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Falscher Frieden in der Gemeinde?

Harmonie um jeden Preis ist keine Lösung – trotzdem verhalten sich viele Gemeinden konfliktscheu. Wie wir „richtig“ streiten.

Von Robert Pelzer

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Meine Frau und ich sind, was das Streiten angeht, von Haus aus sehr unterschiedlich geprägt. Ich komme aus einer Patchworkfamilie. Da wurde viel gestritten, und meine Eltern trugen ihre Konflikte oft heftig und öffentlich aus. Meine Frau wiederum sah ihre Eltern kaum streiten. Als wir zusammenkamen, irritierte mich, dass sie es nicht sagte, wenn sie offensichtlich etwas störte. Ich bohrte dann manchmal nach, bis es knallte, denn ich kannte mich mit Konflikten aus. Mittlerweile leben wir eine ausgeglichenere Streitkultur, in der es hin und wieder auch mal knallt. Das ist teilweise anstrengend, aber irgendwie auch gut. Wir betrachten einen Konflikt als etwas, das dazugehört, aber gut gestaltet werden muss.

Das Wort „Streitkultur“ drückt bereits aus, dass es unterschiedliche Arten gibt, wie Konflikte im Einzelnen gelebt und bewertet werden. Im gemeindlichen Kontext habe ich oft erlebt, dass Konflikte als etwas Negatives betrachtet werden, das eigentlich nicht vorkommen darf. Ich möchte diesen Aspekt deshalb hier kurz reflektieren und einige mögliche Ursachen und Auswirkungen dafür benennen.

Krawall for Holiness

Konfliktfähigkeit nach außen ist in manchen Gemeinden eher nicht das Problem. Sich gegen die Gottlosigkeiten der Welt abzugrenzen, ist nicht schwer und für Christinnen und Christen, die sich als gegen den Strom schwimmend begreifen, Teil ihrer Identität. Da, wo sich Konflikte unangenehm anfühlen, kann Trost in der Gewissheit gefunden werden, für Christus zu leiden. Mein 18-jähriges Ich zum Beispiel trat innerhalb der Gemeinde glühend für die Heiligkeit Gottes ein. Es forderte mehr Radikalität, mehr Hingabe im Lobpreis (ich war Lobpreisleiter) und eiferte mit viel Feuer gegen alle Lauheit. Natürlich eckte ich dabei manchmal an. Doch in der Gewissheit, die Wahrheit auf meiner Seite zu haben, lohnte sich alles Eifern.

Erst später verstand ich, dass Liebe nicht eifert (1. Korintherbrief 13,4) und dass Ideologie noch niemanden heil gemacht hat. Und ehrlich gesagt, echte Konflikte entstanden dadurch nicht, denn irgendwie heizten wir uns gegenseitig zum Eifer und zum „heiligen Leben“ an. Leute, die das anders sahen, befanden sich außerhalb unserer Gemeinde oder waren gerade dabei, diese zu verlassen.

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Friede, Freude, Eierkuchen?

Aber wie sah es mit Konflikten aus, die weniger abstrakt, die persönlicher waren? Gab es dafür Raum? Ich denke beispielsweise daran, wie wir als Jugendliche hingebungsvoll Lobpreislieder sangen, die musikalisch meist gar nicht unser Ding waren, während wir zu Hause Nirvana hörten, bestimmt auch, um mit unseren eigenen „Klageliedern“ einen Ausgleich zu schaffen. Oder ich denke daran, wie wir den amerikanischen Predigern zuhörten, die von Wunderheilungen redeten und glasklaren prophetischen Worten. Die wenigsten von uns erlebten das jemals selbst und suchten den Fehler dafür bei sich. Doch es gab trotzdem keinen Konflikt. Wir konterten nicht, indem wir sagten: „Verstehen wir nicht. Wieso passt die Story nicht zu dem, was wir hier sehen? Wieso geht der Wunderheiler nicht rüber in die Psychiatrie und räumt sie leer? Wieso redet Gott zu uns nicht so eindeutig und klar wie in euren Geschichten? Und wann kommen die auf die Bühne, bei denen das nicht so funktioniert? Wie sollen wir denn bitteschön mit unserer Sexualität umgehen, wenn wir nicht, wie in der Antike, mit 13 Jahren heiraten? Und warum haben die Eltern von meinem Kumpel noch weniger Geld als meine Familie, obwohl auch sie den Zehnten geben?”

