Verlag: Herder
Seitenzahl: 208
ISBN: 9783451399039

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Tomáš Halík: Traum vom neuen Morgen

Es ist ein besonderes Buch, das der tschechische Soziologe, Religionsphilosoph und römisch-katholische Priester Tomáš Halík unter dem Titel „Traum vom neuen Morgen. Briefe an Brückenbauer“ im August 2024 vorgelegt hat. Dem Aufbau nach sind es gesammelte Briefe an einen imaginären Papst seiner Träume, wie Halík schreibt. Dieser Papst heißt Raphael, was so viel bedeutet wie „Gott heilt“. An dieser Stelle könnte man denken, dass sich das Ganze ziemlich komisch anhört, höchstens für katholische Christen interessant sein könnte und dass es sich hier um kein lesenswertes Buch handelt. Damit liegt man aber ziemlich falsch!

Denn auf sehr persönliche und tiefgreifende Weise gibt Tomáš Halík auf knapp 200 Seiten Einblick in seine Gedankenwelt. In den kurz gefassten Kapiteln oder besser Briefen von circa 20 Seiten breitet der Autor dem Leser sein theologisches Denken aus. Dies ist bereits ein Grund, warum man dieses Buch gelesen haben sollte. Der amtierende Bundespräsident Steinmeiner hat über Halík gesagt, dass dieser einer der bedeutendsten religiösen Autoren der Gegenwart sei. Wenn Steinmeier recht hat – und man kann nach der Lektüre des Buches zu diesem Schluss kommen – sollte man etwas von Tomáš Halík gelesen haben.

Man kann schwer in wenigen Sätzen formulieren, worum es in „Traum vom neuen Morgen“ geht. Halík schreibt viel über die tiefere Bedeutung von Glaube, Liebe und Hoffnung. Er schreibt über seinen Traum von einem sich selbst entäußernden Christentum, das die Arroganz der Wahrheitsbesitzer und die Sehnsucht nach Macht und Privilegien ablegt. Ein Christentum, das wieder nah bei den Menschen ist und Jesus ähnlicher wird. Er schreibt darüber, dass wir Jesus nicht innerhalb unserer eigenen Festungen und Sicherheiten finden werden, sondern, dass wir im Hier und Jetzt nach ihm suchen müssen. Er beschäftigt sich mit der Frage, wie man die Hölle leeren und den Himmel füllen kann und mit so vielem mehr.

Bei alldem wird deutlich, was Halík selbst antreibt. Für ihn bleibt Theologie Hermeneutik – also Auslegung – des Geheimnisses. Zu einem reifen Glauben gehöre auch die Fähigkeit, mit offenen Fragen zu leben, mit der Offenheit für ein weiteres Wehen des Geistes in unserem Leben. Diese Offenheit von Halíks Gedanken lohnt sich und man sollte sie sich zumuten.

Wenn man mit den letzten Seiten des Buches fertig ist, hat man so manch Überraschendes gelesen. Was auf jeden Fall bleibt, sind neue und wirklich inspirierende Gedanken, die Mut machen und Hoffnung geben, gerade in der heutigen Zeit aus alten Denkmustern auszubrechen und sich auf den Weg zu machen, das Geheimnis des christlichen Glaubens besser zu verstehen. Halík bleibt hierbei meist fragend und dabei doch so bestechend klar, dass man wirklich fasziniert sein muss. Hierzu passt es, wenn Halík schreibt, dass wir weder die Wahrheit noch die Liebe besitzen. Man könne aber in ihnen, durch sie und für sie leben.

Von Florian Wagner

Leseprobe (PDF)

ZUSAMMENFASSUNG

Wer ein Interesse an tief theologischen und philosophischen Gedanken hat, die nicht hochgestochen daherkommen, sondern nachdenklich, eher leise und mit einer Liebe zu Gott und dieser Welt, der sollte dieses Buch unbedingt lesen.

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