Jesus verspricht seinen Jüngern übernatürlichen Frieden. Damit wir den erleben, braucht es eine bestimmte Herzenshaltung.
Von Moor Jovanovski
Ein Frieden, der nicht von dieser Welt ist. Das hört sich zu schön an, um wahr zu sein. Ich habe schon zu viel Unfrieden und Streit erleben müssen – da fällt es schwer, an einen „überirdischen“ Frieden glauben zu können, von dem in Johannes 14,27 zu lesen ist: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz werde nicht bestürzt, seid auch nicht furchtsam.“
Nicht nur eine fromme Denkweise
Aber es ist eine Wahrheit, mit der Jesus sich seinen Jüngern präsentiert, und kein Kalenderspruch. Und beim genauen Hinsehen wird klar, dass dieser Friede über die fromme Denkweise hinausgeht und kein exklusives religiöses Gut ist. Frieden, der von Jesus kommt, ist wortwörtlich eine Offenbarung, die alles ändern kann und bis in die zwischenmenschlichen Bereiche wirken möchte. Um dies zu erkennen, muss man den Zusammenhang betrachten, in dem Jesus diesen Satz sagt.
Seine Aussage folgt einem konsequenten Gedanken, den Jesus den Menschen vermitteln möchte, die ihm zuhören: Wenn Gott im Leben ist, hat Unfrieden keinen Platz. Im Gespräch, das in Johannes 14 wiedergegeben ist, erklärt Jesus: Die Liebe des Menschen zu Gott kommt darin zum Ausdruck, dass dieser das Wort Gottes hält. Damit sind besonders die Worte von Jesus gemeint. In der Folge kommt eine ungefilterte Gemeinschaft zwischen Jesus, Gott und dem Menschen zustande (Verse 23-25).
Man kann es auch so sagen: Gott und Jesus sind dort, wo sein Wort ernst genommen wird. Und damit wir weder überfordert noch alleingelassen sind, sendet Jesus den Heiligen Geist. Er wird die Menschen vornehmlich an die Dinge erinnern, die Jesus gesagt hat (Vers 26). Im Erinnern ist auch ein Lehren beinhaltet, das zur Kompetenz des Lebens im Glauben beiträgt. Das Wort Gottes und sein Heiliger Geist bilden demnach die Grundlage für diesen überirdischen Frieden (Vers 27). Somit wird das Herz stabil. Verwirrung, Unruhe und Angst sind nicht vorhanden.
Eine Aufforderung zum Zuhören
Und das hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Es gibt immer wieder Streit, den man schlichten oder verstehen muss. Streit entsteht da, wo nicht mehr hingehört oder zugehört wird. Im Streit will man sich selbst reden hören und seine Position verteidigen, weil man sich bedroht fühlt. Und weil man sich in der Gefahr sieht zu verlieren, wenn man nicht für sich kämpft. Im Streit fällt Hören schwer. Hier setzt der überirdische, göttliche Frieden an. Der Frieden, der von Jesus gegeben wird, ist ein Frieden, bei dem man hinhören muss. Dieser Frieden ist kein transzendenter Eingriff in die Gefühlswelt. Er ist eine Aufforderung zum Zuhören. Zuerst soll ich auf die Worte hören, die Gott sagen will. Dann auf die Worte, die mein Gegenüber zu sagen hat.
Wenn ich mich im Streit diszipliniere, dem anderen zuzuhören, hält der Frieden Einzug. Dann höre ich das Wort Gottes, das meinen Charakter und meine Einstellung anspricht. Es fordert mich möglicherweise zu einem Verhalten heraus, das mir zwar schwerfällt, das aber konstruktiv wäre: zum Beispiel, mich in einem Streit nicht für wichtiger zu halten als mein Gegenüber. Oder auch meine eigene Fehlbarkeit in einem Konflikt in Erwägung zu ziehen. Wer in der Bibel aufmerksam liest, wird zustimmen können. Der Heilige Geist wird die Worte Gottes und meines Gegenübers in Erinnerung bringen und das ist gerade das, was ich lernen kann und soll. Wenn ich es schaffe, hinzuhören und zu tun, was ich erfahre, entwirren sich Konflikte. Das Wort und der Geist helfen, den Frieden, den Jesus gibt, in Empfang zu nehmen.
