Verlag: SCM R.Brockhaus
Seitenzahl:
ISBN: 9783417000887

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Thomas Härry: Die Seele des Leitens

Eine persönliche Leseempfehlung von Pastor Lothar Krauss (der Leiterblog).

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Jetzt hat er es wieder getan! Ich habe nicht damit gerechnet. Ehrlich gesagt dachte ich, dass er in seinen bisherigen Arbeiten schon das Feld abgesteckt hat. Und jetzt das. Mit meinen beiden Freunden haben wir es uns vorgenommen. Bald 40 Jahre begleiten wir uns schon gegenseitig. Wir sind immer offen für großartige Impulse. Härry hat jetzt so einen in unsere Hände gelegt. Krass, Respekt, Thomas! Und Danke!

Unterschätze niemanden!

In meiner Schlussphase meiner pastoralen Tätigkeit in Esslingen am Neckar habe ich Thomas erstmals getroffen. Über 10 Jahren ist das schon her. Etliche interessante Gespräche und manche gemeinsame Erfahrungen begleiten uns seither. Thomas ist eine tolle Inspiration für mich. Seine Bücher ein MUSS. Alle. Mit Echt und stark ging es los, die Liste ist in der Zwischenzeit lang geworden. Thomas ist produktiv. Seine Vorträge sind erste Sahne. Zuletzt beim Willow Kongress in Leipzig. Ich fand – sein Beitrag gehörte zu den absoluten Highlights des Kongresses. Also für mich. Nicht umsonst bekommt er beste Bewertungen.

Aber ehrlich: ich dachte, dass Thomas das Wesentliche, was er zum Thema verstanden, gelernt und reflektiert hat, nun hinreichend zwischen die bisherigen Buchdeckel gepackt hat. Leitung, Führung ist eines seiner großen Themen. Selbstführung darin noch einmal zugespitzt. Seine Bücher haben zum Teil das Zeug zum Klassiker christlicher Führungsliteratur. Und dann das: »Die Seele des Leitens – Vom guten Umgang mit anderen und mit sich selbst« Sein neues Buch, das auf dem Vortrag in Leipzig aufbaut.

Getroffen, verstanden, ermutigt!

Diese Worte findet Dr. Corinna Schubert in ihrem Vorwort, um die Wirkung des Vortrages in Leipzig auf uns zu fassen. So ist es. Im Buch geht es jetzt weiter, noch tiefer! Thomas wirft tief einen Blick in die Seele des Menschen, der Leitungsperson. Und ich fühle mich in den Spannungsfeldern, die ich in den letzten Jahrzehnten durchlebt habe, sehr verstanden. Was braucht meine Seele? Ich werde in kein Schema gepresst, sondern behutsam „zu mir selbst“ geführt. Ich darf sein, empfinden, wahrnehmen. Auch meine Furcht und meine Ängste werden nicht ausgespart. Wir durchstreifen mit ihm die Minenfelder von Leitung. Sie sind mir nur allzu vertraut. Und Thomas reflektiert auch sich selbst sehr ehrlich und offen:

Sie und ich, wir sind eine einzigartige Mischung aus Größe und Begrenzung. Aus göttlichem Lebenshauch und Staub.

Gott der Seelenkenner

Härry öffnet uns behutsam und freundlich mit seinem Buch den Blick und begleitet uns zu einer guten Selbstwahrnehmung. Die Fragen am Ende der Kapitel helfen in der Selbstreflexion. Er zeigt uns dabei nicht nur einen Weg, den wir gehen sollten. Er geht ihn selbst. Immer wieder. Immer neu. Es ist der Weg zu Gott, der unsere Seele kennt. Und der der Versorger unserer Seele sein will. Wo diese Erfahrung in ihrer Vielschichtigkeit, die Härry beleuchtet, sich einstellt, da können die falschen Quellen versiegen, die wir Leitende so gerne doch aufsuchen. Unsere „Kehle“ wird gestillt. Gott handelt. Mit uns.

So gesättigt und gestillt werden wir nicht in den Ruhestand versetzt oder auf einen reinen Beobachterposten verlegt. Gott handelt. Mit uns. Der Schöpfer bezieht uns mit ein, wenn er seine Schöpfung versorgt. Und damit lauert auch gleich eine Gefahr.

