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Buß- und Bettag: der vergessene Feiertag

Bis 1995 war der Buß- und Bettag landesweiter Feiertag. Die evangelische Kirche bezeichnet die Abschaffung bis heute als Fehlentscheidung.

Der evangelische Buß- und Bettag gehört zu den sogenannten beweglichen Feiertagen und wird jedes Jahr am ersten Mittwoch nach dem Volkstrauertag begangen, in diesem Jahr am 22. November. 1995 wurde der Buß- und Bettag als gesetzlicher Feiertag zur Finanzierung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer in Sachsen abgeschafft. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zahlen dort als Ausgleich höhere Beiträge für die Pflegeversicherung. Die evangelische Kirche bezeichnet die Abschaffung bis heute als Fehlentscheidung. In Bayern haben Kinder schulfrei.

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Doch auch wenn der Bußtag kein staatlicher Feiertag mehr ist, hat er seinen festen Platz im Kirchenjahr nicht verloren. Aus kirchlichem Verständnis gilt er als Tag der Umkehr, der Neuorientierung und dient auch dem Nachdenken über gesellschaftliche Fehlentwicklungen. Gemeinden laden meist für den frühen Abend zu Andachten ein, um Berufstätigen die Teilnahme zu ermöglichen. In Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen, Sachsen-Anhalt sowie im Saarland gilt ein Tanzverbot.

Ursprünglich wurden Bußtage aus aktuellen Anlässen ausgeschrieben, wie etwa während des Dreißigjährigen Krieges. Sie hatten öffentlichen Charakter: Die gesamte Bevölkerung wurde angesichts von Notständen und Gefahren zu Buße und Gebet aufgerufen. Der erste evangelische Buß- und Bettag wurde wohl 1532 in Straßburg begangen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde er auf einen festen Tag gelegt: auf den Mittwoch vor Toten- oder Ewigkeitssonntag, den letzten Sonntag im Kirchenjahr.

Was ist der Buß- und Bettag?

Gebet zum Buß- und Bettag:

Gütiger Gott, an diesem Buß- und Bettag komme ich vor dich mit einem demütigen Herzen. Ich erkenne meine Fehler an und bitte um Vergebung für das, was ich falsch gemacht habe. Gib mir die Kraft, mich von meinen Sünden abzuwenden und auf deinen Weg zurückzukehren. Möge dieser Tag der Besinnung dazu dienen, meine Beziehung zu dir zu vertiefen und mich auf den Weg der Liebe, des Friedens und der Barmherzigkeit zu führen. Amen.

2 Kommentare

  1. Nicht vergessen: in Sachsen ist der Buß- und Bettag noch Feiertag!!! Doch ob es ihn noch länger gibt?
    Wir haben es auch nötig, eigentlich…

  2. Ninive ist angesagt

    Zunächst was traurig ist: In meiner neuen pfälzischen Heimatkirche existierte in meiner kleinen Großstadt – wenn ich nichts übersehen habe – kein einziger Gottesdienst zum Buß- und Bettag. Zuvor war ich fast 40 Jahren in der EKHN Kirchenvorsteher in einer Gemeinde mit damals noch 5000 Seelen von Kirchensteuerzahler:innen und einem ehrenamtlichen Heer von (immerhin mal) 150 Menschen. In den sehr vielen Predigten damals zum Buß- und Bettag haben es weder die sehr guten noch die eher duchschnittlichen Predigten der Pfarrer:innen mir leider nicht ermöglicht, eine Meinung zu vermitteln, weshalb denn genau dieser Bußtag erfunden wurde. „Ein einheitlicher Buß- und Bettag am Mittwoch vor dem letzten Sonntag im Kirchenjahr wurde 1852 und 1878 von der Eisenacher Konferenz evangelischer Kirchenleitungen vorgeschlagen. In Preußen wurde dieser Vorschlag am 12. März 1893 Gesetz“! Dies zitiere ich aus Wikipedia. Ein damaliger Pfarrer sagte mir, die Preussen hätten in neuerer Zeit diesen Bußtag kreiert, mehr im Sinne einer damals geläufigen Ansicht von Thron und Altar. Denn auf den Koppelschlössern der Soldaten habe gestanden: Für Gott, Kaiser und Vaterland (weiter gedacht: Führen wir diesen Krieg). Aber eine wirkliche auch christlich-theologische Begründung sah er nicht, ebenso nicht für einen Gottesdienst am Neujahrstag.

    Wenn wir den Buß- und Bettagsgottesdienst vielleicht doch lieber auch theologisch begründen wollen, dann böte ich den Vorschlag an, jetzt die derzeitige Weltlage durch Krieg (Gefahr eines allesvernichtenden Weltbrandes ) und der Klimakrise zum Anlass zu nehmen, an die Bevölkerung von Ninive zu denken: Nicht Gott will die Welt vernichten, sondern wir sind auf bösem Weg, ohne den Ausweg zu wählen. Wie wäre mit ein bischen Umkehr zur Bergpredigt, zum Liebesgebot Jesu und etwas bewusstere Barmherzigkeit und Gemeinsamkeit beim Retten unserer Welt auch im unheiligen Deutschen Bundestag? Das wäre sinnvoller als beim Bundesverfassungsgericht den Haushalt für verfassungswidrig erklären zu lassen mit der eventuell bösen weiteren Absicht, die meisten Gelder für die Klimarettung und für klimagerechte Heizungen mit dringende Einsparlisten endgültig auch einzusparen. Wenn wir nicht zu der Einsicht kommen, dass unsere Welt wie die Titanic auf Irrfahrt gegen die Eisberge unterwegs ist, und wir gemeinsam steuern müssen, dann nutzen uns der sowieso kaum ernstgenommene Buß- und Bettag kaum etwas. Richtige Buße ist auch eine politische Umkehr zur Bewahrung unserer Schöpfung. Aber Feinde zu töten macht im Krieg oder bei anderem Gemetzel keinen Sinn, wenn der Hass nur gesteigert wird und für jeden Toten 10 neue brutale Kämpfer (der Hamas oder andere) kommen. Auf Dauer hat die Hölle auf Erden allerding keinerlei Zukunft. Die Friedensverhandlungen in dieser Welt finden derzeit sehr geräuschlos statt oder auch gar nicht. Das ist übel.

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