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Nahostkrieg: keine Raketen auf Jerusalem

Joachim Lenz wohnt als Vertreter der EKD in Jerusalem – und fühlt sich dort trotz des Krieges sicher. Einen Trinkwasservorrat hat er allerdings angelegt.

epd-Gespräch / Franziska Hein

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Trotz der angespannten Sicherheitslage fühlt sich der Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Israel, Joachim Lenz, in Jerusalem persönlich sicher. «Ich glaube weiterhin, dass Jerusalem nicht im Fokus der Raketenangriffe ist», sagte der Propst dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er nannte die Situation «surreal». «Es ist Krieg, aber in der Altstadt von Jerusalem ist alles ganz ruhig.» Es gebe keine Touristen, keine Pilger, keine Reisegruppen, die es im ersten Halbjahr teilweise gegeben habe. Zwar nicht aus Deutschland, aber aus Ländern wie Russland oder Brasilien.

Kein Raketenbeschuss aufgrund der Al-Aksa-Moschee

Weder Juden noch Christen noch Muslime griffen die Jerusalemer Altstadt mit Raketen an, weil sich dort die heiligen Stätten befinden. «Die muslimischen Staaten schicken keine Raketen hierher, weil sie nicht die Al-Aksa-Moschee treffen wollen, den drittheiligsten Ort des Islam.» Lenz, der auch den iranischen Luftangriff auf Israel vom 13. auf den 14. April in Jerusalem miterlebt hatte, sagte, damals habe es Luftalarm gegeben. Während des Luftangriffs des Irans auf Israel seien Raketen im Luftraum über Jerusalem abgeschossen worden. Diese Raketen seien aber nicht auf Jerusalem gerichtet gewesen.

«Ich fühle mich sicher. Wir fühlen uns sicher. Wir, das sind aber auch nur noch wenige Gemeindemitglieder», sagte der Theologe. Diejenigen, die jetzt noch hier seien, verließen das Land auch nicht, da sie in Jerusalem wohnten. Auch wenn er sich sicher fühle, merke er zugleich, dass die Situation «an der Seele kratzt». «Meine arabisch-palästinensischen Nachbarn hier in der Altstadt verkaufen nichts. Ich weiß nicht, wovon sie leben.» Söhne von jüdischen Bekannten würden als Soldaten im Gaza-Streifen eingesetzt. Es herrsche Angst um die Familien.

„Ermattet und zermürbt“

«Natürlich tut das nicht gut, so etwas mitzubekommen. Und das geht allen so, also egal, ob sie mehr mit Israelis oder mehr mit Palästinensern zu tun haben. Allen Deutschen hier geht es nicht gut. Sie sind durchweg ermattet und zermürbt.»

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Er kümmere sich zu Hause um die Bevorratung. «Ich habe Trinkwasser genug, um eine Woche gut überstehen zu können», sagte Lenz. Die Luftschläge im April seien am Abend zuvor angekündigt worden. Auch das sei eine skurrile Erfahrung gewesen. «Und wenn dann gesagt wird, nächste Nacht könnten die Raketen kommen, dann werde ich Wasser in die Badewanne einlaufen lassen, damit ich im Notfall was für die Spülung habe.»

Weiterlesen: Es ist erschreckend still in Jerusalem

Quelleepd

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1 Kommentar

  1. Die angebliche Macht des Faktischen überwinden

    Joachim Lenz drückt aus, was durchaus tröstlich ist, dass (möglicherweise) auf Jerusalem als heilige Staat dreier Weltreligionen, die immer mit der Bibel des Alten und Neuen Testamentes zu tun haben (also mit Abraham, Moses und Jesus Christus), keine Raketenangriffe vorgesehen würden. Unabhängig davon möchte ich aber – was dennoch (nur) mein frommer Wunsch ist – dass keine Stadt und auch kein/e Bewohner/in es verdient haben, dass ihre Existenz mit Raketen bedroht wird. Mir ist bewusst dass die Zeit, vielleicht auch aus der Perspektive des Himmels, noch nicht reif dazu ist, heute den Krieg zu ächten und die Schwerter zu Pflugscharen zu machen. Aber um erst einmal zu einem wirklichen Waffenstillstand zu kommen, Vertrauen global stärker zu machen und auf einen wirklichen Frieden hinzuarbeiten, muss noch sehr viel Arbeit geleistet werden, und diese Bemühungen fallen nicht vom Himmel. Wie der Dreck vor der eigenen Haustür, erwartet jeder vom anderen Gegenüber (auch den ganz zwischenmenschlichen) Frieden zuerst einzuläuten. Die also völlig entgegengesetzten und damit falschen Erwartungen verhindern immer ein reales Funktionieren. Tischtennis ist friedlich. Aber der Nichtfrieden, der Krieg, ist ebenfalls Pingpong-Spiel mit der wirklich furchtbaren Regel „so du mir, so ich dir und „umgekehrt“!

    Es gibt eine wunderbare Realität, die an Einfachheit nicht zu überbieten ist, aber dennoch noch niemals ausprobiert wurde. Dass nämlich viele Menschen viele kleine Schritte tun, um dadurch das Angesicht der Erde zu verändern. Leider glauben wir dabei mehr an die alles beherrschende Macht des Faktischen. Wir werden weiter aufrüsten, vielleicht auch die eigenen Mundwerke, aber auch eigene Waffen, und alle anderen auf jeder Seite auch. Und dann werden wir sagen, es gehe nicht anders, weil es den Feind gibt. Und der Feind spricht so von uns als dem Feind. Damit will ich nicht Herrn Putin, schon gar nicht der Hamas oder den Todfeinden Israels das Wort reden, im Gegenteil: Dies stellt Populisten, Machtpolitiker und die Leitfiguren von unguten Herrschaftssystemen in die von ihnen selbst produzierte Fragwürdigkeit. Allerdings nur, wenn wir mit Todfeinden reden mit dem mühsamen aber unausweichlichen Versuch, sich nicht auf deren Ebenen von Ignoranz und Unmenschlichkeit herabzuwürdigen. Für Friedensgespräche hat es noch nie einen richtigen Zeitpunkt gegeben, aber es kann nicht hinausgeschoben werden, denn jeden Tag sterben ganz grausam Menschen. Menschenrechtsverletzungen hören nicht auf, wenn Kriege weitergehen. Frieden ist, wenn alle Menschen sicher sind.

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