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Wachet auf, ruft uns die Stimme

Dieses Lied gilt als „König der Choräle“. In der letzten Strophe kommt es zu einer heftigen „Freudenexplosion“. Dieser Ausbruch war so gewaltig, dass er später entfernt wurde.

  1. „Wachet auf“; ruft uns die Stimme
    der Wächter sehr hoch auf der Zinne,
    wach auf, du Stadt Jerusalem!
    Mitternacht heißt diese Stunde;
    sie rufen uns mit hellem Munde:
    Wo seid ihr klugen Jungfrauen?
    Wohlauf, der Bräut’gam kommt!
    Steht auf, die Lampen nehmt!
    Halleluja!
    Macht euch bereit zu der Hochzeit;
    ihr müsset ihm entgegengehn!
  2. Zion hört die Wächter singen;
    das Herz tut ihr vor Freude springen;
    sie wachet und steht eilend auf.
    Ihr Freund kommt vom Himmel prächtig,
    von Gnaden stark, von Wahrheit mächtig;
    ihr Licht wird hell, ihr Stern geht auf.
    Nun komm, du werte Kron,
    Herr Jesu, Gottes Sohn!
    Hosianna!
    Wir folgen all zum Freudensaal
    und halten mit das Abendmahl.
  3. Gloria sei dir gesungen
    mit Menschen- und mit Engelzungen,
    mit Harfen und mit Zimbeln schön.
    Von zwölf Perlen sind die Tore
    an deiner Stadt, wir stehn im
    Chore der Engel hoch um deinen Thron.
    Kein Aug hat je gespürt,
    kein Ohr hat mehr gehört
    solche Freude.
    Des jauchzen wir und singen dir
    das Halleluja für und für.

Philipp Nicolai


„König der Choräle“

Wilhelm Nelle, ein großer Gesangbuchkenner, hat das Lied „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ als den „König der Choräle“ bezeichnet. Das mag für den Text wie für die Melodie gelten. Das Lied ist um 1600 entstanden. Es hat nur drei Strophen – für die damalige Zeit ist es also bemerkenswert kurz.

Es ist ein ausgesprochen biblisches Lied. In den beiden ersten Strophen finden wir viele Anklänge an Jesu Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen (Matthäus 25,1-13). Aber auch in der dritten Strophe gibt es Bibelstellen zu entdecken: 1. Korinther 13,1; Offenbarung 21,21; 1. Korinther 2,9.

„Freudenspiegel“

Ehe „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ zum Gesangbuchlied wurde, war es in einem Buch mit dem schönen Titel „Freudenspiegel des ewigen Lebens“ zu finden. Das Buch hat der Dichter Philipp Nicolai – er war zuletzt Pastor in Hamburg – geschrieben. Der Titel dieses Buchs gibt den Ton an, auf den das Lied gestimmt ist: Freude. Überhaupt ist es fast unglaublich, wie viele Lieder in unseren Liederbüchern ausgesprochene Freudenlieder sind!

Wer dem Christentum den Vorwurf macht, es sei eine kopfhängerische Religion, sollte sich einmal in einem Gesangbuch umschauen. Er wird das Wort Freude sehr oft finden, dazu – was manchmal noch schöner ist – Zusammensetzungen, die das Wort Freude enthalten. Einige Beispiele: Freudenstunden – Freudenkrone – Freudenschein – Freudenströme, dazu ein Wort, das ich ganz besonders liebe: Jesus ist der Freudenmeister!

Jubelruf

Aber zurück zu „Wachet auf, ruft uns die Stimme“. Da tut „das Herz vor Freude springen“ (Strophe 2). Diese Freude übertrifft alles, was je ein Mensch gehört oder gesehen hat (Strophe 3). Ganz am Ende des Liedes kommt es zu einer regelrechten Freudenexplosion. Hier entlädt sich die Freude in dem Jubelruf „jo jo jo jo!“

Dieser Ausbruch ist so gewaltig, dass die Gesangbuchbearbeiter ihn schon früh durch das etwas zahmere „des jauchzen wir und singen dir …“ ersetzt haben. Dem Dichter des Liedes, Philipp Nicolai, verdanken wir auch die überaus starke Melodie. Kein Wunder, dass Johann Sebastian Bach zu Text und Melodie eine seiner schönsten Kantaten geschrieben hat.

Text: Reinhard Deichgräber


Hier findest du gute Gedanken zu weiteren altbekannten Chorälen und christlichen Liedern.

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