- Werbung -

EU-Parlament fordert Beibehaltung von Recht auf Abtreibung in den USA

Das Europaparlament hat die Beibehaltung des Rechts auf Abtreibung in den USA gefordert. Ein Verbot würde sich unverhältnismäßig auf arme und rassistisch benachteiligte Frauen auswirken.

364 Abgeordnete des Europaparlaments stimmten am Donnerstag in Straßburg einer Resolution zu, die den Obersten Gerichtshof in Washington ermahnt, das Urteil im Fall „Roe v. Wade“ von 1973 aufrechtzuerhalten, das nach Medienberichten vom Mai kippen könnte. Es gab 154 Nein-Stimmen und 37 Enthaltungen.

- Werbung -

Der Text verurteilt „die Rückschritte bei den Rechten der Frauen und der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und den damit verbundenen Rechten weltweit“, der Fokus liegt auf den USA. Präsident Joe Biden wird aufgefordert, sich weiter für das Recht auf Abtreibung einzusetzen. Die Abgeordneten machen unter anderem geltend, dass ein Verbot sich unverhältnismäßig auf arme und rassistisch benachteiligte Frauen auswirken würde.

Anfang Mai hatte das Magazin „Politico“ den Entwurf eines erwarteten Urteils des Obersten Gerichts veröffentlicht. Er legt nahe, dass das historische Urteil von vor knapp 50 Jahren kippen könnte, das Abtreibungen legalisierte. Der Supreme Court befasst sich seit Dezember mit der Verfassungsmäßigkeit eines Anti-Abtreibungsgesetzes im Bundesstaat Mississippi.

Pressemeldung des Europaparlaments (Deutsch)

Quelleepd

11 Kommentare

  1. Ein ethisch schwieriges Problem

    Vor vielen Jahrzehnten, als ich noch ein junger Mann war, sagte ein Pfarrer zum Thema Schwangerschaftsabbruch: „Das ist aber ethisch ein ganz schwieriges Problem. Zumal wenn es sich nur um einen kleinen Zellhaufen handelt“! Es gab dann Zeiten, da mutierte ich zu einem fast schon radikaler Abtreibungsgegner. Was mich wankend macht ist heute das Wissen, dass die Natur erstaunlicherweise häufig Schwangerschaften beendet, beispielsweise wenn wir hier Frauen beispielsweise familiär überfordert sind. Oder weil gesundheitliche Probleme ebenso dazu führen. Nun will ich hier ungern das Argument einführen, dass Gott neben zum Tode führende Krankheiten auch die Fehlgeburt himmlischerseits vorbestimmt. Wenn man dies, und alles was uns umfassend gesundheitlich betrifft, als Werk Gottes ansehen würde, dann müssten logischerweise alle Ärzte gegen den Willen Gottes arbeiten (der schickt ja die Krankheiten, die Ärzte heilen können). Oder sie reanimieren Leute, die der Himmel auf der Stelle umfallen und sterben lassen wollte. Ganz klar ist hier mein Standpunkt: Ich würde nicht abtreiben, wenn ich eine Frau wäre. Aber leider – oder gottseidank – bin ich keine – und außerdem schon zu alt. Es gibt als Ausweichmöglichkeit für ungewünschte Schwangerschaften allerdings noch die Möglichkeit einer Adoption. Was mich stört: dass sich hier die fulminante amerikanische Idee eines (angeblich) völlig unabhängigen Verfassungsgerichtes, jetzt endlich wieder andere Seiten aufzuziehen, nun irgendwie einreiht in die republikanische Denkungsart. Das gilt dann auch gegenüber der angeblichen Sündhaftigkeit der Homosexualität. Oder dass man der Gewalt an Schulen besser Herr wird, wenn die Lehrer*innen mit schweren Waffen ausgerüstet werden. Dazu kommt noch der zugespitzte Gedankenirrtum, liberale und eher linksverortete Menschen seien Kommunisten. Natürlich hat dann der Staat auch nicht die Aufgabe, den Schwachen, Kranken und Armen zu helfen, auch nicht mit vollzahlenden Krankenversicherungen. Das tun dann in langen amerikanischen Wintern die Wohlfahrtsorganisationen, ohne die viele Arme verhungern oder erfrieren würden. Ergo: Ein Mensch muss stark sein, seine Probleme selbst lösen, das Einkommen selbst erwirtschaften und sein Gott verlangt das auch. Denkt man auf dieser Ebene bis ans Ende, wird das Ganze sehr unchristlich und unbarmherzig. Daher würde ich eine Menschin mit Schwangerschaftsabbruch auch nicht verurteilen. Aber ich würde, wenn ich könnte, alles tun dass sie diesbezügliche eine andere Entscheidung treffen könnte. Und da schließt sich der Kreis der nicht genialen aber richtigen deutschen Regelung, nämlich Beratung rechtlich verpflichtend zu machen für eine gesetzlich nicht bestrafbaren Handlung unter Bedingungen. Dies erfüllt nicht alle meine Wünsche nach einer widerspruchsfreien Ethik, aber damit wird mehr geholfen als mehr Schaden zugefügt. Was hätte Jesus in solchen Fällen vielleicht getan: Er würde Betroffenen helfen, denn damit wird dem Problem der ungewollten Schwangerschaft seine Dynamik genommen. Zudem würde sich Jesus nicht auf die Marktplätze oder in Fernsehsendungen setzen, mit den Schuhen auf die Tische schlagen und den Stab über die Frauen brechen. Eher könnte ich mir vorstellen, dass er wie einst über Jerusalem über die vielen Abtreibungen weint. Dass Menschen sich selbst Schäden zufügen, weil sie dem Leben gegenüber nicht achtsam waren. Aber genauso würde er vergeben und sagen: „Mach es nicht wieder „! Vielleicht würden dann die Scheinheiligen nicht mehr mit Steinen werfen, weil wir alle nicht perfekt sind.

