Der Münsteraner Religionssoziologe Detlef Pollack ist skeptisch in Bezug auf politisches Engagement der Kirche. Kirche habe im Unterschied zu den Parteien nicht die Aufgabe, die Demokratie zu verteidigen.
Seine These: „Eine klare politische Positionierung der Kirche oder der Pfarrer kann sich, auch wenn man damit kurzfristig Menschen zu überzeugen vermag, langfristig nur negativ auf die Verkündigung der Botschaft auswirken.“ Stattdessen müsse Kirche den Menschen in allen Lebenslagen beistehen, so Pollack.
Dies bedeute jedoch nicht, dass die Kirchen sich aus dem öffentlichen Raum zurückziehen sollten – im Gegenteil. Die Kirchen können nach Einschätzung Pollacks attraktiver werden, indem sie dort Gelegenheiten zum Kontakt schafften. Als Beispiele nannte er soziales Engagement, Diakonie, und Bildungsarbeit „Insbesondere die Kinder- und Jugendarbeit ist zentral, denn von den religiösen Erfahrungen im Kindes- und Jugendalter hängt in starkem Maße ab, ob man später als Erwachsener eine Beziehung zum Glauben und zur Kirche aufbaut“, erläuterte der Forscher der Universität Münster.
Bei einer kürzlich veröffentlichten Umfrage der Evangelischen Kirche von Westfalen hatten zwar 70 Prozent der Befragten angegeben, dass ihnen der Glaube wichtig sei. Zugleich sagten aber 60 Prozent, sie könnten den Glauben ohne Kirche leben.