- Werbung -

Rheinland-Pfalz erlaubt Bestattungen in Rhein und Mosel

Eine umfassende Liberalisierung des Bestattungsrechts plant die rheinland-pfälzische Landesregierung. Dies ist auch eine Reaktion auf die veränderte Trauerkultur.

Die Landesregierung von Rheinland-Pfalz plant eine umfassende Reform des Bestattungsrechts. Die am Dienstag vom Ministerrat gebilligte Gesetzesnovelle sieht unter anderem die Möglichkeit vor, eine Seebestattung der Asche Verstorbener in einem der großen rheinland-pfälzischen Flüsse Rhein, Mosel, Lahn oder Saar vorzunehmen. Unter bestimmten Voraussetzungen können Urnen mit der Totenasche ohne Bestattung außerhalb von Friedhöfen aufbewahrt werden.

- Werbung -

Auch Bestattungen im Leichentuch ohne Sarg, wie es im Islam vorgeschrieben ist, sollen grundsätzlich erlaubt werden, teilte das zuständige Mainzer Gesundheitsministerium mit. Die sogenannte Tuchbestattung soll unabhängig vom religiösen Bekenntnis möglich werden.

Diamant aus Totenasche

Die Weiterverarbeitung von Totenasche zu einem «Diamanten» nach Schweizer Vorbild wird ebenfalls erlaubt. Das bislang gültige Bestattungsrecht in Rheinland-Pfalz sei seit über 40 Jahren in Kraft, erklärte Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD): «Die Bedeutung der Themen Tod und Bestattung haben sich in den letzten Jahrzehnten verändert und weiterentwickelt». Dem wolle das Land nun Rechnung tragen.

Neuerungen sieht der Entwurf auch für den Umgang mit sogenannten Sternenkindern vor, die vor, während oder kurz nach der Geburt sterben. «Wir wollen Menschen in der Stunde des größten Verlustes einen Ort der Trauer garantieren», erklärte Hoch. «Dies gilt auch für eine gemeinsame Bestattung mit einem zeitnah verstorbenen Elternteil, gerade in Fällen von tödlichen Unfällen oder dem Tod der Mutter während der Geburt.» Nach aktueller Rechtslage gelten die Bestimmungen zur Bestattungspflicht nur, wenn das Gewicht des Kindes mindestens 500 Gramm beträgt.

„Bestattungs-Tourismus“

Viele der vom Land angekündigten Neuerungen sind in anderen europäischen Ländern seit Jahren möglich. Daher sei bereits das Phänomen eines «Bestattungs-Tourismus» in Länder wie die Niederlande oder in die Schweiz zu beobachten, sagte Alexander Helbach von der Verbraucherinitiative Bestattungskultur Aeternitas dem Evangelischen Pressedienst (epd). Im bundesweiten Vergleich hätte Rheinland-Pfalz allerdings bei Umsetzung der geplanten Reform das mit Abstand liberalste Bestattungsrecht. Das sei grundsätzlich zu begrüßen: «Der Wille der Verstorbenen sollte ausschlaggebend sein.»

Probleme sehe Aeternitas überall dort, wo neue Bestattungsformen lediglich aus Kostengründen gewählt würden, um Geld zu sparen. An dieser Stelle müsse es auch künftig weiter Grenzen des Zulässigen geben.

Quelleepd

7 COMMENTS

  1. Ein Thema für Liberalisierung dürfte sein, dass Angehörige weit entfernt wohnen und sich kaum um die Grabpflege kümmern können. Und wozu ein Grab (durch Gärtnerei) pflegen lassen, wenn kein Angehöriger vor Ort ist? Für wen soll Grabpflege geschehen? Pietät?? Spannender finde ich die Frage, wie wir auferweckt werden, wie unser Leib dann aussieht, mit oder ohne Verletzungen oder Amputationen, wird ein Alter erkennbar sein? Jesu Auferstehung ist diesbezüglich kein Prototyp, er verweste nicht. Und noch wichtiger, ob wir hier auf Erden die richtige Weichenstellung vorgenommen haben, unsere Schuld bei Jesus abgeladen und sein Heil angenommen haben. Die irdische Bestattung ist mir da ziemlich gleichgültig.