    • Herr Hehner, sie sind ein Gutmensch. Bravo. Ich bin nur ein guter Mensch. Danke für ihren Bericht.
      .

      • Lieber Herr Dieter, ich bin gerne ein Gutmensch. Obgleich der Begriff „Gutmensch“ gerne gebraucht wird für Zeitgenossen, die ihre Hilfsbereitschaft und eine gewisse dümmliche Naivität miteinander kombinieren. Ganz alt und aus der Zeit der Blumenkinder sowie der Jesus-People stammt der alte Witz mit langem Bart von dem langhaarigen Jüngling, der die alte Oma über eine Straße führt, die sie nie überqueren wollte. Ich meine aber, dass wir andere Menschen auch Entscheidungen treffen lassen müssen, die wir selbst nie und nimmer treffen würden. Beim Abtreibungsproblem ist dies aber (zugegeben) immer ein Ritt auf der Rasierklinge. In den USA ist das faktisch völlige Verbot eines Schwangerschaftsabbruches allerdings als eigenständig behauptetes Thema eher ein Symptom, wie eine extrem politisch-religiöse Strömung vieles unter Vorbehalt stellt. Das kann so weit gehen, dass Konservative ihre Kinder aus der Schule nehmen, oder gegen sie klagen, weil da die Evolutionslehre verkündet würde, obwohl Darwin doch auch ein religiöser Mensch war. Und natürlich wurde die Welt in 6 Tagen.

  2. Was geht das dem EU-Parlament an?

    Es ist erschreckend wie sehr sich manche Länder in die Angelegenheiten anderer Länder einmischen. Die USA wissen schon was sie tun und was wichtig und richtig ist. Als anerkannte Demokratie hat sie es nicht nötig Ratschläge von einem undemokratgischen Staatenbündnis zu bekommen. Denn genau das ist die EU!

    • Ich habe ja schon merkwürdige Kommentare hier gelesen, aber dieser ist so dumm, dass es schon weh tut. Schlimmer gehts nimmer!
      Bitte an die Redaktion, hier mal zu antworten.

    • Ich habe ja schon merkwürdige Kommentare hier gelesen, aber dieser ist so dumm, dass es schon weh tut. Schlimmer gehts nimmer!
      Bitte an die Redaktion, hier mal zu antworten.

      • Wir mischen uns nicht in jede Diskussion ein, unabhängig von den geäußerten Meinungen. Das wäre vielleicht manchmal sinnvoll, aber dafür fehlen uns die personellen und zeitlichen Kapazitäten.

        Wenn jemand der Ansicht ist, „die USA“ (… die ein sehr heterogenes Gebilde sind, was ja gerade in der Abtreibungsdebatte deutlich wird) müssten keine Ratschläge von einem „undemokratischen Staatenbündnis“ annehmen, dann dürfte das mit einem Kommentar nicht aus der Welt zu räumen sein. Mir fehlt auch das Mandat, hier stellvertretend für unseren Verlag zu sprechen. Aber, ganz persönlich gesagt: Ich bin dankbar, in einem demokratischen Rechtsstaat zu leben. Dazu gehört der politische Diskurs, der darf in der Sache auch hart sein. Dazu laden wir auch hier ein. Wer sich an die Regeln hält, darf seine Meinung hier äußern, selbst wenn sie uns nicht gefällt.

        Viele Grüße, Daniel vom JDE-Team

  3. Ich sehe das kritisch.

    Auch wenn man seit Trump und insbesondere um die Geschehnisse bei seinem Abgang die Demokratie in den USA mit etwas Sorge betrachten kann, so sind die USA doch unbestritten ein Rechtsstaat westlicher Prägung.

    Und insofern stellt sich die Frage, warum sich hier das EU-Parlament in derart innere Angelegenheiten der USA einmischt. Zumal es hier derzeit ja auch nicht mal um eine parlamentarische Entscheidung geht sondern um eine mögliche (genaues weiß man noch nicht) Entscheidung des höchsten US-Gerichts. Und das ist in den USA genau wie z.B. in der EU weisungsunabhängig.
    Das würde wohl andersrum auch nicht gut kommen, wenn die Regierung Biden das höchste EU-Gericht auffordern würde, eine Entscheidung zu fällen, wie es der US-Regierung gefällt.

    Hinzu kommt noch, dass „Roe v. Wade“ wohl über alles hinaus geht, was es in der EU an Abtreibungsregelungen gibt. Es lässt nämlich (zumindest theoretisch) Abtreibungen bis zur Geburt zu. Man fordert also die Beibehaltung von mehr, als es in der EU selbst gibt..

    Auch hätte man diesbezüglich ja eigentlich genug innerhalb der EU zu regeln. Ist ja nicht so, dass die Regeln in Polen die gleichen sind wie in Holland.

    Inhaltlich allerdings stimmt die Kritik der EU schon. Wobei man jetzt wohl schon Abtreibungspillen zum selbst zusammenpantschen in den USA bewirbt. https://www.spiegel.de/gesundheit/usa-abtreibungspille-zum-selbermachen-a-fd140680-2db0-4738-bc13-01675c46347c
    Da wird der Schritt zu den Engelmacherinnen auch nur noch ein kleiner sein.

    Und das die radikalen Abtreibungsgegner in den USA zwar gegen jede Abtreibung sind, aber oft die selbst sind, die keine Probleme damit haben, das die meisten Kinder in den USA durch Schusswaffen sterben, nun ja, das ist derzeit leider auch wieder hochaktuell.

Die Kommentarspalte wurde geschlossen.

Zuletzt veröffentlicht