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Evangelische Bruderschaft macht „Missbrauchssystem“ öffentlich

Die evangelische Christusträger Bruderschaft hat einen Bericht über sexuellen Missbrauch im Kloster Triefenstein veröffentlicht. Im Mittelpunkt der Vorwürfe steht der Gründungs-Prior der Gemeinschaft.

Der jetzt veröffentlichte Untersuchungsbericht der Christusträger Bruderschaft dokumentiert auf 99 Seiten den drei Jahrzehnte andauernden sexuellen und geistlichen Machtmissbrauch durch Gründungs-Prior Otto Friedrich und andere Brüder innerhalb der Gemeinschaft. Es sei davon auszugehen, dass sich Friedrich zwischen 1963 und 1995 an mindestens acht Mitbrüdern vergangen habe. Darunter sei mindestens ein Mitbruder gewesen, der zum Tatzeitpunkt noch nicht volljährig gewesen sei. In fast allen Fällen habe es sich um nicht einvernehmliche homosexuelle Handlungen unter Männern gehandelt. Man könne das, was geschehen sei, „nur als ‚Missbrauchssystem‘ verstehen“, heißt es in dem Bericht.

Oft seien die Taten mit geistlichen Handlungen wie Abendmahlsfeiern oder Beichten zeitlich verknüpft gewesen. Mehrere Gesprächspartner berichteten auch von Aufputschmittel- und Alkoholabhängigkeit des ersten Priors. Friedrich habe demnach starke narzisstische Züge gehabt und Menschen für seine Zwecke ausgenutzt.

Missbrauch war „offenes Geheimnis“

Mit der Untersuchung der Missbrauchsfälle hatte die Bruderschaft eine externe Expertengruppe beauftragt. Die sogenannte „Spurgruppe“ bestand aus einer Juristin, einer Traumatherapeutin, einem Psychotherapeuten und einem Theologen. Ihre Recherche nahm zwei Jahre in Anspruch. Die Beauftragten führten persönliche Gespräche und hatten Einsicht in Datensammlungen und weitere Akten. Im Rahmen der Untersuchung seien 51 aktuelle und ehemalige Mitgliedern der Bruderschaft kontaktiert worden, heißt es.

Spätestens seit der Absetzung Friedrichs als Prior und seinem Austritt aus der Bruderschaft im Jahr 1996 seien die Missbrauchsfälle innerhalb der Christusträger-Gemeinschaft ein „offenes Geheimnis“ gewesen, heißt es im Bericht. Zu Lebzeiten von Otto Friedrich, der 2018 verstarb, kam es jedoch zu keiner Anzeige gegen den früheren Prior. Beim Bekanntwerden des ersten Missbrauchsfalls im Jahr 1996 war Prior Otto Friedrich zwar abgesetzt worden, aber die Polizei oder eine unabhängige Beratungsstelle wurde nicht eingeschaltet.

Zusätzlich zu den Übergriffen des Haupttäters, dessen Vergehen Jahrzehnte zurückliegen, beschäftigte sich die Spurgruppe auch mit den Handlungen von drei weiteren Tätern. Diese waren teilweise zunächst selbst Opfer und wurden später ihrerseits übergriffig. Zum Zeitpunkt ihrer Taten waren sie Mitglieder der Bruderschaft, inzwischen aber gehören sie alle nicht mehr dazu. In zwei Fällen wurde die Staatsanwaltschaft tätig (2010 und 2019), stellte die Verfahren jedoch ein.

Stellungnahme der Leitung: „Wir wollen nicht die Augen verschließen“

Durch die Offenlegung aller Fakten wolle man ein „neues Kapitel in der Bruderschaft aufschlagen“, heißt es in einem offenen Brief des Leitungskreises der Bruderschaft. „Als ersten und wichtigsten Schritt bitten wir Gott und die Menschen um Verzeihung für unser Versagen als Gemeinschaft. In allererster Linie die Opfer, deren Leid wir durch unser zögerliches Verhalten noch verlängert und verstärkt haben.“ Für die Zukunft wolle man „sensibel bleiben im Blick auf Grenzüberschreitungen und Missbrauch in unserer Mitte und in unserem Umfeld.“

Um weiteren Fehlentwicklungen vorzubeugen, hatte die Bruderschaft 2010 eine Ombudsstelle für Opfer und indirekt Betroffene eingerichtet

Die Christusträger Bruderschaft in Triefenstein (Kreis Main-Spessart) entstand Anfang der 1960er-Jahre in Südhessen gemeinsam mit der heutigen Christusträger Schwesternschaft aus Offenbach.

