Das Werk des Neutestamentlers Prof. Jens Herzer über Pontius Pilatus bildet den inzwischen 32. Band der von der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig herausgegebenen Serie „Biblische Gestalten“. Der Rezension muss vorausgeschickt werden, dass es sich für den Rezensenten innerhalb dieser Serie um eine Premiere handelt.
Absicht des Buches ist sicher nicht eine lückenlose Pilatus-Biografie. Dafür weiß man letztlich einfach zu wenig über den römischen Präfekten, der seltsamerweise als einzige nicht-göttliche Person im Apostolischen Glaubensbekenntnis genannt wird. Trotzdem trägt der Autor hier eine Fülle an historischem Detailwissen zusammen und durchzieht es einer gründlichen Analyse. Als gelernter Theologe weist er an vielen Stellen nach, dass er auch das Werkzeug des Historikers überdurchschnittlich gut beherrscht. Als Quellen dienen ihm neben den einschlägigen Evangelientexten und einigen Paulusbriefen insbesondere Flavius Josephus und Philon von Alexandrien.
Werdegang des Pilatus
Anhand dieser Quellen wird nach bestem Wissen und Gewissen versucht, den Werdegang des Pilatus zum römischen Prokurator, seine Amtszeit, sein Verhältnis zu den jüdischen Protagonisten dieser Zeit, den Hohenpriestern Hannas und Kaiphas oder dem Tetrarchen Herodes Antipas, und seine Rolle im Prozess gegen Jesus zu analysieren. Hier lässt sich der Autor etwas zu sehr von der These, die Pilatus als Hauptschuldigen sieht, vereinnahmen. Er erwähnt leider nicht, dass Jesus selbst ihn in Joh. 19,11 zumindest von der Hauptschuld freispricht. Gut fand ich, dass er sich vom Antisemitismusvorwurf gegenüber dem Bibeltext in Mt. 27,25 klar distanziert.
Auch auf die Wirkungsgeschichte wird gründlich eingegangen, angefangen von der altkirchlichen Überlieferung, diversen Pilatuslegenden bis hin zur modernen Darstellung in Kunst, Literatur und Film. Das Buch endet dann auch mit Andrew Lloyd Webbers „Jesus Christ Superstar“, Mel Gibsons „Die Passion Christi“ und last but not least einem Ausschnitt aus Monty Pythons berühmt-berüchtigten „Das Leben des Brian“.
Von Johannes Renz
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