Frieden stiften
Und es kommt noch ein zweiter Aspekt zum Tragen: dass man in dieser Welt, die um Frieden ringt, seinen Beitrag leistet. Christen machen die Welt sicher nicht besser, aber sie geben einen Hinweis auf den, der es kann. Wenn Christen sich nach dem ersten Impuls des Streitens einen zweiten inneren Impuls des Zuhörens aneignen, wird durch sie Frieden vermehrt. Nicht weil sie durch den überirdischen Frieden zu übernatürlichen Wesen werden, sondern weil sie wissen, dass es ungefährlich ist, wenn man sich im Streit zurücknimmt und erstmal hinhört. Es ist mehr der Ausdruck ihrer Identität als ihrer vermeintlichen Perfektion.
Dass es hier um die Identität als Gotteskind geht, zeigt Matthäus 5,9: „Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen.“ Weil Menschen, die Jesus nachfolgen, seinen Frieden empfangen können, stiften sie Frieden. Es ist Ausdruck ihrer Kindschaft und ihrer Identität. So idealistisch sich so eine Synthese schreiben und lesen lässt, so wichtig ist sie aber auch. Es ist hier nicht von Fehlerlosigkeit oder frommem Perfektionismus die Rede, sondern vielmehr von der Bereitschaft, sich im Streit durch das Erinnern des Geistes auch emotional wieder einfangen zu lassen.
Das ist ein qualitativer Unterschied zu anderen Schlichtungsversuchen. Es ist ein Frieden, der nicht erkauft oder ertragen werden muss. Sondern ein Frieden, der aus Respekt und Würde heraus entsteht. Weil Streit nicht zur Vernichtung, sondern zur Verständigung beigetragen hat. Weil man trotz Streit ein offenes Ohr hat. Was bedarf es also, dass man Frieden empfängt und diesen überirdischen Frieden erlebt? Wie bereits erwähnt, etwas sehr Schlichtes: sich nicht so wichtig nehmen. Oder: Demut.

Dieser Artikel ist in der Zeitschrift Family erschienen. Family ist ein Angebot des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.
Je weniger man in das Äußere involviert ist, um so mehr ruht man in sich selbst und hat Frieden: https://manfredreichelt.wordpress.com/2016/12/23/wahrer-friede/
Das Tun der Liebe war Jesus wichtig
Lieber Manfred Reichelt: Innerlichkeit und damit auch das Charismatische sind ein richtiger und guter Weg. Ich glaube auch fest daran, daß das Reich Gottes zunächst in unserer Seele anfangen darf, bevor irgendwann die Menschheit durch den Heiligen Geist befähigt wird die Schwerter zu Pflugscharen zu machen und den Krieg zu ächten. Aber wenn ich hier Jesus in der Zusammenschau des Neuen Testamentes richtig verstehe, vor allem als das liebende Angesicht unseres Gottes in dem Menschensohn Jesu , hat er doch seine Emphatie deutlich unverbrüchlich verbunden mit seiner tätigen Liebe und aller Hilfe und alles Tun für deren Wirklichkeit. Dafür spricht das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter. Oder jenes vom Verlorenen Sohn. Auch das Gleichnis vom Verlorenen Schaf skizziert die Selbstlosigkeit und Vorbehaltlosigkeit Jesu, der die 99 Gerechten verlässt, das Schaf sucht, es findet, ihm keine Gardinenpredigt hält, sondern es wortlos auf seine Schultern legt und heimträgt. Liebe drückt sich also auch in 1. Korinther 13 aus, nämlich wenn von Glaube, Hoffnung und Liebe nur die Liebe die Größte unter ihnen ist. Dann gibt es noch die Bergpredigt und Jesus Nähe zu den Armen und Randsiedlern.