Links:

Der komplette Untersuchungsbericht (PDF)

Offener Brief der Christusträger Bruderschaft

Pressemitteilung der Christusträger Bruderschaft

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10 Kommentare

  1. Das Missbrauchs-Problem aus meiner Sicht:

    Grundannahmen:
    1) Menschen koennen boese agieren; „Gelegenheit macht Diebe“
    2) in sozialen Gruppen gehen wir davon aus, dass es die Leiter gut meinen (ohne Vertrauen, keine Gemeinschaft)
    3) aber wir koennen niemanden hinter die Stirn gucken (nur Gott), deshalb wissen wir nicht per se, ob der andere Macht mal ausnutzen will/wird
    4) menschliche Hierarchien sind zwar noetig aber generell zu kontrollieren, ihre Macht regelmaessig vom Kollektiv ueberpruefen zu lassen, Hierarchien sollten so flach wie moeglich sein

    Offensichtlich hat Hr. Friedrich zeitweise boese agiert. Einige haben es toleriert (Mitwisser, Weggucker). Fuer andere war boeses Handeln anscheinend verborgen (Unschuldige). Der Fehler lag an der fehlenden Kontrolle und Infragestellung seiner Macht durch das Kollektiv.

    Wir muessen in allen unseren sozialen Gruppen darauf achten, dass Machtmenschen kontrolliert und staendig einer Art Wiederwahl ausgesetzt werden bzw stets absetzbar sind.
    Wenn das strukturell nicht geht/nicht vorgesehen ist, bleibt nur Flucht oder Widerstand (fuer Transparenz sorgen, Selbstverteidigung, Anzeige – falls rechtlich moeglich) oder Durchleiden.

    Die Verquickung dieser ur-menschlichen Systematiken mit Glauben an Gott hebt Missbrauch leider nicht auf. Es liegt nicht am Glauben sondern am Menschen. Um so wichtiger ist es einen Glauben zu foerdern, der zuerst aus der pers. Beziehung mit Gott besteht. Auch geistlichen Leitern ist stets mit einem Rest an Argwohn zu begegnen und ihre Taten/Unterlassungen zu beurteilen, nicht allein ihre Worte. Das ist eine Christen-Pflicht. Manche sind dazu besser ausgestattet als andere, die tragen dann eine groessere Verantwortung.

    Einwaende/Ergaenzungen?

    Viel Glueck in Euren sozialen Gruppen 😉

    Joerg

  2. Da gäbe es noch mehr Kommunitäten und Gemeinschaften, bei denen solche Vorkommnisse aufgearbeitet gehören….es ist ein Sumpf ohne Ende, und zeigt, daß sich hinter den frommen Worten auch nur Macht und Herrschaftsgelüste verbergen.Ich kenne die CT A, habe deren Konzerte als junger Mensch mit Hingabe unterstützt, war in Ralligen ,unentgeltliche Mitarbeit….kenne die Anfänge von Triefenstein….habe die CT Arbeit unterstützt, es ist ein Trauerspiel.Otto Friedrich war leider ein sehr geschickter und auch belesener Redner, aber in dem einzigen persönlichen Gespräch daß ich in Ralligen vor 43 Jahren mi ihm hatte, fiel mir seine Kälte auf, wenn er mit jemand sprach, der nicht sofort Unterwerfungsgesten vollzog….

