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Lucas Cranach: Der PR-Manager Luthers

Keiner hat das Bild der Reformation so geprägt wie Lucas Cranach der Ältere – im Wortsinne: Der Maler war ein enger Freund Martin Luthers. Die heute bekannten Porträts vom Reformator gingen durch des Meisters Hand und Werkstatt. Ein Beitrag von Jonathan Steinert für das christliche Medienmagazin pro zur Themenwoche Reformation.

Wie sah eigentlich Martin Luther aus? Wer jetzt Luthers Gesicht vor dem inneren Auge sieht, hat das Lucas Cranach dem Älteren zu verdanken. Er war es, der Luther oft porträtiert und diese Bilder verbreitet hat: der Reformator als junger Augstinermönch, mal kantige, mal weiche Gesichtszüge, eine Tonsur, die kaum mehr als einen schmalen Haarkranz umfasste; Luther als Junker Jörg, schlank von Gestalt, mit leicht nach vorn gerecktem, vollbärtigem Kinn; Luther als Ehemann im Doppelporträt mit seiner Frau Katharina von Bora; Luther als Gelehrter mit schwarzem Talar und Doktorhut; als Prediger auf der Kanzel, der mit ausgestrecktem Arm auf Jesus am Kreuz zeigt; der leibesfüllige Luther im Alter mit ergrauten Schläfen; Luther auf dem Totenbett, einer Wolke gleich, in weitem weißen Gewand. Die Bilder, die die Vorstellung von seinem Aussehen seit Jahrhunderten prägen, stammen aus der Hand des Hofmalers Cranach – oder zumindest aus seiner Werkstatt.

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Die lag gut einen halben Kilometer von Luthers Wohnhaus entfernt, direkt am Marktplatz von Wittenberg. Wer die Stadt heute besucht und neben dem Standbild des Reformators steht, könnte bei Cranach durchs Fenster schauen. Luther hat das womöglich damals getan, denn die beiden waren enge Freunde. „Gevatter“, was soviel heißt wie Freund oder Taufpate, nannten sie sich. Der elf Jahre ältere Cranach war Luthers Trauzeuge und Pate von dessen Sohn, Luther seinerseits war Patenonkel von Cranachs Tochter Anna. Sie waren Geschäftspartner und stritten gemeinsam für die Reformation. Luther kümmerte sich um die Inhalte, Cranach um die öffentliche Meinung. „Die beiden ergänzten sich gut“, erklärt Daniel Görres, Kurator der Ausstellung „Cranach. Meister – Marke – Moderne“ im Kunstpalast Düsseldorf.

Cranach habe je nach tagespolitischer Situation verschiedene Akzente in seinen Lutherbildnissen gesetzt, was sich schon an der Schärfe der Gesichtszüge zeige. Als der Reformator nach seinem Auftritt auf dem Reichstag in Worms für vogelfrei erklärt wurde, weil er seine Lehre nicht zurücknahm, war Cranach einer der wenigen, die wussten, dass Kurfürst Friedrich der Weise Luther auf der Wartburg versteckt hatte. Die Menschen im Land glaubten, Luther sei tot. Cranach sorgte mit einem Porträt-Flugblatt dafür, dass die Welt erfuhr: Der Reformator lebt!

Gemeinsam gegen den Papst

Cranach war es auch, der das Septembertestament, die erste Übersetzung des Neuen Testaments, die Luther anfertigte, illustrierte, druckte und als Verleger herausgab. An Polemik gegen die Kirche und den Papst stand der Maler Luther in nichts nach. Auf den Illustrationen zur Offenbarung des Johannes etwa tragen der Drache sowie die Hure Babylon die dreigeschossige Papstkrone – eine Darstellung, die es in der zweiten Ausgabe wegen Beschwerden beim Kurfürsten nicht mehr gab. Besonders markig werden die beiden im Pamphlet „Passional Christi und Antichristi“, das in Wort und Bild auf Doppelseiten Christus und den Papst gegenüberstellt: Jesus, der den Jüngern die Füße wäscht – der Papst, der sich die Füße küssen lässt; Jesus, der die Händler aus dem Tempel vertreibt – der Papst, der durch den Verkauf von Ablassbriefen Geld scheffelt.

Wobei Luther bei den Darstellungen wohl hier und da auch selbst die Finger im Spiel hatte. Von einem Mitarbeiter der Druckerei Hans Luffts, in der unter anderem die Gesamtausgabe von Luthers Bibelübersetzung produziert wurde, ist die Bemerkung überliefert: „Der Ehrwirdige Herr Doktor hat die Figuren zum Teil selber angegeben, wie man sie hat sollen reissen oder malen, dass man auffs eingeltigst den inhalt soll abmalen … und wolt nit leiden, dass man überley und unnütze ding, das zum text nicht dienet, solt dazuschmieren (sic!).“ Das hatte einen pädagogischen Sinn. Denn nach Luthers Ansicht sollten Bilder ihren Betrachtern helfen, sich an die Predigt, die Texte und die Botschaft der Bibel zu erinnern.

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Cranach war der erste, der dieses Bildverständnis konsequent umgesetzt hat, erklärt Görres. Seine Altarbilder, aber auch seine Gemälde von biblischen Szenen greifen Ideen der Reformation auf. So hat er das Verhältnis von „Gesetz und Gnade“ komlex komponiert ins Bild gesetzt. Jesus erscheint bei Cranach als der freundliche, sanfte, zugewandte, vergebende Christus – nicht als der strafende. Mitunter baute Cranach auch die Persönlichkeiten der Reformation wie Luther und Philipp Melanchthon in biblische Szenen zwischen den Aposteln ein und verlieh ihnen und ihrer Lehre damit Legitimität.

Als Hofmaler

Cranach, der sich als junger Mann nach seiner fränkischen Geburtsstadt Kronach benannte, war 1505 als Hofmaler nach Wittenberg gekommen, der damaligen Residenzstadt des sächsischen Kurfürsten – drei Jahre bevor Luther als Student dorthin kam. Als Hofmaler hatte Cranach auch die Fürstenfamilien zu zeichnen, für die Dekoration bei Festen zu sorgen oder höfische Ereignisse wie Turniere und Jagden im Bild festzuhalten. Für Friedrich den Weisen dokumentierte er 1509 dessen mehrere tausend Stücke umfangreiche Reliquiensammlung in Holzschnitten – bevor die Reformation ihren Lauf nahm. Danach gehörten solche Motive wie auch Heiligenbilder nicht mehr zu seinem Programm. Doch auch wenn seine Unterstützung für die Reformation nicht zu verkennen war, hatte er weiterhin auch katholische Auftraggeber.

In Wittenberg gehörte Cranach zu den einfluss- und auch an Gütern reichsten Persönlichkeiten. Er besaß das größte Grundstück, eine Apotheke – die es heute noch gibt – war Kämmerer und für drei Amtszeiten Bürgermeister. In seiner Werkstatt beschäftigte er mehr als 20 Mitarbeiter, Lehrlinge wie Gesellen: Maler, Farbanreiber, Schnitzer, Vergolder, Drucker. Rund 5.000 Werke verließen Cranachs Werkstatt, etwa 1.500 sind noch erhalten. Nach dem Tod seines ältesten Sohnes Hans übernahm schließlich Lucas der Jüngere den Betrieb – und setzte auch das Erbe der reformatorischen Bildprogramms fort.

Von Jonathan Steinert (für christliches Medienmagazin pro)

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