All das wären sehr interessante, heiße und auch unbequeme Diskussionspunkte gewesen, die dafür aber mit echten und für das Leben relevanten Konflikten zu tun gehabt hätten. Aber Reibung an diesen Themen entstand kaum. Wir schluckten unsere Widerworte runter. Hinter der äußeren „Wir-haben-uns-alle-lieb-Fassade“ schwelten etliche Konflikte, die eigentlich gesund gewesen wären, jedoch nie ans Tageslicht kamen. Mögliche Gründe und Mechanismen, die dazu beitragen, möchte ich im Folgenden kurz beleuchten.

Ersatzgefühle

Im Coaching nennt man Ersatzgefühle die Gefühle, die sich einstellen, wenn die eigentlichen Gefühle aus soziokulturellen Gründen als unangebracht oder unerlaubt bewertet werden. Ein Sozialarbeiter erzählte mir zum Beispiel, dass er es vor allem bei arabischen Jugendlichen erlebe, wie Angst als Gefühl völlig tabu sei und regelmäßig durch Aggression und Wut ersetzt werde. Wenn ich allerdings an die Gemeinde denke, dann würde ich die Wut als das „unangebrachte“ Gefühl benennen – selbst bei den oben genannten Fragen waren wir nicht wütend oder aggressiv. Stattdessen leiteten wir die Wut in Traurigkeit um, die als Gefühl akzeptierter war – Traurigkeit über die Ungerechtigkeit der Welt oder unsere eigene Sünde. Damit konnten viele Konflikte gar nicht erst entstehen. Gut für die seelische Gesundheit ist das jedoch nicht.

Schamkultur

Ein weiterer, ähnlicher Grund für unterdrückte Konflikte ist die Scham. Sie verhindert eine Abweichung von der Norm. Und wenn die Norm, die maßgeblich von der Leitung geprägt wird, lautet, dass alles spitze und harmonisch ist, darf es keine Konflikte geben. Viele Gemeindekulturen sind jedoch von Scham geprägt. Woher die Schamkultur in unseren Gemeinden kommt, in denen doch eigentlich Barmherzigkeit und Annahme herrschen sollten, ist ein Thema für sich.

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Ich habe oft beobachtet, dass die Langmut nur bis zum Moment der Umkehr reicht. Sobald sich jemand bekehrt hat, soll derjenige bitte sein Leben auf die Reihe kriegen, nach Heiligkeit streben und langsam klarkommen. Und wenn diesem Anspruch nicht entsprochen werden kann, darf das möglichst nicht herauskommen. („Was, Günther raucht immer noch?“, „Langsam sollte Barbara doch mal aufhören, sich so knapp zu kleiden!“) In einer von Schamkultur geprägten Gruppe darf es möglichst keinen Konflikt geben, denn Konflikte berühren uns peinlich. Und wenn jemand wütend ist und das zu allem Überdruss auch noch ausdrückt, ist uns das sehr unangenehm. Vielleicht ist es deshalb in der Gemeinde akzeptierter zu weinen, als Ärger und Wut zu zeigen.

Darf das sein?

Wir reden viel von der Gemeinde als dem „einen Leib“. Wir reden von „Brüdern und Schwestern“ manchmal fast so, als würden wir die Einheit heraufbeschwören wollen. Aber darin, ob Differenzen bestehen dürfen oder nicht, zeigt sich, ob das mit der Einheit nur eine Geschichte ist oder ob Vertrauen und Innigkeit existieren. Haben wir Angst, uns als Gemeinde der Feuerprobe des Streites zu stellen? Ahnen wir, dass wir doch nicht so innig und einig sind, wie es unsere Zuschreibung als Familie suggeriert? Dass für echte Einheit noch einiges an gemeinsamer Arbeit nötig wäre?

