Verlag: SCM R.Brockhaus
Seitenzahl: 48
ISBN: 9783417289527

Jetzt bestellen >

Kerstin Toepel: Und alles leuchtet auf

Schon das Cover mit der Wolke in Form einer Katze und dem Mädchen, das im Schein der Laterne vorwärts geht, ist ein wahrer Hingucker! Sehr sorgfältig sind kleinste Details gezeichnet, sodass einiges fast fotorealistisch wirkt – und doch schwebt über allem eine märchenhafte Atmosphäre. Es ist eine wunderbare Einstimmung auf dieses liebevoll gestaltete Bilderbuch, das von „sieben bis 99 Jahre“ empfohlen wird und somit ausdrücklich auch für eine ältere Zielgruppe gedacht ist. Das ist kein Zufall: die Thematik, die hier behandelt wird, ist keine einfache.

Werbung

Das Buch handelt von Mila, einem ganz normalen Mädchen, mit dem man sich gerne identifiziert. Doch Mila hat ein Problem, namens Ilse. Ilse ist eine Katze, aber keine von der zutraulichen, schmusefreudigen Sorte, sondern ein ganz gemeines Biest, das ständig Milas Pläne durchkreuzt, indem sie an ihrem Selbstvertrauen kratzt und ihr damit jeglichen Mut nimmt.

Ilse verkörpert unsere Ängste und Sorgen, die sich allzu oft bei uns einnisten, breitmachen und sich nicht mehr vertreiben lassen – eine Situation, die wir in kleinerem oder größerem Ausmaß wohl alle kennen.

Eines Nachts entdeckt Mila in ihrem Garten eine Laterne, von der ein wärmendes, heilsames Leuchten ausgeht und die ihr eine persönliche Botschaft der Liebe und der Hoffnung übermittelt. Im Schein der Laterne wird Ilse plötzlich so klein und schweigsam, dass Mila wieder zu ihrem Lebensmut zurückfindet.

Jeder gläubigen Person dürfte die Symbolik bekannt sein: Jesus ist das Licht und unsere Laterne, mit der wir die allzu anhänglichen Sorgenkatzen aus unseren Leben verscheuchen können. Deshalb findet sich auf der ersten Seite dieses Buches der Bibelvers aus dem ersten Kapitel des Johannesevangeliums: „Das Licht scheint in der Dunkelheit, und die Dunkelheit konnte es nicht auslöschen.“ (Johannes 1,5) Die aussagekräftigen Bilder in wundervoller Farbgebung unterstreichen diese Aussage und die dazugehörigen Emotionen meisterhaft.

Textlich wird jedoch keine Verbindung zu Gott oder Jesus hergestellt, weswegen für Leser und Leserinnen ohne christlichen Hintergrund undeutlich bleibt, was es denn mit diesem Leuchten auf sich hat – und wohl ein Märchen unter vielen bleiben wird. Dass glaubensfremde Leser und Leserinnen mit der Interpretation dieser ansprechenden Geschichte so alleine gelassen werden, finde ich sehr schade.

Für Gläubige ist die dahinterliegende Botschaft eine Richtige und Wichtige: die göttlichen Zusagen, geliebt und wertvoll zu sein, lassen uns Unsicherheiten und Selbstzweifel überwinden. Dass sie so vereinfacht dargestellt wird, nimmt ihr zwar einen Hauch Tiefgründigkeit, lässt sie aber dafür schon für Kinder lebendig werden.

Allerdings ist diese Message nicht ganz unproblematisch, kann sie doch zu der Annahme verleiten, dass eine Jesus-Laterne automatisch seelische Tiefs wegleuchtet. Wenn jedoch jemand an einer klinischen Depression leidet, ist eine solche Aussage (und eine entsprechende Erwartungshaltung von Angehörigen) wenig hilfreich, ja, im schlimmsten Fall sogar schädlich. Deswegen hätte ich mir einen Hinweis zu einem „sinnvollen“ Gebrauch dieser Botschaft gewünscht.

Aus diesem Grund hoffe ich, dass dieses wirklich wunderbar illustrierte Buch mit dem nötigen Fingerspitzengefühl behandelt wird, damit es in vielen jüngeren und älteren Menschen seine heilsame, befreiende Wirkung entfalten kann!

Von Karin Engel

Leseprobe (PDF)

ZUSAMMENFASSUNG

Ein wunderschönes Bilderbuch für ältere Kinder und Erwachsene, in dem es um das Überwinden von Selbstzweifeln und Ängsten geht. Von einer überaus talentierten Künstlerin einfühlsam illustriert und erzählt. Mit einer wichtigen Botschaft, die allerdings richtig interpretiert und angewendet sein will.
Ein wunderschönes Bilderbuch für ältere Kinder und Erwachsene, in dem es um das Überwinden von Selbstzweifeln und Ängsten geht. Von einer überaus talentierten Künstlerin einfühlsam illustriert und erzählt. Mit einer wichtigen Botschaft, die allerdings richtig interpretiert und angewendet sein will. Kerstin Toepel: Und alles leuchtet auf