Jedenfalls ist Jesu Leben, und die Botschaft seines Lebens, daß er antizyklisch handelt, so wie der Wille Gottes nicht die üblichen menschlichen Haltungen sind, sondern Gegenteile wiedergibt. Statt Feindschaft Liebe, statt Gewalt Sanftmut, statt dem Tod (am Kreuz) Vergebung auch des Feindes. Aber letztlich hat Gott durch Jesus deutlich gemacht, daß er keinerlei Feuer vom Himmel wirft, sondern Jesus als Feuermann schickt, um eben dieses Feuer der Gewalt, von Hass, Hetze und Lieblosigkeit, hier auf Erden bereits zu löschen. Im Himmel aber herrschen entgegengesetzte Regeln. Und daher ist nicht die Flucht in unsere fromme Innerlichkeit hier immer und stets der Königsweg, sondern auch den Willen Gottes zu tun. Das macht auch Notwendigkeiten, sich politisch zu positionieren, vor allem wenn es um Liebe und damit um unsere Menschenrechte geht. Sodann muss es christlichen Staatsbürger:innen wichtig sein, die Demokratie gegen ihre Feinde zu verteidigen. Denn die Herrschaft des Volkes in ihrer repräsentativen Form ist die absolut bessere Form als die Herrschaft des Unrechtes und der Despotenl.
Moin Moin,
ich bin der Meinung Frieden ist eine Entscheidung, die Jeder für sich selber treffen kann und vielleicht auch sollte…aber es ist auch nicht leicht.
Das Thema beschäftigt mich selber auch.
Und ich denke dazu, dass man vielleicht nicht mit Jedem Menschen…oder auch im Christlichen…mit jeder Schwester oder mit jedem Bruder in Frieden kommt.
Wir sind nur MENSCHEN.
Und es gibt immer mal wieder Streit, Unstimmigkeit und Auseinandersetzungen…auch in guten Freundschaften, Partnerschaft, Beziehung, Nachbarschaft, Gemeinde…etc.
Frieden zu finden…wenn ein Zerbruch da ist, dauert eine Zeit.
Jesus zeigt natürlich ganz deutlich den Weg.
Er ist der Weg!
Amen🙏
Und doch ist alles ein Prozess….und braucht Zeit…wenn ersteinmal Unfrieden da ist.(echt schwer)
seid gesegnet
Der Widerspruch zwischen Seelenfrieden und Krieg
Ein sehr guter Beitrag. Auch wenn hier geschrieben wird: „Dass es hier um die Identität als Gotteskind geht, zeigt Matthäus 5,9: „Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen.“ Weil Menschen, die Jesus nachfolgen, seinen Frieden empfangen können, stiften sie Frieden. Es ist Ausdruck ihrer Kindschaft und ihrer Identität“! Das schreibt Moor Jovanovski am 26. Februar 2025 im Internet unter jesus.de
Frieden zu stiften scheint mir wichtig, aber für ihn einzutreten – auch wenn dies nicht nur die Friedlichkeit unserer Kommunikation umfasst – dann scheint man hier aber in stürmisches Wasser zu geraten. Und natürlich muss ich und jeder andere zunächst vor der eigenen Haustür kehren, also Frieden suchen, in dem vorallem zugehört wird und nicht bewertet. Aber dennoch, ohne den großen Frieden ist auch der sehr kleine Frieden nicht real stabil, sondern leider von Angst umhüllt. Der große Frieden ist nicht dort, wo beispielsweise in der Ukraine Krieg herrscht mit all jener brutal geballten und ungeheueren Unmenschlichkeit, sich gegenseitig möglichst perfekt auch zu Tode zu bringen. Oder wo die Menschen und Systeme durch Trump, oder Putin und sonstige Vertreter von Unrechtsstaaten, durch ihre Bedrohung des Friedens Unfrieden und Ängst säen. Wer also da politisch mit Freunden und Gegnern weiter an der Aufrüstungsspirale dreht und die Weltuntergangsuhr, die schon auf 2,5 Minuten vor Zwölf steht, noch etwas anschubst – der kann keine eigene Friedensbestimmtheit ernstnehmen. Es ist ungut sich in die eigene Tasche zu lügen, vom politisch-staatlichen Frieden zu reden und täglich pures Gegenteil zu tun. Da muss ich dann über sämtliche Schatten springen, welches ich nicht so gerne möchte, daß wir auf grobe Glötze grobe Keile einschlagen. Die Vertreter der Gewaltlosigkeit auch des letzten Jahrhunderte hatten ja nicht völliges Fehlen von Widerstand gefordert, sondern sie wollten mit Blumen die Soldaten auf den Panzern überreden, die Waffen nicht zu benutzen – oder noch andere Formen gesellschaftlicher Abwehr von Feinden – aber gegen Putin hilft dies friedlich nicht und auch nicht gegen die immer noch vielen vorhandenen Atombomben. Und vielleicht geht das Kamel doch durch das Nadeloer, sodaß Friedensverhandlungen, die auch welche sind,
umgehend stattfinden müssen. Denn Wunder gibt es immer wieder und auch die Berliner Mauer ist gefallen, was vorher niemand glaubte.
