Erstmals seit dem Holocaust ist am Mittwoch eine aus Deutschland stammende Frau im eigenen Land zur Rabbinerin ordiniert worden.
Die gebürtige Nürnbergerin Antje Yael Deusel wurde in der Bamberger Synagoge «Or Chajim» zusammen mit vier weiteren Absolventen des liberalen Potsdamer Abraham-Geiger-Kollegs vom US-amerikanischen Oberrabbiner Walter Jacob aus Pittsburgh in ihr Amt eingeführt.
Neben der 51-jährigen Deusel wurden der aus dem französischen Lille stammende Yann Boissière, der Ukrainer Yuriy Kadnykov, der gebürtige Bielefelder Jona Simon und Paul Moses Strasko aus Montana in den USA ordiniert. Die Rabbiner werden in jüdischen Gemeinden in Paris und Genf, Bamberg und Mönchengladbach sowie an einem Ort in Niedersachsen arbeiten.
Oberrabbiner Jacob ordinierte die fünf neuen Rabbiner nacheinander in einer kurzen Segenszeremonie, indem er jeweils seine beiden Hände in Richtung ihrer Schultern ausstreckte. Dabei sprach er jahrhundertealte Segensworte. Antje Yael Deusel wurde mit den Worten «Lehre, lehre und tue alles, was du nur tun kannst für die ganze Menschheit» gesegnet.
Zu dem Festakt in der Bamberger Synagoge waren neben zahlreichen Rabbinern aus aller Welt auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU), der Präsident des Zentralrates der Juden, Dieter Graumann, der Präsident des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern, Josef Schuster, sowie Bayerns evangelischer Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Bambergs katholischer Erzbischof Ludwig Schick gekommen.
Das Abraham-Geiger-Kolleg wurde 1999 gegründet und arbeitet mit der Universität Potsdam zusammen. Die ersten drei Absolventen wurden 2006 in Dresden zu Rabbinern ordiniert. 2009 und 2010 folgten in Berlin weitere Ordinationen, darunter der ersten Frau, die nach dem Holocaust in Deutschland zur Rabbinerin ordiniert wurde.
(Quelle: epd)
