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Bitterkräuter, Mazzen, Lamm: Gründonnerstag im Zeichen jüdischer Tradition

Wie feierte Jesus das erste Abendmahl? Die Freie evangelische Gemeinde Kassel-Ost wagte den Selbstversuch und verbrachte einen Abend voller jüdischer Traditionen. An Gründonnerstag feierten 65 Gäste gemeinsam das Seder-Fest. Und lernten dabei alte Bräuche neu kennen.

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Eine Glocke erklingt. Im Saal wird es ruhiger. Die Besucher sitzen gespannt auf ihren Plätzen an den festlich gedeckten Tischen. Auf was sie sich da wohl eingelassen haben? Diese Frage steht vielen Gästen ins Gesicht geschrieben.

„Viele wissen nicht, was ein Sederabend ist“, sagt Klaudia Fitz. Nicht weiter schlimm, denn ihr Mann Ben, Organisator der Feier, erklärt, worum es geht. „Der Sederabend ist Auftakt des Pessach-Festes, an dem sich Juden weltweit an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten erinnern und die Befreiung aus der Sklaverei feiern.“ Sich einmal in diese Tradition hineinzuversetzen und damit auch ein Stück weit in die Zeit Jesu einzutauchen – aus diesem Grund wagt die FeG Kassel-Ost an diesem Gründonnerstag die Reise in eine fremde Welt.

Ben Fitz warnt vor: „Das hebräische Wort Seder bedeutet Ordnung.“ Dass Ordnung an diesem Abend wörtlich gemeint ist, wird den Gästen spätestens dann klar, als sie einen Blick in ihre Pessach-Haggadah werfen, die den Ablauf der Sederfeier enthält. Alles ist durchgeplant.

Herbert Helfenbein, Mitglied der Gemeinde, hat das Amt des Hausvaters übertragen bekommen und führt durch den Abend. Er übernimmt diese Aufgabe gern. Und gut. Das ist wichtig, denn bei solch einem Fest gilt es viele Regeln zu beachten. Alles, was man zu sich nimmt, und auch die Art, wie man es zu sich nimmt, ist festgelegt und hat symbolische Bedeutung. Davon allerdings ist Rebekka Fabry, eine der Gäste, besonders angetan: „In unserer Kultur gibt es ja nicht mehr so viele Bräuche und Symbole. Es ist spannend, einmal Einblicke in eine andere Tradition zu bekommen, wo alles eine Bedeutung hat. Das ist für mich etwas Besonderes.“

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Keine der Speisen, die auf dem Sederteller liegen, ist zufällig ausgewählt worden. Die in Salzwasser getauchten Bitterkräuter beispielsweise sind ein Zeichen für die Bitternis der Sklaverei, für Schweiß und Tränen, die in Ägypten geflossen sind. Das ungesäuerte Brot, die Mazzen, symbolisieren jene Hast, mit der die Israeliten aus Ägypten aufgebrochen sind. Sie waren so sehr in Eile, dass sie nicht einmal mehr Zeit hatten, ihre Brote zu säuern.

Ungewohnte Speisen für die Gäste der Sederfeier. Amüsiert beobachtet man, wie alle das Gesicht verziehen, wenn sie in die salzigen Kräuter beißen. Das macht die Situation ungewollt komisch und lockert den feierlichen Ablauf auf. Der Spaß daran, die jüdischen Traditionen für sich zu entdecken, steht ganz klar im Vordergrund. So wie auch die persönliche Begegnung untereinander. Immer wieder bleibt zwischen den einzelnen Gängen Zeit für Gespräche über Gott und die Welt. Auch über diesen Sederabend.

Der Hausvater Herbert Helfenbein erklärt, wie er die Feier erlebt: „Zunächst einmal finde ich es schön, dass man diesen Abend mit allen Sinnen genießen kann, durch das Essen, durch die Musik. Außerdem sind einfach alle daran beteiligt.“ Alle haben bei dieser Feier ihren Platz, ältere Menschen ebenso wie Kinder.

Sich in die Gedankenwelt des Pessach-Festes hineinzuversetzen und auch den Zusammenhang zwischen der Sederfeier und dem ersten Abendmahl zu entdecken, dazu lädt Mario Wege, Pastor der Gemeinde, ein. In einer kurzen Andacht stellt er die Verbindung zwischen jüdischer Tradition und christlichem Glauben her. „Mich mit dieser Feier auseinanderzusetzen hat mir noch einmal einen völlig neuen Blick auf das Abendmahl eröffnet. Ich werde es sicherlich auch an Karfreitag anders wahrnehmen als zuvor.“ Wahrscheinlich wird es den meisten der Gäste ebenso gehen.

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Die Glocke klingelt ein letztes Mal. Für viele war dies ein Abend, an dem sie Neues erfahren, gehört und erlebt haben. Voll von frischen Eindrücken – und natürlich nicht zuletzt auch vom leckeren Lammbraten – lassen die Gäste den Abend ausklingen. Ben Fitz jedenfalls ist zufrieden: „Genau so hatte ich mir das vorgestellt. Die aufwendige Vorbereitung hat sich gelohnt.“ Nächstes Jahr soll es wieder einen Sederabend geben. „Da wissen wir ja dann, wie es geht.“

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