In vielen Gemeinden mangelt es an Mitarbeitern. Aber woher sollen die Gottesdienstbesucher auch wissen, wo ihr Einsatz benötigt wird? Die Traumjobbörse kann helfen.
Warum überlassen es die meisten Gemeinden dem Zufall, ob und wie potenzielle neue Mitarbeitende sich einbringen können? Wenn jemand während eines Gottesdienstes, eines Festes oder eines Konzertes ein Stimmchen in der eigenen Seele hört, das flüstert: „Ich möchte mitmachen!“ – dann muss sie oder er in der Regel auf einen Menschen zugehen und fragen, ob und wie das erwünscht und möglich ist. Und dieser Mensch ist in der Regel die Pfarrperson. Was naheliegt, denn die ist mehr oder weniger erkennbar, hat aber auf direkte Ansprache hin oft keine Zeit. Indem wir uns nicht kümmern um eine sinnvolle Mitarbeitenden-Akquise, bauen wir Barrieren auf und bringen nebenbei potenziell neue Mitarbeitende gleich auf die Spur der Pfarrerzentriertheit.
Aufgaben genau definieren
Als unser Presbyterium die Andreasgemeinde in Niederhöchstadt besuchte, sahen wir auf dem Schriftentisch und an der Wand angeschlagen einen Zettel überschrieben mit „Traumjobbörse“. Das machte uns neugierig. Dort standen klare Angaben über eine mögliche Mitarbeit in der Gemeinde. Unter den zu vergebenden ehrenamtlichen Aufgaben stand jeweils genau:
- Wie viel Zeit in der Woche oder im Monat muss ich investieren?
- Welche Gaben sollte ich mitbringen?
- Welchen Vorteil habe ich von der Mitarbeit – was kann ich dort erleben, wie kann ich meine Begabungen dort entwickeln?
- Wer ist meine Ansprechpartnerin bzw. mein Ansprechpartner dieses Arbeitsbereiches?
Gute Idee, dachten wir, und führten eine Traumjobbörse in unserer Gemeinde ein. Andere sahen das bei uns – und heute gibt es dieses Tool in einigen, leider noch wenigen Kirchengemeinden unserer Landeskirche. Es erweist sich immer wieder als unkompliziertes, wenig aufwendiges Instrument, die Gemeinde zu vitalisieren.
Wichtig ist eine Schnupperphase
Zugegeben, die Traumjobbörse ist ein Instrument der Komm-Struktur, nicht der Geh-Struktur. Voraussetzung sind attraktive Veranstaltungen, zu denen auch Menschen kommen, die sonst nicht die Gemeinde besuchen. Aber die meisten Gemeinden haben solche Strukturen, etwa bei einem Familiengottesdienst oder einem Erntedankfest. Unsere Erfahrungen:
- Am Anfang stand doch ziemlich oft noch die Pfarrperson als Ansprechpartner für die verschiedenen Arbeitsbereiche der Gemeinde auf dem Papier, nur wenige andere Namen tummelten sich dort. Macht nichts. Ist das Problem erkannt und läuft die Traumjobbörse an, ändert sich das nach und nach.
- Wichtig ist eine Schnupperphase. Keine potenziell neue Mitarbeiterin bzw. Mitarbeiter soll sich verpflichtet fühlen, sich bis zum Ende seines Lebens einzubringen. Deshalb ist es wichtig, gleich schon in der Formulierung der Traumjobs das Hineinschnuppern von drei oder sechs Monaten zu erwähnen.
- Leitende einzelner gemeindlicher Arbeitsbereiche erfahren neue Wertschätzung durch die Dokumentation auf der Traumjobbörse. Für alle ist sichtbar: Sie sind eigenverantwortlich Leitende.
Viele Schultern werden zum Segen
Dieses kleine, unscheinbare Werkzeug wird mit der Zeit zum Selbstläufer. Jede Kirchengemeinde kann mit einer Traumjobbörse arbeiten, auch Kirchengemeinden, die fast keine Mitarbeitenden haben, die ohne Pfarrperson auskommen müssen, deren Gemeindeleben fast nur aus Gottesdiensten mit Wenigen besteht. Dann ist der eine Traumjob: die Tür aufschließen, für Hygiene sorgen. Kaffee kochen. Blumen mitbringen oder Zettel für die Gebetsanliegen vorbereiten und so weiter. Auf je mehr Schultern die Aufgaben verteilt werden, mit desto mehr Freude ist jede und jeder dabei, und, nebenbei, desto mehr Menschen besuchen auch den Gottesdienst.
Gunter Schmitt ist Pfarrer und Systemischer Coach (EASC). Er war 20 Jahre lang Gemeindepfarrer und arbeitet seit sieben Jahren beim Missionarisch-Ökumenischen Dienst der pfälzischen Landeskirche und ist dort unter anderem zuständig für den Arbeitsbereich Gemeindeentwicklung.
Dieser Artikel ist im Kirchenmagazin 3E erschienen. 3E ist Teil des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.
Warum dies nicht eine gute Idee einer Gemeinde ist – und warum dies Charly Lücker auch noch als pervers bezeichnet – kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Neue Formen zu finden nicht nur in der Gemeindearbeit, sondern auch in der Suche nach Mitarbeitenden -ist doch vielfach sinnvoll. So ganz ohne Arbeit, Planung und Logistik funktioniert nichts, noch nicht einmal mein banales Einkaufen. Also lasst die Kirche im Dorf.
Habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt? 😉
Die Suche nach Mitarbeiter … wofür? Für Programme, die man dann als „Gottesdienst“ bezeichnet, obwohl sie eher nur in seltenen Fällen wirkliche Dienste an/für Gott sind. Programme sind keine Gemeinde und können sie auch nicht „herstellen“. Wir haben über die Jahrhunderte erfolgreich die echte, beziehungsorientierte Gemeinde durch Programme, Formen und Traditionen ersetzt, die sehr dazu geeignet sind, echte Beziehungen zu ersticken oder von vornherein zu verhindern.
Damit sind Programme nicht per se schlecht. Nur müssen diese ein Ausfluss der von Gott geprägten Gemeinschaft sein. Sind sie es nicht, sind diese auch nur „getünchte Gräber“.
Ich möchte die Kirche dort lassen, wo sie hingehört: an dem Ort echter, von göttlicher Liebe geprägter Gemeinschaft. Gemeinschaft primär mit Gott und ebenso mit den Glaubensgeschwistern und darüber hinaus zu allen Menschen, weil auch Gott diese liebt. In diesem Dorf können wir uns gerne treffen. 😉
Hallo!
Zum Text: was ist ein wendiges Instrument? Und zu Charly: was ist denn das wendige an den Programmen?
Gruß,
Petet
AUFwendig meinst du, oder? Das ist was anderes, als wendig=beweglich.
Programme, die immer mehr Aufwand beanspruchen, sind von Natur aus aufwendig. Was genau verstehst du daran nicht?
Das kann man aber auch nur gut finden, wenn man dem Irrtum aufsitzt, dass immer mehr Programm irgendwas mit Dienst für Gott zu tun hätte. Hat es nicht, es ist lediglich unbezahlte Arbeit um einen Eventbetrieb, der sich Gemeinde nennt, immer mehr auszubauen. Gemeinde, wie sie im NT beschrieben ist, sieht ganz anders aus! Immer mehr und aufwendige Programme haben nichts mit der Gemeinschaft der Gemeinde zu tun, die Jesus im NT vorgestellt hat. Das auch noch als „Traumjob“ zu verkaufen, wirkt einfach nur pervers. 🙁