Bei meinen Kindern habe ich, als sie klein waren, oft beobachten können, dass die größten und heftigsten Streite nur im geschützten Familienrahmen ausgetragen wurden. Außerhalb waren die Kinder oft angepasster und verbargen stärker, wenn ihnen etwas nicht passte, während es zu Hause auch mal lauter wurde. Viele werden es kennen, dass im geschützten Familienrahmen die Fetzen heftiger fliegen als außerhalb, denn zu Hause werden wir ehrlich. In dieser Hinsicht ist der Konflikt, der entstehen darf, ein Maß für Innigkeit und Einheit.

Mündigkeit

Ein weiterer Grund, warum Konflikte gar nicht erst entstehen, ist, dass viele Menschen ihre Bedürfnisse nicht wirklich kennen und spüren. Und dass sie nicht gelernt haben, diese ernst zu nehmen und zu kommunizieren. In der Psychologie beschreibt man jemanden, der sich immer nach den Erwartungen anderer richtet, jeden Konflikt vermeidet und Harmonie und Nähe um jeden Preis herstellen will, als „konfluent“ – ein solches Verhalten wirkt sich auf Dauer für jede Beziehung negativ aus. Und ehrlich gesagt empfinde ich das selbst als erwachsener Mann noch als einen der größten Lernbereiche: weder mein Bedürfnis aufzugeben und zu harmonisieren noch aus dem Kontakt zu gehen und mich zu distanzieren – stattdessen bei mir zu bleiben und zwar während ich die Beziehung halte, in der Anwesenheit des Gegenübers. Diese sogenannte „Differenziertheit“ ist die Grundvoraussetzung für mündige Beziehungen.

Konflikte aushalten

Die Philosophin und Autorin Svenja Flaßpöhler appelliert in ihrem neuesten Buch „Streiten“ für mehr richtigen Streit. Sie unterscheidet zwischen dem Streit als Vernichtung und dem Streit als Gegnerschaft, bei dem, wie im Sport, nie die Verbindung gekappt wird und der Kontakt mit dem Gegenüber bestehen bleibt. Zusammenfassend hebt sie die Bedeutung des Streitens hervor: „Wer Feindschaft verhindern will, muss Gegnerschaft zulassen. Streit in diesem Sinne verstanden ist nicht entzweiend, sondern einheitsstiftend – er macht Einheit erst möglich, weil keine Einheit bestehen kann, in der nicht die Differenz Raum hat.“

Ich wünsche mir, dass unsere Gemeinden Menschen in ihrer mündigen Entwicklung stärken, indem sie ein Ort sind, an dem wir gemeinsam lernen, Konflikte und unterschiedliche Meinungen auszuhalten, ohne dabei aus dem Kontakt gehen zu müssen. Denn diese Kompetenz ist eine, die wir in unserer Gesellschaft gerade dringend nötig haben und in der wir als Gemeinden eine Vorbildfunktion haben könnten.

Robert Pelzer arbeitet als Produktmanager in einem Tech-Start-up und ist als systemischer Coach tätig.



Dieser Artikel ist in der Zeitschrift Family erschienen. Family ist ein Angebot des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

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5 Kommentare

  1. Ich weiß natürlich, dass es in christlichen Gemeinden Konflikte und Streit gibt. Mitunter bis zur Selbstzerfleischung und Trennung.

    Und dennoch finde ich Begriffe wie Streit und Konflikt überflüssig.

    Ich erlebe das gerade auch vollkommen anders.

    Zunächst einmal sollte jeder akzeptieren, dass es unterschiedliche Ansichten und Meinungen gibt und dass das Gegenüber diese auch nicht aufgeben muss.

    Diskussionen würde ich auch nicht als Konflikt oder Streit bezeichnen, insbesondere wenn es dabei eher um zuhören geht, um das Verstehen, worum es dem Gegenüber geht.