  3. ich Frage mich….warum muss es Missbrauch geben?
    Warum?
    Ich verstehe es nicht…..und möchte das auch nicht.
    Dafür gibt es weder eine Entschädigung-noch eine Entschuldigung!
    Traurig ist das…..was für ein Glaube ist es-wenn man verzichten muss?
    Verzichten auf Liebe, Nähe ,Zärtlichkeiten oder menschliche Bedürfnisse, die Gott geschenkt hat….?
    „Christusträger Bruderschaft“….was für ein Name auch?
    Es gibt so viele Dinge, die man leisten muss in so einer Gemeinschaft…..Gott um Vergebung zu bitten ist eine Sache, die Betroffenen um Vergebung zu bitten….sich frei zu kaufen mit Opfern(Geld…etc.)….wieder eine andere Sache….ich denke die Täter müssen sich selbst vergeben!
    Ob die wohl noch in den Spiegel schauen können?
    Ich denke christlicher Glaube sollte offen und frei gelebt werden!
    So viel Macht und Manipulation wie im christlichen Glauben, habe ich noch nie erlebt….
    wo ist da der Mensch…..im Mittelpunkt, der für Gott wichtig ist?
    Das ist eine Welt für sich, denke ich….wie froh bin ich, das ich frei sein darf…im Glauben!
    Weil Gott mich liebt, so wie ich bin!
    Missbrauch….egal wie…auch ein geistiger-seelischer Missbrauch durch Macht und Manipulation, ist das Schlimmste, was man einem Menschen antun kann!
    In vielen Gemeinden findet Manipulation und Druck statt…von daher denke ich, sollte man schon sehr achtsam sein.
    Liebe Grüße
    Meike

  4. Es ist erschreckend nach welchem gleichen Muster es erfolgt. Erschreckend ist auch, das vermeintlich gläubige Menschen Missbrauch begehen.

    Warum ist es so schwer sich anständig zu benehmen?

    Wir sind dringend gefordert den Opfern zu helfen und Strukturen zu schaffen die das verhindern.

    • Wirklich sehr erschreckend

      Es ist in der Tat sehr erschreckend. Allerdings muss man damit auch ehrlich umgehen: Wir sind als Christinnen und Christen, was Mißbrauch und jede andere Form vom Gewalt betrifft, nicht besser als jene Menschen, die von sich behaupten keine Gläubigen zu sein. In uns allen ist leider ein Abgrund, in den jede und jeder hineinfallen kann. Dieser Umstand, daß wir alle Sünder:innen sind, in uns allen ein Abgrund lauern mit der Gefahr abzustürzen, ist keine Ausrede und keine Minderung von Schuld. Das Leben dürfte wie die Besteigung eines Berges sein bzw. das Gehen auf einem manchmal schmalen Pfad. Da muss man vorsichtig sein bei sich und bei anderen. Es gilt sich anzuseilen. Bevor Kain seinen Bruder Abel erschlug sagte Gott zu ihm er solle beten, denn die Sünde lauere vor der Tür. Leider sind daher nicht nur das Gebet, sondern auch Regeln im Umgang mit (vor allem jungen) Menschen erforderlich. Jeder braucht Nähe und Distanz in einer für ihn oder sie individuellen Ausgestaltung. Dies müssten alle wissen. Ich und niemand hat das Recht einen anderen Menschen zu okuppieren, zu beherrschen und leider existieren auch Formen eines geistig-geistlichem Mißbrauch. Zugewandheit sollte in Achtsamkein geschehen. Umarmungen sind sehr menschlich. Aber wenn wir so auch mit anderen Leuten umgehen, dann nimmt es niemand übel einmal zu fragen: „Darf ich dich umarmen“? Bei der Bundeswehr muss der Ausbilder fragen „darf ich Sie anfassen“. Wenn er Griffe und Handlungen beibringen soll. Briefmarkensammlungen sollte man jemand nur zeigen wollen, wenn man auch eine besitzt. Jeder sollte so mit einem anderen Menschen umgehen, wie er dies auch selbst von den Mitmenschen erwartet. Dann aber wäre auch unsere Erde ein Paradies. Aber bis dahin brauchen wir leider Regeln, die bei Bedarf von Verantwortlichen zu unterschreiben sind und jede/jeder muss davon wissen. Ohne Frage wird Zuwendung, Liebe und Zärtlichkeit damit (gefühlt) etwas komplizierter, aber in Wirklichkeit muss man sich nur auch daran gewöhnen. Mir ist auch bewusst, dass bereits mit dem Anschein eines unangemessenen Verhaltens, insbesondere wenn es eine Intrige ist bzw. auf einer Lüge beruht, jeder ausgegrenzt und sogar in seiner beruflichen und privaten Existenz extrem geschädigt werden kann. Damit kann man mit etwas Geschehenem oder Nichtgeschehenes wunderbar erpressen. Daher ist es besser Regeln einzuhalten, auch wenn diese bisweilen als sperrig empfunden werden könnte.

