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Pogrom und Massaker: Mit der Eroberung Akkons endete vor 725 Jahren die Ära der Kreuzzüge

Ende des 13. Jahrhunderts ist die Begeisterung für die Kreuzzüge in Europa erlahmt. Als schließlich die Hafenstadt Akkon fällt, endet auch der christliche Kampf um das Heilige Land. Heute ist die Stadt Weltkulturerbe.

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Nach wochenlanger Belagerung bricht am 18. Mai 1291 die Mauer um Akkon. Die Hafenstadt nahe dem heutigen israelischen Haifa ist zu der Zeit die wichtigste Stadt der Christen in Palästina. Die ägyptischen Mamelucken schlagen mit Belagerungsmaschinen eine Bresche in die Mauer, der Großmeister des Templerordens, Guillaume de Beaujeu, stirbt bei der Verteidigung.

Die Überlebenden ziehen sich in die Festungen der Stadt zurück, aber die Mamelucken unterminieren sie und bringen die Mauern zum Einsturz. „Der Sultan zwang alle, die sich in den Türmen verschanzt hatten, zur Übergabe“, berichtete der arabische Augenzeuge Abu ‚l-Fida. „Sie kamen heraus und wurden bis auf den letzten Mann vor der Stadt enthauptet.“

Mit dem Fall von Akkon endete vor 725 Jahren die Zeit der Kreuzzüge – nach rund zwei Jahrhunderten. Ziel der christlichen europäischen Kreuzfahrer war die Eroberung des Heiligen Lands. 1095 hatte Papst Urban II. zum ersten Kreuzzug aufgerufen, sechs weitere folgten. Für die Bevölkerung bedeuteten die Kreuzzüge vor allem: Gewalt, Plünderungen, Massaker. Mehr oder weniger freiwillig räumten die „Franken“ – so nannten die Muslime die Kreuzfahrer – nach der Niederlage 1291 ihre letzten Stützpunkte im Heiligen Land. Ein Jahrhundert zuvor war noch ein Aufschrei durch Europa gegangen, als der ägyptisch-syrische Sultan Saladin im Jahr 1187 Jerusalem zurückerobert hatte. Danach wurde für einen neuen Kreuzzug gerüstet. Nach dem Fall Akkons aber blieb die Empörung der Christen aus.

„Man hatte es kommen sehen“

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Der Historiker Stefan Tebruck von der Universität Gießen erklärt das damit, dass die Europäer das Schicksal Akkons als unausweichlich ansahen: „Man hat es kommen sehen.“ Seit den 1260er Jahren habe es eine muslimische Rückeroberungswelle in Palästina gegeben. Hinzu sei gekommen, dass die europäischen christlichen Könige andere Sorgen hatten: Der deutsche Herrscher befand sich unter dem Druck des Adels, der englische und der französische Monarch standen einander selbst feindlich gegenüber. Für die Belange „Outremers“ (Übersee), wie Palästina genannt wurde, blieben da wenig Ressourcen.

Im August 1290 hatten italienische Kreuzfahrer in Akkon ein Pogrom an muslimischen Kaufleuten begangen. Der Sultan der Mamelucken, Qala’un, verlangte daraufhin die Auslieferung der Mörder und eine hohe Entschädigungssumme. Als Akkon ablehnte, rüsteten die Mamelucken – ehemalige muslimische Militärsklaven, die in Ägypten und im westlichen Arabien die Herrschaft übernommen hatten – zum Krieg. Qala’un starb zwar kurz darauf, aber sein Sohn al-Malik-al-Ashraf Chalil führte das gewaltige Mamelucken-Heer nach Akkon.

Die Stadt war bedeutend für die Christen im Heiligen Land: Der Hafen des gut befestigten 40.000-Einwohner-Orts war der einzige an der Levanteküste, den im Hochmittelalter Schiffe bei jedem Wetter und jeder Windrichtung anlaufen konnten. Die strategische Bedeutung machte Akkon zum Zankapfel. Insgesamt vier Mal wechselte es während der Kreuzzüge den Besitzer.

Kreuzzüge waren ein „Verlustgeschäft“

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Bislang sind viele Geschichtswissenschaftler davon ausgegangen, dass die Kreuzzüge vor allem innereuropäische Ursachen hatten. Landwirtschaftliche Verbesserungen hatten zu einem rapiden Bevölkerungswachstum geführt. Viele nachgeborene Söhne kinderreicher Familien hätten daher kaum Aussicht auf Erbe gehabt und sich im Heiligen Land eine Zukunft erhofft.

Der Gießener Historiker Tebruck hat das Schicksal von rund 150 Kreuzzugsteilnehmern erforscht und kommt zur anderen Ergebnissen: „Die sind nicht ausgezogen, weil sie einen materiellen Nutzen vor Augen hatten“, konstatiert er. „Das Kreuz zu nehmen“, wie es damals hieß, habe im Gegenteil oft ein gigantisches Verlustgeschäft bedeutet, weil die Reise, die eigene Ausrüstung und die der eventuell mitfahrenden Vasallen teuer gewesen seien.

Die Forschung betont heute wieder religiöse Motive. Das Versprechen, Kreuzfahrern würden ihre Sünden erlassen, habe viele mobilisiert, sagt Tebruck – zumal die Erwartung eines nahen Jüngsten Gerichts verbreitet gewesen sei. Eine Wallfahrt nach Jerusalem sei sehr in Mode gewesen – aber gefährlich, weil sich die Dynastien der ägyptischen Fatimiden und der türkischen Seldschuken um Palästina stritten. Dieser Streit habe gleichzeitig eine geopolitisch günstige Gelegenheit für die Europäer bedeutet, ihren Einfluss auszudehnen.

Unmittelbare Auswirkungen der Kreuzzüge auf die Gegenwart sieht Tebruck kaum. Auch wenn es in der muslimischen Welt ein Bild von christlichen Europäern oder US-Amerikanern gebe, das sie als aggressive, kolonisierende Kreuzzügler beschreibe, sei das nur eine rhetorische Figur. Viel wichtiger für das Verhältnis ist nach seiner Ansicht die jüngere Vergangenheit. „Die Unterlegenheitserfahrungen, die Araber und Türken im 18. und 19. Jahrhundert gegen den Westen machen mussten, sind prägender gewesen“, sagt der Historiker.

Im Jahr 2001 erklärte die Unesco Akkon zum Weltkulturerbe. Archäologen haben in der Stadt zahlreiche Spuren der Kreuzfahrer gefunden, unter anderem einen Tunnel, der von der Templer-Festung zum Hafen führt. Vermutlich flohen durch den Stollen einige der letzten Verteidiger zu ihren Schiffen.

Quelleepd

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