  2. 1. Fakt ist, dass natürlich Kosten eine Rolle spielen, zumal kein Sterbegeld mehr bezahlt wird: Die Toten sind ja auch keine Wähler mehr, wenn man das mal etwas süffisant anmerken darf. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan…
    2. Das von „Kultur“ im eigentlichen Sinne nicht mehr geredet werden kann, ist offensichtlich und mit der Säkularisierung steht ja immer häufiger weniger der christliche Gedanke im Vordergrund als vielmehr eine gewisse Form der „Entsorgung“ im Wortsinn, nämlich möglichst wenig Arbeit mit dem Toten zu haben.
    3. Es gibt so viele „Recht-auf-Gesetze“ in diesem Land: Vielleicht wäre auch das „Recht-auf-unkostenfreie Bestattung-Gesetz“ ein Ansatz, das in diesem Fall für ein sog. Standardbegräbnis gelten könnte, das im Grunde dann auch auf jeden zuträfe.
    Wer mehr will, kann ja dann auch mehr bezahlen.

  3. Würdevolle Bestattungspraxis ist Preisproblem

    Dass sich hier die Zunft der Bestattungsunternehmen gerne liberalisiert und das Land Rheinland-Pfalz dem Trendt einfach folgt, mag man hier vielleicht als nebensächliches Thema ansehen. Aber eine Bestattung im Leichentuch ohne Sarg, religiosübergreifend, lässt mich ahnungsvoll oder ahnungslos fragen, ob dies auch in Rhein und Mosel so erfolgen soll. Ich kann mir das, auch hinsichtlich der Würde von toter Menschen, so aber eigentlich überhaupt nicht vorstellen. Hier kann ich mich eigentlich auch der Meinung von Ulrich Wößner anschließen. Möglicherweise ist dann die Veränderung der gewünschten Bestattungskultur auch den horrenden Preisen der Unternehmer:innen geschuldet, die für unsere letzte irdische Reise nur unseres Körpers zuständig sind. Das ganze hat auch ein Geschmäckle, und bei dem Thema Sterben/Tod, auch ist ein wenig ein Nicht- oder Tabu-Thema, sind es doch die Preise, die das Verhalten der Angehörigen mittelbar beeinflussen.

    • > Aber eine Bestattung im Leichentuch ohne Sarg, religiosübergreifend, lässt mich ahnungsvoll oder ahnungslos fragen, ob dies auch in Rhein und Mosel so erfolgen soll. I

      [gestrichen – MfG, das JDE-Team]

      Oder glaubst du wirklich, dass da bald Leichen in Rhein und Mosel mit staatlicher Duldung treiben?

      • Antwort an Chey

        Nein, aber der Text – würde man ihn wörtlich nehmen (manche Leute nehmen ja alles wörtlich), dies entgegen der Vernunft suggeriert. Offensichtlich nerve ich dich [gestrichen – MfG, das JDE-Team]
        Ich werde deine Texte jetzt einfach ignorieren.

  4. „Probleme sehe Aeternitas überall dort, wo neue Bestattungsformen lediglich aus Kostengründen gewählt würden, um Geld zu sparen.“
    Liebe Aeternitas, vielleicht wählen Leute ja eine günstige Bestattungsform, weil sie kein Geld haben für eine teurere?
    Und: „Lieber mehr Blumen im Leben, auf den Gräbern sind sie vergebens.“ (Sprichwort – Volksmund)
    Ich freue mich darauf, zu Jesus zu gehen; wie meine Angehörigen dann meine gestorbenen Überreste entsorgen, ist relatv unbedeutend.
    Aber vielleicht gehe ich ja auch mitsamt meinem Leib zum Herrn …

Die Kommentarspalte wurde geschlossen.

Zuletzt veröffentlicht