Oder die These aufzustellen, nur durch Bedrohung und eines ausgewogenen Bedrohungspotentials auf mindestens zwei Seiten, könne man den Frieden herstellen, bewahren oder sogar noch erweitern. Da komme ich schon zu dem Punkt, die es dann leider auch erlauben müssten, ethische Kompromisse einzugehen. Denn wenn ich auch als sehr friedensbewegter Mensch nicht will, daß Putin wie ein mittelalterlicher Herrscher seine Reich der Unfreiheit ausdehnen will, über die Ukraine hinaus, dann bin ich doch in meiner Entscheidung für Friedensbewegtheit bei jener zweiten Möglichkeit, die keine ist, hier zwischen Pest und Colera wählen zu müssen. Nämlich militärisch stark zu sein, damit der Krieg abgeblasen wird.
Da kommt mir dann aber wieder der sehr zutreffende Spruch zur Hilfe, wir sollten ändern was wir ändern können und nicht ändern wollen, was nicht zu ändern ist. Es kann Frieden unter uns sein, auch jener Frieden den der Heilige Geist schafft, aber wir können keinen Frieden schaffen von und mit menschlichen Systemen, die sich nicht ändern und auch verändern können. Vielleicht muss man in einer solchen Erkenntnis bereit sein zur Erkenntnis, dass Frieden durch mittelbare oder gar unmittelbare Gewalt nicht möglich ist. Sonst haben wir nur Waffenstillstände, die keinerlei Frieden sind und eher schnell durchschaubare Lüge. Es wird auch die Prophetie Wahrheit werden (auch wenn ich es nicht mehr erlebe), daß die Schwerter zur Pflugscharen werden und die Kriege geächtet sind. Wir können irgendwann das Wunder mit vorbereiten, in dem dann wieder auch wirkliche Abrüstungsverhandlungen bei den Atomwaffen stattfinden. Wenn Militärs nur noch Polizieaufgaben haben, wäre es so endlich geschafft mit einem weltweiten Frieden. Gott nimmt unseren eigenen Willen leider sehr ernst und ist deshalb weder Kain in den Arm gefallen, damit sein Bruder nicht von ihm ermordet wird. Und er wird Trump nicht mehr Verstand und Putin nicht mehr Frieden gewaltsam einflößen, denn auch die Bösen dürfen ihren freien Willen behalten. Deshalb sind wir hier auf Erden, weil es da die fast unlösbare Aufgabe gibt, daß doch-des-Friedens zu bejahen. Unsere Schulaufgaben sind klar und es ist Zeit bis die Klingel in der Zukunft ertönt. Aber bei Gott bleibt – es sei ihm gedankt – niemand unversetzt. Jesus hat die Hölle nicht abgeschafft, weil sie nie unter himmlischer Regie stand. Gott ist gut und hat auch keine dunkle Seite und er führt deshalb nie unsere Kriege.