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Sollte Leihmutterschaft in Deutschland erlaubt werden?

Leihmutterschaft kann kinderlosen Paaren helfen, doch noch ein Kind zu bekommen. Was spricht dafür? Und was dagegen? Ein Überblick.

Von Pascal Alius

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Ein unerfüllter Kinderwunsch schmerzt. Eine Leihmutter könnte helfen. Doch in Deutschland ist das verboten (nicht explizit, aber praktisch), wie in den meisten europäischen Ländern auch. Sollte das geändert werden? 41 Prozent der Deutschen unterstützen laut einer Umfrage des Sozialforschungsinstituts INSA-Consulere die Genehmigung der Leitmutterschaft. Jeder Vierte spricht sich gegen eine Legalisierung aus, 26 Prozent sind unentschieden. Theologe und Ethiker Alexander Maßmann hat sich der Frage für das Nachrichtenportal evangelisch.de aus ethischer Perspektive angenommen.

Eine Leihmutterschaft funktioniert folgendermaßen: Im Labor wird eine Eizelle mit einer Samenzelle befruchtet, die beide vom Paar mit unerfülltem Kinderwunsch stammen. Eizelle und Samenzelle können jedoch auch von Spenderinnen und Spendern oder der Leihmutter stammen. Die befruchtete Eizelle wird der Leihmutter eingepflanzt. Diese trägt das Baby aus und übergibt es anschließend dem Paar. Bei der Leihmutterschaft gibt es zwei Varianten: die nichtkommerzielle und die kommerzielle. Bei der nichtkommerziellen Leihmutterschaft verdient die Leihmutter nicht finanziell, erhält aber eine Aufwandsentschädigung.

Einseitiges Profitieren?

Studien zum Wohlergehen der Leihmütter und Kinder gibt es bisher nur in geringem Umfang. Diese zeigen laut Wissenschaftsmagazin Quarks, dass die Kinder in der Regel nicht darunter leiden. Allerdings seien die Studien nicht repräsentativ. Den wenigen Untersuchungen der Situation von Leihmüttern zufolge seien die meisten Frauen uneigennützig motiviert, selbst wenn sie bezahlt werden. Die meisten Leihmütter würden nicht darunter leiden, ihr Kind abzugeben. Für manche sei es jedoch noch Jahre später schmerzhaft.

Maßmann spricht sich gegen die internationale, kommerzielle Leihmutterschaft wie zum Beispiel in der Ukraine aus. Eine Schwangerschaft bringe „reale medizinische Belastungen und Gefahren mit sich“. „Doch Frauen instrumentalisieren aus materieller Not ihren Leib auf eine sehr persönliche, seelisch bedeutsame Weise.“ Leihmutter und Kind würden bei dieser Form kaum die Chance bekommen, einander kennenzulernen. Auch könne sich die Leihmutter nicht an der Gemeinschaft mit einer Familie erfreuen, zu der sie unter großen Kosten beigetragen habe. „Es entsteht der Eindruck, die Kunden profitieren einseitig von der Notlage der Frauen.“

Theologin: „Außerordentliche Möglichkeit, die Liebe Gottes an Freunde weiterzugeben“

In Bezug auf die nichtkommerzielle Leihmutterschaft hält es Maßmann mit der US-amerikanischen Theologin Grace Y. Kao. Diese sieht die nichtkommerzielle Leihmutterschaft unter bestimmten Bedingungen als „außerordentliche Möglichkeit, die Liebe Gottes an Freunde weiterzugeben“. Sie rät, eine Vertrauensbeziehung zwischen beiden Seiten aufzubauen, über alle Eventualitäten zu sprechen und Rechtssicherheit zu schaffen. Ziel soll eine persönliche Beziehung zwischen Leihmutter und Kind sowie Leihmutter und künftigen Eltern sein, „die den Tag der Entbindung weit überdauert“.

