Papst Franziskus hat in einem offenen Brief in der Zeitung "La Repubblica" Fragen zum Verhältnis zwischen Glaube und Verstand beantwortet, die der in Italien bekannte Journalist Eugenio Scalfari im Juli – ebenfalls in einem offenen Brief – an das Kirchenoberhaupt gerichtet hatte.

 Wie "Spiegel Online" schreibt, hatte sich der 89-jährige Scalfari, ehemals Abgerordneter der Sozialistischen Partei Italiens und Ex-Chefredakteur der Zeitungen "L’Espresso" und "La Repubblica", in der jüngeren Vergangenheit zunehmend mit Glaubensthemen beschäftigt. Distanziert, als "Verstandesmensch". Gott betrachte er als "trostspendende Erfindung der Menschen". Mit einer Antwort des Papstes auf seinen Brief rechnete der Journalist nicht.

 Papst Franziskus schrieb nun an Scalfari, dass er sich darüber freue, über den Glauben und die Person Jesu Christi mit ihm zu reden. Die Zeit eines offenen Dialogs ohne Vorurteile sei gekommen, der die Tore für eine ernsthafte und fruchtbare Begegnung öffne. Er empfinde es als paradox, dass der christliche Glaube in der Moderne oft als "düsterer Aberglaube betrachtet werde, obwohl er eigentlich ein "Symbol des Lichts" sei.

 Scalfari hatte in seinem Brief gefragt, ob es Sündenvergebung für ungläubige Menschen geben könne. Gottes Barmherzigkeit kenne keine Grenzen, antwortete der Pontifex. Wer nicht glaube, müsse seinem Gewissen gehorchen. „Sünde ist, wenn man gegen das Gewissen handelt, auch für die, die nicht glauben“, schrieb der Papst laut "Spiegel Online" . "Wenn der Mensch von der Erde verschwindet, geht mit ihm dann auch Gott, weil niemand ihn mehr denken kann?", fragte der Journalist weiter. Franziskus entgegnete nun, dass Gott keine "Idee" sei, keine "Frucht menschlicher Gedanken". Außerdem würde "selbst wenn das Leben des Menschen auf der Erde aufhörte, […] der Mensch doch nicht aufhören zu existieren und auch nicht die von ihm erschaffene Welt."