Deshalb bin ich auch ein großer Fan davon, Schülerinnen und Schüler nicht direkt auf eine Disziplin festzulegen. Jeder und jede sollte erstmal Zeit bekommen sich auszuprobieren. Als ich Siebenkampf gemacht habe, durfte ich als Allrounderin alles testen und dabei meine Stärken und Schwächen herauskristallisieren. Erst danach habe ich mit einem Sprinttrainer weitergemacht. Das fand ich richtig gut so.

Ein 100-Meter-Lauf von dir ist heute nach weniger als 12 Sekunden vorbei. Fasziniert dich dieser Geschwindigkeitsrausch immer noch?

Kwadwo: Ja, definitiv. Sprint ist nicht einfach Geradeaus-Rennen. Da kommen so viele Komponenten zusammen. Bei den großen Wettkämpfen sind alle Teilnehmerinnen in der Lage, eine Medaille zu holen. Aber es hat so viel mit Mentalität zu tun, du musst von dir überzeugt sein. Du hast nur einen Versuch und musst voll und ganz da sein.

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War Olympia 2012 und 2016 dein Karrierehöhepunkt?

Kwadwo: Sportlich gesehen schon, aber ehrlich gesagt, denke ich vor allem an die Deutschen Meisterschaften in Berlin letztes Jahr. Das war mein persönliches Karriere-Highlight. Es sprach eigentlich alles dagegen, dass ich eine Medaille holen könnte. Allein schon von der Zeit her, die ich bis dahin gelaufen war.

Ich erinnere mich, wie ich da unten auf der Bahn stand. Das Berliner Olympiastadion ist sowieso absolut mega. Ich habe die Kulisse, die Zuschauer wahrgenommen. Und mir gesagt: Okay, All In! Als ich dann nach dem Lauf meinen Namen auf der Anzeigetafel gesehen habe, auf dem dritten Platz, war das Wahnsinn.

Wie geht es dir in einem Beruf, in dem du immer vom Zustand deines Körpers abhängig bist?

Kwadwo: Das ist schon belastend. Mein Körper ist mein Kapital. Wenn der nicht funktioniert, dann kann ich die Wettkämpfe nicht so bestreiten, wie ich es mir wünsche. Ich hatte in den letzten zwei Jahren auf beiden Seiten sehr starke Achillessehnenschmerzen. Dadurch konnte ich nicht so trainieren wie gewollt und war bei mehreren Großereignissen nicht dabei. Das wirkt sich nicht nur finanziell aus, sondern auch mental. Der Druck ist schon sehr groß.

„Ich kann mein Bestmögliches tun, aber es gibt eben auch einen Teil, den ich nicht in der Hand habe und bei dem ich Gott nur vertrauen kann, dass er mich begleitet und beschützt.“

Yasmin Kwadwo

Was hilft dir vor einem Lauf, um mit diesem Druck umzugehen?

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Kwadwo: Gebet ist immer ein treuer Begleiter. Auch in Berlin letztes Jahr habe ich vor dem Finale ein kurzes Stoßgebet in den Himmel geschickt. Ich habe Gott gedankt dafür, dass ich es bis hierhin geschafft habe und ihm gesagt, dass ich alles Weitere jetzt in seine Hand lege.

Egal, wie das Ergebnis ausfällt – ich nehme es so an und danke ihm dafür. Ich kann mein Bestmögliches tun, aber es gibt eben auch einen Teil, den ich nicht in der Hand habe und bei dem ich Gott nur vertrauen kann, dass er mich begleitet und beschützt. Das gibt mir sehr viel Ruhe.

Mir hilft es auch zu meditieren, um mir bewusst zu machen, dass mich nicht nur der Sport definiert, sondern es so viele andere Komponenten meines Ichs gibt. Das kann man als Sportler sehr schnell vergessen.

In welcher Phase deines Lebens hast du Gott am stärksten erlebt?

Kwadwo: Ich musste erst durch ein Tal gehen, um seine Nähe so richtig zu spüren. Als ich 2018 aus dem Bundeskader (hier werden Sportler gefördert; Anm. d. Red.) rausgeflogen bin, war das Geld plötzlich sehr knapp. Ich musste darauf vertrauen, dass Gott einen guten Plan für mich hat. Diese Zeit hat meinen Glauben sehr gestärkt.

Weil du gemerkt hast, dass er dich dadurch trägt?

Kwadwo: Ja, ich war komplett abgeschrieben von allen Seiten und bin dann 2019 mit einer persönlichen Bestzeit gleich wieder in den Kader reingelaufen. Da habe ich gemerkt: Egal, was ist, egal, wie ausweglos die Situation ist, ich will weiter vertrauen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Tobias Hambuch.

Yasmin Kwadwo ist 100-Meter-Sprinterin, zweimalige Olympia-Teilnehmerin und mehrfache Europameisterin und Deutsche Meisterin mit der 4×100-Meter-Staffel. Ihre persönliche Bestzeit sind 11,25 Sekunden. Sie studiert Geschichte und Religion auf Lehramt.


Ausgabe 4/23

Dieses Interview ist in der Jugendzeitschrift Teensmag erschienen. Teensmag ist Teil des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

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2 Kommentare

  1. Wo Sport keine Nebensache mehr ist, sondern die Hauptsache, wird er zum Götzendienst.
    Es berührt einen auch seltsam, wenn man mit den leidenden Hochleistungssportlern dann immer auch noch Mitleid haben soll.
    Jeder, der in seinem Beruf körperlichen Belastungen ausgesetzt ist, ist von seinem körperlichen Zustand abhängig, das ist nichts Besonderes.
    Ich wünsche Yasmin, dass sie sich vom Herrn eine sinnvolle Berufstätigkeit für die Zeit nach der sportlichen Karriere zeigen lässt.
    Nicht mehr von Sponsoren abhängig sein, sondern mit den eigenen Händen sein bzw. ihr Brot verdienen …

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