Koma, Drogen, Selbstmordgedanken: Auf dem YouTube-Kanal „Zeugniskultur“ erzählen Menschen, wie Gott ihr Leben gerettet hat.
„Entrückt ins Paradies“, „Besser als jede Droge“, „Aus der Drogenhölle zurück ins Leben“ – Die Videotitel des YouTube-Kanals „Zeugniskultur“ versprechen bewegende und persönliche Gottesbegegnungen. Das Team zieht seine Motivation aus dem Missionsbefehl Jesu. So sollen die Videos „die Größe Gottes und seine Macht auf der Erde allen Menschen sichtbar“ machen. Das „Zeugniskultur“-Team glaubt, dass Gott „heute wie damals von Ängsten, Süchten und Zwängen befreit, dass er heilt und Menschen auf wundersame Weise begegnet.“
Keine Ahnung, ob Paul-Gerhard wirklich für vier Wochen im Paradies war. Das lässt sich schwer nachprüfen. Abgesehen davon machen die Zeugnisse einen seriösen Eindruck. Auch die Afrika-Missionarin Maria Prean wird interviewt. Die Gäste erzählen, wie sich ihr Leben durch das Eingreifen Gottes radikal zum Positiven verändert hat. Dabei geht es um kleine Dinge wie Abiturprüfungen, aber auch um Drogen und Selbstmord. Die Moderatorin und der Moderator lassen ihre Gäste erzählen und haken nur hin und wieder nach.
Wer hinter dem Kanal „Zeugniskultur“ steht, ist nicht einfach herauszufinden. Die Webseite befindet sich aktuell im Wartungsmodus. Auf Instagram gibt es eine Einladung zu einem Online Live-Talk mit Alexander Eberhardt, Juri Friesen, Musik-Pastor und Fronmann der Outbreakband, sowie Friedemann Meussling, Gründer und Leiter der Christlichen Musikakademie. Eberhardt taucht in den YouTube-Videos als Moderator auf. Er arbeitet als Hochzeitsfotograf.
Link: Die Zeugnisse und Wundergeschichten von „Zeugniskultur“ findest du auf YouTube.
Typische Nahtoderfahrung berichtet
Chuck Kunze: In einem muss ich leicht widersprechen. Paul Gerhard mit seiner Frau habe ich gestern gesehen auf einem Video, in dem er von einer typischen Nahtoderwartung berichtet. Diese Erfahrungen machen viele Menschen, und selbst Neurologen, insbesondere wenn sie es selbst erlebt haben, halten sie (zumindest in gewisser Weise) für real. Sie sind sich oft dabei sicher: Das Gehirn aber kann solche Erfahrungen nicht (alleine) produzieren. Manche Menschen durchleben auch einen Lebensrückblick, der sich anfühlt zeitlich wie ein ganzes und langes Leben, auch hochauflösender als jedes 3 D-Kino. Dabei wird häufig gleichzeitig erlebt, dass es Jahrzehnte sein könnten, aber möglicherweise auch nur Sekunden oder Minuten. Rückschluss vieler: Dort gibt es keine oder eine andere Form von Zeit. Menschen erleben sich durch ihren eigenen Körper, sehen sich aber auch selbst von außen, oder blicken sogar aus der Perspektive von im Leben begegneten anderen Menschen, insbesondere jenen, denen man Unrecht getan hatte, auf das Geschehen. Dabei erleben sie nicht selten eine Konfrontation mit ihren enormen Defiziten im Leben, vor allem auch der Lieblosigkeit. Aber ebenso, dass nicht Gott sie verklagt oder bestraft, sondern ihr eigenes Gewissen. Interessant dürfte sein, dass sich die Nahtoderfahrungen ähnlich bei allen Menschen gestalten, wobei es 1 bis etwa 11 verschiedene Erlebnismöglichkeiten (Elemente) in dieser Erfahrung gibt. (Tunnelerlebnis, wird von Angehörigen oder Engeln begrüßt bzw. begleitet, begegnet Gott einem großen und unendliche Liebe ausstrahlenden Licht, usw). Und auch, dass diese Erlebnisse sich aber nicht grundsätzlich zwischen Christen oder Menschen anderen Glaubens oder ohne ihn, wesentlich unterscheiden. Am Ende kommt ein Mensch wieder in sein ganz normales Leben zurück und wird es völlig anders leben. Wohlgemerkt: Es wird nicht unbedingt ein lupenreiner Christ aus ihm/ihr. Allerdings Christen selbst erleben eine Erlebniswelt, die doch deutlich christlichere Bilder generiert, also mit Engeln usw. Es sind meiner Meinung nach keine Gehirngespinste und auch nicht rein körperlich ausgelöste Visionen. Aber wenn man sie nicht als wirklich real bezeichnen könnte, dann sind sie möglicherweise auch ein besonderes Programm Gottes, welches im Grenzgebiet zwischen dem Gehirn und dem Himmel abläuft und dann auf den Erlebnishintergrund des betreffenden Menschen Bezug nimmt. Paul Gerhard war nach eigenen Angaben längere Zeit im künstlichen Koma, andere Menschen sind nur Minuten oder auch etwas längere Zeit klinisch tot, während sie diese Erlebnisse haben. Dazu gehören eine „Außer-Körperlichkeitserfahrung“, darin bestehend, sich meist von oberhalb seines Körpers zu sehen, der von den Ärzten behandelt wird. Dabei können diese Menschen oft präzise Vorgänge beschreiben, die sie unmöglich wissen konnten. Ausgesprochen selten sind Erlebnisse einer Hölle. Aber auch diese Menschen sind dann fast dankbar dafür, auch solche Negativerfahrungen gemacht zu haben. Sie dienen ihnen als Korrektiv. Allerdings Herr Gerhard war nicht 4 Wochen im wörtlichen Sinne tot bzw. im Paradies, sondern ganz einfach recht lange komatös. Er hat seine Jenseitserfahrungen wie eher als einen kurzen Tagesaufenthalt erlebt.
Da kann ich soweit zustimmen. Um so besser wäre es, wenn dies auch im Video so unterschieden und kommentiert würde.
Chuck Kunze: Gebe ich Ihnen recht.
Ich finde es schon bemerkenswert, dass Christen, die sich Christus so verpflichtet fühlen, bei all ihren Internetauftritten die DSGVO komplett ignorieren. Die schreibt immer, auch auf Wartungsmodusseiten, ein Impressum und eine Dataneschutzerklärung. Erst recht auch auf youtube-Kanälen.
Geheimsache Mission? Wie seriös wirkt sowas?
Grundsätzlich finde ich die Idee gut. Aber ehrlich? Paul Gerhard vier Wochen im Paradies? Da ist es dann auch schon vorbei mit seriös.
Fazit, gute Idee, und direkt versemmelt. 😒