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Missbrauchsbeauftragte: «Nichts unter den Teppich kehren»

Ursula Raue, die Beauftragte des Jesuitenordens für Missbrauchsfälle, fordert eine weitere intensive Aufarbeitung der Fälle von sexuellem Missbrauch an Jesuitenschulen. «Wir müssen weiter vertrauliche Gespräche mit den Opfern führen, damit solche Fälle möglichst nicht mehr passieren», sagte die Berliner Anwältin.

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 Bei ihrem Besuch des ebenfalls vom Skandal betroffenen Bonner Aloisiuskollegs lobte Raue ausdrücklich, wie intensiv der derzeitige Leitungsstab der Bonner Jesuitenschule den Vorwürfen nachgehe.

 Sie selbst habe in den vergangenen Wochen aus den zahlreichen Opferschilderungen von ehemaligen Schülern mehrerer deutscher Jesuitenschulen gelernt, wie unglaublich tief die Verletzungen gegangen seien, betonte Raue. Bei den Betroffenen wirkten unvermindert Scham- und Ekelgefühle nach. «Diese Wunden verheilen nicht.» Sie habe erlebt, dass gestandene Männer bei der Erinnerung an das Erlebte vor Schmerz zu zittern begonnen hätten.

 Wenn Opfer jetzt Entschädigungen verlangten, könne sie das verstehen, sagte die Juristin. Sie könne jedoch in ihrer Funktion ein solches Ansinnen nur weiterleiten. Über 80 Prozent der Betroffenen, die sich bei ihr meldeten, wollten jedoch bewusst kein Geld, sondern Aufklärung der Taten, «damit so etwas nie wieder passiert». Ohnehin sei der Zeitpunkt noch zu früh, um ernsthaft über Entschädigungen zu reden. Aber es gebe sicher Menschen, denen eine Summe als Zeichen gut täte, sagte Raue.

 Wichtiger seien aber sicher ehrliche, greifbare Zeichen der Reue bei den Institutionen, sagte die Missbrauchsbeauftragte. «Die Opfer müssen das Gefühl haben, ernst genommen zu werden. Da ist eine einfache Entschuldigung nicht ausreichend.» Und die Aufklärung müsse weiter gehen. «Nichts darf unter den Teppich gekehrt werden.»

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 Ob innerhalb der Katholischen Kirche die Ernennung eines Bischofs als Missbrauchsbeauftragter der richtige Weg sei, sei für sie keine relevante Frage. Maßgeblich für die Opfer sei doch, ob die direkten Ansprechpartner vor Ort unabhängig seien und keine Berichtspflicht hätten, sagte Raue. «Dass ein Bischof die Arbeit koordiniert, ist dann doch nicht schlimm. Einer muss ja den Hut aufhaben.» Raue selbst sieht sich als Frau, Protestantin und gerade in Missbrauchsfragen erfahrene Fachanwältin und Mediatorin als unabhängige Beauftragte des Ordens.

(Quelle: epd)

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