      Vielleicht als Schlußbemerkung: Die heutige sexuelle Freizügigkeit ist nicht eine wirkliche Wahrnehmung von Sexualität als etwas menschlich normales. Die Moralisten auch der einen Seite wachen über ein Einhaltung legalistischer Verhaltensweisen. Auf der anderen Seite suggerieren aber Filme bzw. Seifenopern öfters, eine schnelle intime Beziehungen, die aber faktisch eine (manchmal auch gegenseitige) Benutzung als die normale Verhaltensschablone. Nichts gegen wirkliche Liebe und gelebte Sexualität als Liebe. Aber die Liebe ist immer langmütig und freundlich und sie ist nur Liebe wenn sie liebevoll ist. Nicht alles ist Liebe was unter ihrem Vorwand geschieht. Nie tut daher die Liebe einem anderen etwas böses an.

    • Wie sollten diese Strukturen deiner Ansicht nach aussehen?

      Wir haben institutionellen Missbrauch in der R.-kath. Kirche, die streng hierarchisch ist. Wir haben institutionellen Missbrauch in der EKD, die eher basisorientiert ist. Wir haben institutionellen Missbrauch in solchen kleinen christlichen Gemeinschaften wie hier im Text.

      Und das alles ist wohl nur die Spitze des Eisbergs.

      Erläuterung: Mit institutionellen Missbrauch meine ich, dass die Missbrauchsfälle durch die Institution verschleiert, gedeckt und damit begünstigt, oft wohl sogar erst ermöglicht wurden.

      • Ein ganz schlimmes Uralt-Problem

        Der Andere Jörg sieht das richtig. Bei allen Bemühungen, vor allem mit der Einführung von Regeln und einem immer erforderlichen und sowie geforderten achtsamen Umgang – hier insgesondere mit jungen Menschen – wird auch niemand das Problem wirklich mit einem Zauberstab beseitigen können. Die bittere Botschaft ist, dass wir in einem gewissen Maße damit leben müssen. Zudem ist es immer ein gesellschaftliches Problem und dort relevant, wo es um nahe Beziehungen geht: In Kirchen- und Glaubensgemeinschaften, Vereinen, Familien usw. Selbstverständlich müssen wir in den Kirchen alles tun, damit die Institution nichts verschleiert, verdeckt oder begünstigt. Ich befürchte, wir alle als Menschen auf dieser Erde sind Sünder, haben einen inneren Abgrund mit der Gefahr da hineinfallen zu können und die Auswirkungen dieses Abgrundes gipfeln sogar in der Tötung von Mitmenschen. Der erste Mord geschah – einfach und auch exemplarisch geschildert in der Schöpfungsgeschichte – direkt am Anfang der Bibel zwischen Kain und Abel. Das Problem das Menschen andere Menschen unmenschlich behandeln – sexueller Mißbrauch ist im Grunde n u r Gewalt pur – ist leider auch bereits so alt wie die Menschheit. Damit will ich keinesfalls marginalisieren, sondern weise nur darauf hin dass diese Untaten keinerlei Neuerfindungen des 21. Jahrhunderts sind. Nur früher hats keinen interessiert. Und sicherlich sind an diesem Umgang schon viele Menschen mit Leib und Seele zugrunde gegangen. Eine solche (eigentlich vielleicht schon Missbrauchs-)Geschichte ist fast 70 Jahre alt und wurde Jahrzehnte lang von einem Pfarrer im Deutschen Osten erzählt, der bei Konfirmandinnen übergriffig wurde. In einer Mischung auch Kritik, Stirnrunzeln oder sogar mit einem Grinsen auf dem Gesicht wurde dies verharmlost (der liebe fromme Pfarrer ist auch nur ein Mensch). Heute wären wir darüber total entsetzt – völlig zu recht. Leider habe ich vor einigen Jahren in einer deutschen Spaßsendung miterlebt, dass ausgesandte Humoristen unhumorige Aktionen bei Frauen in der Stadt durchführten, ihnen ans Hinterteil zu fassen. Den Kommentar ist spare ich mir.
        Allerdings war damals das Publik wegen dem Ulk ganz aus dem Häuschen. Und dies waren nicht nur ein paar Leutchen, sondern viele.

        • Es ist ganz sicher ein uralt-Problem.

