„Sola Gratia“ – „allein die Gnade“ – ist einer der viel zitierten Grundgedanken von Luthers Reformation. Einige zeitgenössische Prediger jedoch halten die Reformatoren für noch „zu wenig reformiert“ und predigen eine „Revolution der Gnade“. Ihre These: „Gott hat nicht nur deine Sünden bedeckt, er löschte die Sündhaftigkeit in dir aus.“
Der Bibellehrer Michael L. Brown hat es sich mit diesem Buch zur Aufgabe gemacht, diese Gnadenreformation zu hinterfragen und auf biblischer Grundlage zu kritisieren. Er bezeichnet sie als „Hyper-Grace“; „hyper“ im Sinn von „hervorragend, grandios“ und „hyper“ im Sinn von „übertrieben, verfälscht, gefährlich“. Diese beiden Aspekte arbeitet er mithilfe von unzähligen Zitaten und Bibelstellen heraus.
Die vielen Informationen und Verweise (allein das Quellenverzeichnis ist 28 Seiten lang!) sind nicht gerade locker-flockig zu lesen, bieten dafür viel Tiefgang. Sie ermöglichen dem Autor, direkt und konkret auf bestimmte Aussagen einzugehen.
Dr. Brown bringt seine Kritik sehr liebevoll und differenziert an und lässt dabei sogar die positiven Wirkungen der Hyper-Grace-Botschaft nicht aus.
Die grundlegenden Gedanken zum Thema Gnade, Errettung und Heiligung machen das Buch prinzipiell für alle Interessierten lesenswert. In einige Kapiteln kritisiert der Autor jedoch auch (menschliche) Auswüchse der Bewegung, die mit der eigentlichen Theologie wenig bis nichts zu tun haben. Damit wendet er sich mehr an eine Leserschaft, die sich ganz konkret mit der Gnadenbewegung in ihrer Gesamtheit auseinander setzen will.
Von Karin Engel