    Und wenn als angestrebtes Ergebnis nicht eine Mehrheitsentscheidung steht sondern um das Mitnehmen von jedem. Also Kompromiss mit Einvernehmen.

    Das ist mühsam und zeitaufwendig.

    Aber lohnenswert.

  2. Den Abschnitt mit den Ersatzgefühlen finde ich sehr interessant. Kenne ich aus meinem Alltag, habe den Gedanken aber noch nie auf die Gemeinde bezogen.

    Traurigkeit als Ersatzgefühl für Wut? Die Beispiele finde ich zwar nicht ganz passend (Traurigkeit über die Ungerechtigkeit der Welt und die eigene Sünde sind nicht verkehrt, oder?), aber der Mechanismus leuchtet ein. Eigentlich ärgert man sich immer wieder massiv über die Predigt-Theologie der Pastorin, scheut aber die Konfrontation und beklagt statt dessen traurig, dass die Gemeinde sich nicht um ihre Gemeindemitglieder kümmert.

    Man muss echt aufpassen, dass man sich nicht selbst auf die falsche Fährte führt …

  3. Der Mainstream ist ständiges Phantom der Oper

    Stamtischbrüder schreiben: „Leider etabliert sich in Gemeinden so etwas wie einen von der Mehrheit akzeptierten MAINSTREAM und dann hat man es schwer mit davon abweichenden Positionen“!

    Leider ist ebenfalls der hier wieder – wie so oft angeführte – „Mainstream“ – das eigentliche Phantom der Oper, den es sich nicht gibt und der mir in den 50 Jahren landeskirchlicher Erfahrung noch nie begegnete. Im allgemeinen sind die Chrstinnen und Christen der Kerngemeinde Individuen, also sehr unterschiedlich, die Gemeinden und Menschen nicht verschieden, haben unterschiedliche Sichtweisen und Meinungen und ebenso sind es auch die Berufschrist:innen und die Situationen vor Ort. Die Ethik Jesu, also etwa die Bergpredigt und dann alles was er sagte und wie er lebte, ist erstens sehr fortschrittlich und war und ist schon immer ebenso konservativ. Denn wir konservieren Ewige Wahrheiten, auch wenn wir sie – und daher ist Toleranz sehr notwendig, nicht als Absolute Wahrheiten erkennen , sondern nur wie in einem dunklen Spiegel. Jeder Mensch, der so auf seinen Gott liebevoll vertraut und mit seinem Geist lebt, hat auch sein eigenes individuelles Gottesbild. Dies ist weder böse noch gut, sondern es entspricht nur unserer Menschlichkeit. Gott lässt sich ebenfalls nicht analysieren und im Labor untersuchen.

    Nur in dem liebevolle Angesicht Jesu sehen wir die Wahrheit Gottes, nämlich die Liebe, welche die Größte unter Hoffnung und Glaube ist. Aber ohne diese Liebe ist alles nichts. Phantome, die es hier nicht gibt, zerstören aber unsere Einheit im Geist. Die Einheit besteht aus der „Einheit in der Vielfalt“ der Gemeinden und einer Vielfalt des Denkens, der Ideen und der Arbeitsweisen, (eher als großer Reichtum, kaum als Hindernis). Es ist so wie in einem guten Wald, da sind auch die verschiedenen Bäume keine Fließbandanfertigungen. Ich gedenke mich als Christ zu bezeichnen, ich unterliege daher ebenfalls Irrtümern und erkenne bisweilen Wahrheit. Aber gleichzeitig lasse ich mich auch nicht in enge Glaubens-Schubladen wie charismatisch, evangelikal oder liberal einordnen. Die Bibel darf und muss man auslegen, nach und seit Martin Luther nur an Person und dem Werk Jesu. Oder darf mit unüberbrückbaren Widersprüchen leben. Dies ist heute konfessions- und ebenfalls so kirchenübergreifend heute ebenso Konsens. Gegen religiöser Einrichtungen, die weltweit ihren Gläubigen auf Punkt und Komma vorschreiben was Glaube ist, wie man zu glauben und zu leben hätte und daß sich alle befehlsgemäß so verhalten müssen, betreiben eher einen Irrglauben. Auch Jesu Mitarbeiter:innen – also die Jünger – waren (humorvoll menschlich gesehen) eher eine Gurkentruppe, keine Alleskönner, sie waren menschlich sowie mit Irrtümern versehen und wie von Lieschen Müller über den Kirchenpräsidenten bis zum Papst leider bis heute begnadigte und von Gott geliebte Sünder. Sogar Petrus hatte Jesus dreimal verraten. Aber Jesus ist auch für den zwölften Jünger und seine Schuld ans Kreuz gegangen. Und einen Maßstab, den ich hier in Sachen Frömmigkeit und exemplarischer Klarheit an andere Menschen anlegen will, den müsste ich zunächst selbst an mir selbst orientieren. Denn oft wird es dann auch sehr notwendig , den eigenen Balken aus dem Augen zu ziehen, als den kleinen Splitter aus fremden Sehorganen.

