- Werbung -

Jesuiten: Missbrauchte Schüler wollen 80.000 Euro pro Kopf

Die Missbrauchsopfer an Jesuiten-Schulen in Deutschland haben von der katholischen Kirche Entschädigungszahlungen in Höhe von 82.373 Euro pro Kopf gefordert.

- Werbung -

Dies sei der Durchschnitt der in den vergangenen Jahren in Deutschland und Österreich durch Gerichte festgesetzten Schmerzensgelder für Schäden der Seele, sagte der Sprecher der Betroffenen-Initiative «Eckiger Tisch», Matthias Katsch, nach einem Gespräch mit Jesuiten-Vertretern am Samstag in Berlin. Das Angebot des Jesuitenordens von einer Pauschale von 5.000 Euro wies er als «zynisch» und «unannehmbaren Vorschlag» zurück.

 Der Sprecher der deutschen Ordensprovinz, Thomas Busch, wollte die Forderungen der Missbrauchsopfer am Sonntag nicht kommentieren. Er kündigte interne Beratungen für Montag an. Unterdessen kritisierte der katholische Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck den Alleingang der Jesuiten bei Gesprächen über Entschädigungen.

 Opfervertreter Katsch sagte in Berlin: «Es geht uns um einen angemessenen Ausgleich für das Leid.» Vor der am Montag in Fulda beginnenden katholischen Deutschen Bischofskonferenz forderte er zudem die Bischöfe auf, sich mit den Missbrauchsopfern in Fulda zusammenzusetzen. «Ausweichtaktiken wollen wir den Bischöfen nicht mehr durchgehen lassen», sagte Katsch.

 Bischof Overbeck bedauerte, dass die katholische Deutsche Bischofskonferenz und die Ordensgemeinschaften keine gemeinsame Entschädigungslösung präsentieren. Mit dem Angebot der Jesuiten steige der Druck auf die Bischöfe, sagte Oberbeck der «Frankfurter Rundschau» (Montagsausgabe). Er plädierte dafür, sich an den Entscheidungen des Runden Tisches der Bundesregierung zu orientieren, der am 30. September zu seiner nächsten Sitzung zusammenkommt.

- Werbung -

 Nach Angaben von Opfervertreter Katsch haben sich inzwischen 210 ehemalige Schüler beim Jesuitenorden als Opfer sexueller Gewalt gemeldet. Seit Jahresbeginn waren zahlreiche Fälle sexuellen Missbrauchs in kirchlichen und anderen Einrichtungen bekanntgeworden. Mit angestoßen hatte die Untersuchungen der Leiter des von Jesuiten betriebenen Berliner Canisius-Kollegs, Klaus Mertes.

 An den Gesprächen des «Eckigen Tisches» am Samstag in Berlin nahmen den Angaben der Opfervertreter zufolge der Provinzial der Jesuiten in Deutschland, Stefan Kiechle, der Leiter des Canisius-Kollegs, Mertes, sowie der Direktor des Kollegs St. Blasien, Johannes Siebner, teil. Eingeladen gewesen sei auch der Rektor des Aloisius-Kollegs in Bonn-Bad Godesberg, Ulrich Rabe. Dieser sei jedoch zu dem Treffen nicht gekommen, was auf scharfe Kritik der sieben Mitglieder der Bonner Missbrauchs-Opfergruppe stieß. Für den Bonner «Eckigen Tisch» sagte Rudolf Jekel am Sonntag dem epd, er empfinde die Abwesenheit eines Vertreters des Aloisius-Kollegs als ein weiteres deutliches Zeichen dafür, dass die Ankündigung der Aufklärungsbemühungen mit großer Skepsis zu bewerten sei.

Das Interview mit Bischof Overbeck in der «Frankfurter Rundschau» wurde epd in nachrichtlicher Fassung zur Verfügung gestellt.

(Quelle: epd)

Konnten wir dich inspirieren?

Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen?

NEWSLETTER

BLICKPUNKT - unser Tagesrückblick
täglich von Mo. bis Fr.

Wie wir Deine persönlichen Daten schützen, erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.
Abmeldung im NL selbst oder per Mail an info@jesus.de

Zuletzt veröffentlicht