Die Bezeichnung Buch greift viel zu kurz. „ROOTS“ ist eine Mischung aus Sachbuch, Predigt und Bildband. Für meinen Geschmack eine wirklich gelungene Kombination.
Tobias Teichen führt zum Ursprung des Glaubens und damit zum Alten Testament. Die gängigen Bezeichnungen Altes Testament und Neues Testament ergeben für ihn allerdings keinen Sinn. Das Alte Testament ist nicht alt, sondern ebenso wichtig wie das Neue Testament. Deshalb benutzt er die Begriffe erster und zweiter Teil der Bibel … und der Leser merkt sofort, mit welcher Art Autor er es zu tun hat.
Tobias Teichen gräbt tief, eben bis an die „Wurzeln“. Ahnenforschung ist heutzutage sehr beliebt. Menschen machen sich auf die Suche nach ihren familiären Wurzeln. Warum? Weil in ihnen ein wichtiger Teil ihrer Identität liegt. Tobias Teichen kennt viele Menschen, die in einer Identitätskrise stecken: „Ich wage zu behaupten, dass viele Christen sich in einer ähnlichen Identitätskrise befinden, denn sie kennen ihre christlichen oder, besser gesagt: hebräischen Wurzeln nicht.“ Was der Autor allerdings nicht behauptet ist, dass er der Weisheit letzten Schluss gefunden hat. Das Buch soll ein Anstoß sein, „an der einen oder anderen Stelle tiefer zu gehen. Weiterzusuchen und vielleicht auch deine eigene, ganz andere Sichtweise zu finden.“
Von der ersten bis zur letzten Seite wird der Leser zum Mit- und Nachdenken angeregt. Wer glaubt, ROOTS seit auf Grund des Themas ein theoretisches und deshalb langweiliges Buch, der irrt. Das Buch spricht eine moderne Sprache, der Leser wird mit dem beziehungsorientierten „du“ angesprochen und die Verbindungen zum Alltag lassen keine Langeweile aufkommen. Es fordert dazu auf, das eigene Gottesbild zu hinterfragen. Denn „wenn ich Gott nicht richtig verstehe, kann ich auch meine christliche Identität nicht verstehen“.
Wie sieht der Weg zu den Wurzeln des Glaubens, und damit zum wirklichen Wesen Gottes, nun aus? Vor allem braucht man für den ersten Teil der Bibel die „3D-J-Brille“ (steht für die ultimative 3D-Jesus-Brille). Mit ihrer Hilfe „werde ich alles schärfer sehen und quasi auf jeder Seite Jesus und den guten Plan entdecken können“. Los geht es bei Gottes Bund mit Abraham. Weiter mit Gottes Bund mit Mose. Und endlich mit dem Bund mit Jesus. Danach widmet sich Tobias Teichen sehr ausführlich dem Volk Israel, den Juden und der Beziehung von Juden und Christen. Wie ist das mit dem Ölbaum und den eingepfropften Zweigen? Wie ist das mit der Verblendung der Juden? Sind Christen besser als Juden? Hat das heutige Israel noch etwas mit den Christen zu tun? Juden für Jesus gewinnen – wenn ja, wie? Herausfordernde Fragen, denen genauso herausfordernde Antworten folgen.
Tobias Teichen ist Pastor des ICF München. ROOTS weckt Interesse auf mehr von ihm. Wen die typische ICF-Art anspricht (zum Beispiel die Verwendung englischer Begriffe), wird das Buch mit viel Gewinn lesen. Back to the roots!
Von Christiane Zeigermann