  4. Streit darf nicht wie ein Spaltpilz gären

    „Mittlerweile leben wir eine ausgeglichenere Streitkultur, in der es hin und wieder auch mal knallt. Das ist teilweise anstrengend, aber irgendwie auch gut. Wir betrachten einen Konflikt als etwas, das dazugehört, aber gut gestaltet werden muss“!

    Anschließend muss dann aber sofort abgerüstet werden. Vielleicht sollte sich niemand abends schlafen legen, ohne sich auch versöhnt zu haben.
    Icn bin also davon überzeugt, dass jeder konstruktive und somit friedliche Streit in der Familie, Politik, Welt und unter Christ:innen dann auch völlig unermeidbar ist. Leider streiten sich zumeist Menschen nicht mehr, wenn ihre Beziehung banal wurde und/oder eigentlich kaum Relevant besitzt.
    Aber auch einen Konflikt mit viel Zuckerguss zu übergießen, oder unter den Teppich zu kehren, könnte wie ein großer Brandbeschleuniger und auch als Spaltungpilz wirken. Sich hier nach 1. Korinther 13 (auch) zu verhalten ist unser Lösungsweg. Weil echte Liebe viel größer ist wie der Glaube (als Glaubenslehre) und die Hoffnung (Gottvertrauen). Dies erinnert mich, daß durch Gottes schöpferischer Liebe zuerst das gesamte unendliche Universum erschaffen wurde. Wenn Gott hier die allergrößte Liebe im Universum ist: Dann ist Gott größer und liebevoller als die besten irdischen Eltern. Dies heißt ebenfalls, dass unser Schöpfer aller Dinge niemals eine dunkle Seite seiner Macht anwendet, (wie nur im Weltraummärchen die Schicksalsschläge und die menschliche Super-Böswilligkeit zutreffend beschrieben wird). Wer Gott begegnet, wird niemals hingerichtet. Notfalls muss er/sie – so erleben es ganz viele Nahtod-Erfahrende – das ganze Leben nur sekundenlang und als Ewigkeit gefühlt – nochmals durcherleben. Am Ende steht auch der böseste Mensch dann als ein Geläuterter da, den das Gewissen verurteilt, nicht aber Gottes Liebe. Liebe ist niemals lieblos. Aber Gott ist Liebe, Barmherzigkeit und innere Herzenswärme in Person. Manchmal begegnen Menschen diesem Gott wie einem unendlich und innerlich sehr warmen Licht. Wie etwas Saulus als Christenverfolger, aus dem hierdurch Paulus als Völkerapostel wurde. Als gerechtfertigter Sünder