Nämlich die, dass wir uns verausgaben und mehr Verantwortung übernehmen, als das angemessen und nötig ist. Thomas zieht in diesen Passagen feine Linien und wird sehr konkret. Er wirft die entscheidenden Fragen auf:

Wie mit den Bedürfnissen anderer umgehen als Leitungsperson? Wie mit unseren Mitarbeitenden und ihren Bedürfnissen als Verantwortliche verfahren.

Auch arbeitet er praktische Leitlinien mit uns Lesern heraus, die uns zu konkretem Handeln inspirieren. „So könnte ich es versuchen“, denke ich ermutigt. Nicht autonom, sondern immer in Verbindung mit unserer Quelle, die uns als Leitungspersonen selbst versorgt:

Nur wer versorgt ist, kann sein Bestes geben. Kann leidenschaftlich nachfolgen und nach Gottes Willen leben.

Sein Bild von Kirche:

„Manche postmoderne Kirche präsentiert sich so, als wäre sie vor allem ein Ort der Coolen, Hippen und Leistungsstarken dieser Gesellschaft. Das verzerrt das Bild der Kirche, das im Neuen Testament gezeichnet wird. Es schadet ihr mehr, als dass es sie fördert.“

Das passt zur Grundlinie, die Thomas in dem Buch, in seinem ganzen Grundverständnis von Leitung, Reife, Entwicklung verfolgt: echt zu sein, anstatt perfekt, ist ihm so wichtig. Aufrichtig, offen, selbstkritisch und selbstreflektiert. Dieser Ansatz führt in immer wieder neu auch zur Frage der Selbstführung! Selbstleitung. Die schwerste Aufgabe.

Thomas Härry spart die schwierigste Leitungsaufgabe nicht aus. Kommt nun bekannter Stoff aus früheren Büchern von ihm, frage ich mich? Schlimm wäre das nicht. Die Qualität seiner früheren Arbeiten ist unbestritten. Thomas bleibt seinem Kernanliegen des Buches treu und taucht mit diesem Fokus in die Frage der Selbstleitung ein. Starke Formulierungen malen Bilder in meinen Gedanken, die mich noch lange begleiten. Zum Beispiel dieser Satz:

Wir alle tragen die Gefährdung in uns, uns an Gottes Schafen weiden zu wollen, statt Gottes Schafe zu weiden.

Die Fallen der Leitungsperson

Richtig stark finde ich die Beschreibung der drei Fallen, die auf Personen in Leitungsverantwortung lauern:

  • Die Erfolgsfalle (»Nicht der Erfolg wird mir zur Not, sondern die Erwartung, dass er meinen Seelendurst stillt.«)
  • Die Lähmungsfalle (»Zu den häufigsten Krisen im Leben von Leitern gehört die innere Lähmung.«)
  • Die Trostfalle: wenn ich mich gelangweilt fühle, wenn ich mich einsam fühle, wenn ich Wut im Bauch mit mir herumtrage, wenn ich mich anhaltend gestresst fühle, wenn ich übermüdet bin.

Der schnellste und effektivste Weg, eine Führungskraft zu Fall zu bringen, besteht darin, sie über ihre eigenen Füße stolpern zu lassen.

Was mache ich jetzt damit?

Nur wenige Tage brauche ich, um die 160 Seiten in überschaubaren Portionen Morgen für Morgen zu genießen. Am Ende ist mir klar, dass ich nur einen Teil dieses Schatzes für mich gehoben habe, wenn ich das Buch „nur lese“. Ich muss mehr damit machen. Und so beschließen meine beiden Freunde und ich, dass wir gemeinsam „Die Seele des Leitens“ intensiv lesen, reflektieren und persönlich verarbeiten. Dann, monatlich, treffen wir uns zu einem Zoom-Meeting. Dort wollen wir uns austauschen, miteinander reflektieren und auf diesem Weg die Inhalte Abschnitt für Abschnitt in unser Leben sacken lassen.

Von Lothar Krauss (der Leiterblog)

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ZUSAMMENFASSUNG

Starke Formulierungen, großartige Impulse. Aufrichtig, offen, selbstkritisch und selbstreflektiert. Volle Leseempfehlung!
Starke Formulierungen, großartige Impulse. Aufrichtig, offen, selbstkritisch und selbstreflektiert. Volle Leseempfehlung!Thomas Härry: Die Seele des Leitens