          Und ganz sicher wird dieses grade bei Kirchen sehr verharmlost. Selbst heute noch oft mit dem Hinweis, dass es das doch überall gab und gibt (whataboutism). Etwas, was auch Du hier schon gemacht hast.

          In Kirchen aber ist es durch die kirchlichen Besonderheiten besonders schlimm. Kirchen haben (hatten?) per se einen enormen Vertrauensvorschuss. Sowohl von den Mitgliedern wie auch vom Staat.

          Und hier liegt eine Lösungsmöglichkeit: Missbrauch selbst wird man leider nie ganz verhindern können, das Verdecken und Vertuschen aber zumindest stark begrenzen können. Es muss die Beißhemmung fallen des Staates. Bei Missbrauchsverdacht muss alles durchsucht werden. Bei nachgewiesener Vertuschung muss Kirche so wie jede andere Organisation behandelt werden. Im schlimmsten Fall, muss es eben auch staatliche Sanktionen gegenüber einem Bistum geben, wenn dort strukturell und umfangreich Verbrechen begangen und verschleiert wurden.

          Leider ist dieses staatliche konsequente Handeln immer noch eher die Ausnahme.

          Man überlässt den Täterorganisationen weiterhin oft selbst die Untersuchung und man lässt weiterhin zu, dass diese Kinder betreuen. Das würde man bei einer nichtkirchlichen Organisation kaum tun.

          „Kirche sein“ ist aber kein Freibrief für Verbrechen.

          • Im Prinzip würde ich zustimmen.
            Aber kirchliche Organisationen werden m.E. stärker in den Focus gestellt als andere … und der Satz „Das würde man bei einer nichtkirchlichen Organisation kaum tun.“ ist wohl eine falsche Vermutung: Wieviele Vergewaltigte haben sich in der Sport-, Film- … Musik-‚Industrie‘ (und anderen Organisationen) glaubhaft geoutet, und es ist keine Organisation kein Unternehmen angeklagt worden. Erst jüngst hat sich ein Band-Mitglied mit viel Geld und ‚Unrechts-Juristen‘ mal wieder der Strafverfolgung entziehen können… eigentlich unfassbar, welche Macht Lobbyismus hat und wie ‚rücksichtsvoll‘ unser Justizsystem ist.

            • Nehmen wir mal einen fiktiven Verein, den es schon seit Jahrzehnten gibt und das in mehreren Bundesländern. Vereinszweck ist die Betreuung von Kindern in ihrer Freizeit und in den Ferien. Dann wird bekannt: Seit Jahrzehnten werden dort massiv und in großer Zahl Kinder missbraucht von den Betreuern. Die Leitung des Vereins wusste Bescheid. Statt aber zu handeln wurde vertuscht, Betreuer, die missbraucht hatten, wurden in andere Bundesländer versetzt und weiter bei der Kinderbetreuung eingesetzt. Eltern und Kinder wurden massiv unter Druck gesetzt. Missbrauch geschah teilweise bis in höchste Leitungsebenen.

              Glaubst Du wirklich, man würde nicht sofort den ganzen Verein durchsuchen? Glaubst Du wirklich, dieser Verein dürfte weiter Kinder betreuen? Glaubst Du wirklich, man würde die Untersuchung dieser Vorfälle dem Verein selbst überlassen? Oder dass dieser Verein selbst eine Stelle einrichten sollte, an die sich Missbrauchsopfer wenden sollen? Oder es in sein Ermessen stellen, wie hoch die Entschädigungen sein sollen?

              Ja, es gab im Sport teilweise Parallelen, allerdings wohl lange nicht in diesem Ausmaß.

              In der Film- und Musikindustrie (ich denke, du spielst z.B. auf Rammstein an), geht es vor allem um Machtmissbrauch und mögliche Vergewaltigungen an erwachsenen Menschen. Das ist schlimm, aber hier gibt es immer das rechtliche Problem, ob das mutmaßliche Opfer eingewilligt hat.

              Das gibt es so bei Kindesmissbrauch nicht. Dieser ist immer strafbar. Da muss nichts abgewogen werden. Da kann (und muss) man also sofort viel härter als Staat vorgehen.

              Oder meinst Du, Rammstein wäre genauso staatlich abgelaufen, wenn die Mädchen unter 14 gewesen wären? Mit Sicherheit nicht.

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