    Zum Streit gehört, auch die Argumente des/der Anderen anzuhören und einen gravierend eigenen Irrtum für möglich zu halten. Unser Idealbild ist die Christin oder der Christ, oder sind es unsere Mitmenschen, die jederzeit versöhnungsbereit sind. Niemals sollten wir für alle Zeiten den Stab über einem Menschen brechen, so wie es auch der Himmel nie tun würde. Denn nichts ist größer im Universum als diese (göttliche) Liebe. Gottes Liebe erschuf alles was existiert, weil – nach philosophischer Meinung – das Sein wichtiger ist als das Nichts. Und widerum umgekehrt: Ohne die Liebe (zu Gott) und unsere Liebe (auch zu den Menschen) ist alles was wir tun weniger wert als eine schwarze Null. Es ist einfach, einen Menschen nur gerne zu umarmen. Es ist aber dagegen schwieriger, Liebe nicht nur zu machen, sondern sie auch in schweren Zeiten, in Krisen, trotz Streit und einer unheiler Welt, ebenfalls durchzuhalten. Denn Liebe ist weit mehr als nur ein Gänsehaut-Gefühl, sondern eine Annähnerung an eine hohe ethische Haltung.

    Es ist die Art und Weise ebenfalls unserer Kommunikation. Die gewaltfreie Kommunikation ist alternativlos. Jeder Populismus ist niemals nur ein banalisierter Streit eines Kindergeburtstages, also lediglich Wahlkampf-geschuldet unvermeidlich, oder auch Rechtsradikalen nur nach dem Mund geredet zu haben. Die Liebe kann erfordert, dass wir aufhören Lieblose zu unterstützen, oder gar Spalter zu besänftigen oder gar belobigen. Denn das Gute besiegt immer das Böse. Und zwar mit den Mitteln nur der Liebe. Psychologische Methoden des konstruktiven und gewaltlosen Streites sind bald fast hundert Jahre bekannt. Trotzdem streiten doch bisweilen jene Leute, die über solche Fähigkeiten und Möglichkeiten verfügen. Wir streiten lieber destruktiv, als friedlich tolerant die anderen Menschen zu Wort kommen zu lassen, unsere eigene Unfehlbarkeit in Werturteilen zu relativieren und auch im Mitmenschen bisweilen unsere eigene Fehler wieder zu entdecken. (Es kann aber keine Toleranz zu Intoleranten geben und keine Unterstützung von Rechtsradikalen oder von jenen Zeitgenossen, die strikt gegen Menschenrechte sowie Leib und Leben arbeiten)

    Legendär ist die Aussage – und hier auch deutlichst nachdenkenswert: (Bildlich) zu versuchen in den Schuhen des Mitmenschen zu laufen. Es geht also vorallem darum, den Lieblosen nicht endgültig unter den Senkel zu stellen und zu verurteilen. Sondern ihn zuerst zu lieben. Ich glaube, dies ist das Leichteste auf der Welt und zugleich für uns Allerschwerste. Weil es oftmals bedeutet, daß unser Ego einmal zurück gestellt würde. Dies kann leider aber jeder nur selbst, und niemand für den anderen machen. Aber wer es tut wird glücklich sein, mit dem Nebenmenschen statt eine sogar zwei oder mehr Meilen mitgegangen zu sein. Liebe heißt also, mehr zu tun als man muss und dabei über den eigenen Schatten zu springen. Denn diesen Schatten haben wir alle und auch ich als Schreiber und zumeist sind sie sehr groß, wenn das Licht der Liebe Gottes auf uns alle fällt und leider demaskiert. Und es fällt auf uns, wenn wir es hoffentlich geistig-geistlich wahrnehmen können. Was bedeutet, daß bestenfalls christliches Leben gelingt, wenn wir täglich konsequent aus der Vergebung leben.

  5. Guter Beitrag und so ziemlich alle Facetten des Gemeindelebens sind gestreift worden. Ich möchte auch nicht gleich von Streitkultur reden, aber ein offener Ausstausch wäre schon wichtig. Leider etabliert sich in Gemeinden so etwas wie einen von der Mehrheit akzeptierten Mainstream und dann hat man es schwer mit davon abweichenden Positionen. Und noch eine kleine Anmerkung. Es gibt auch so etwas wie unumstößliche Wahrheiten und die Apostel haben uns vorgemacht, dass es sich sehr wohl lohnt dafür zu streiten. Ein Blick in den hinteren Teil des NT kann da sehr aufschlussreich sein !

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