Die Comedy-Gruppe „Porta dos Fundos“ hat auf Netflix eine Filmsatire veröffentlicht, in der unter anderem ein andeutungsweise homosexueller Jesus gezeigt wird. Auch Drogen tauchen auf. Ein brasilianischer Richter hatte die Ausstrahlung des Films nach massiver Kritik per einstweiliger Verfügung untersagt. Der Oberste Gerichtshof des Landes hat dieses Verbot jedoch wieder aufgehoben.
Von Nathanael Ullmann
Mit ihrem Film „A Primeira Tentação de Cristo“ (Die erste Versuchung Christi) ist die brasilianische Satire-Gruppe „Porta dos Fundos“ nach Meinung vieler einen Schritt zu weit gegangen. Den 46-minütigen Film hat Netflix kurz vor Weihnachten veröffentlicht. Darin deutet die Figur des Jesus an, schwul zu sein. Dazu reisen die „Heiligen Drei Könige“ in Gesellschaft einer Prostituierten und Maria, die Mutter Jesu, konsumiert Drogen.
Für viele Christen war das offenbar pure Blasphemie. Eine Online-Petition gegen den Film hat bis dato fast 2,5 Millionen Unterschriften gesammelt. Eduardo Bolsonaro, der Sohn des brasilianischen Präsidenten, twitterte, man sei zwar für Meinungsfreiheit: „Aber lohnt es sich, den Glauben von 86 Prozent der Bevölkerung anzugreifen?“ Mehreren Medienberichten zufolge kündigte Henrique Soares da Costa, der Bischof des brasilianischen Bundesstaats Pernambuco, sein Netflix-Abo aus Protest. Er nannte den Film „blasphemisch, vulgär und respektlos“. Schließlich beschmissen Unbekannte an Heiligabend das Büro der Comedy-Gruppe mit Molotowcocktails, wie die Tagesschau berichtet. Netflix hatte bisher auf das Recht der künstlerischen Freiheit gepocht.
Erst verboten, dann wieder erlaubt
Richter Benedicto Abicair in Rio de Janeiro hatte daraufhin angeordnet, den Film aus dem Programm zu nehmen. Auch das berichteten mehrere Medien unabhängig. Die katholische Vereinigung Centro Dom Bosco hatte Klage eingereicht. Eine Streichung sei „nicht nur von Vorteil für die christliche Gemeinde, sondern für die brasilianische Gesellschaft, die überwiegend christlich ist“, sagte Abicair.
Dieses Verbot wurde jedoch inzwischen durch den Obersten Gerichtshof aufgehoben, wie mehrere deutsche Medien übereinstimmend berichten. „Es ist nicht davon auszugehen, dass eine Satire die Macht hat, die Werte des christlichen Glaubens zu untergraben, die mehr als 2.000 Jahre alt und in der Überzeugung der Mehrheit der Brasilianer verwurzelt sind“, zitiert die FAZ den Präsidenten des Gerichts.