Maßmann hat jedoch einen Kritikpunkt: Beispiele aus Großbritannien, wo nichtkommerzielle Leihmutterschaft erlaubt ist, würden die Vermutung nahelegen, „dass zumindest in Einzelfällen die nichtkommerzielle Leihmutterschaft dort heimlich zur illegalen Praxis der kommerziellen Variante wird“. Mit dem Unterschied, dass keine professionelle Agentur zum Gelingen der Leihmutterschaft beitrage. „Ob sie selbstbestimmte Schwangere oder ausgebeutete Schwangere sind – beim Thema Leihmutterschaft verschwimmen schnell die Grenzen“, schreibt Quarks.

„Reproduktionsmedizin denkt zu einseitig vom Glück der Eltern her“

Die Ethik-Expertin Petra Bahr sieht eine mögliche Legalisierung bestimmter Formen der Leihmutterschaft in Deutschland mit Skepsis. Eine gesetzliche Regelung, die verschleierte Machtverhältnisse erkenne und dem Kind eine Beziehung innerhalb der gespaltenen Elternschaft dauerhaft ermögliche, sei äußerst anspruchsvoll, sagte die hannoversche Regionalbischöfin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Bahr ist seit 2020 Mitglied des Deutschen Ethikrats.

„Reproduktionsmedizin denkt zu einseitig vom Glück der Eltern her“, kritisierte Bahr. Sie betonte jedoch auch: „Hinter allen Versuchen dieser reproduktionsmedizinischen Zugänge steckt in der Regel eine Leidensgeschichte.“ Paare, die bereit seien, sich auf eine Leihmutterschaft einzulassen, hätten in der Regel vorher alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft.

„Wir brauchen eine neue Debatte um die reproduktive Selbstbestimmung und ihre Grenzen“, betonte Bahr. „Selbstbestimmung“ erfahre einen schleichenden Bedeutungswandel von einem Abwehrrecht gegen den Staat, der Menschen in ihre Familienplanung nicht reinzureden habe, hin zu einer Leistungsforderung an die Gesellschaft.

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5 Kommentare

  1. Ich sage ganz klar NEIN!
    Es gibt hier in Deutschland so so viele Kinder, die eine Pflegefamilie brauchen!
    Und wenn alles stimmt, könnte man ja auch ein Kind adoptieren!
    Ich glaube, dass Gott weiß was er tut und die Kontrolle hat!
    Und ich finde es einfach nicht schön und auch unverantwortlich sich selbst ein Kind“auf gut Deutsch“ zu erschaffen, durch eine andere Frau, die dann dafür bezahlt wird…oder meint, etwas besonders Gutes zu tun.
    Es ist einfach unnatürlich.
    Entweder schenkt Gott das ..oder eben nicht.
    Das ist dann Gott gewollt…und wer weiß…vielleicht wartet ein Kind dringend auf ein gutes Zuhause.
    Es gibt wirklich traurige Kinder, verlassene Kinder, traumatisierte Kinder…die Liebe brauchen!
    So dringend!
    Ich finde, dass man diese Option als aller Erstes wählen sollte!
    Und eine Leihmutterschaft spricht gegen Alles was ich glaube!
    Es ist traurig und zutiefst schmerzhaft kein eigenes Kind zu bekommen, warum auch immer das so ist, aber es gibt Kinder hier …vielleicht sogar in unmittelbarer Nähe, die auf Liebe warten!
    Für mich gibt es da gar nichts zu diskutieren….
    ein eindeutiges Nein von mir.
    Da würde mir das Geld nichts bringen, wenn ich das Kind, was ich unter meinem Herzen getragen habe , wieder abgeben müsste(für Geld…stell sich das Einer vor….
    Mutter bleibt Mutter…
    auch aus Nächstenliebe hätte ich das nicht getan….und sollte man auch nicht.
    (das holt Einen doch wieder ein) meine Meinung.
    Es sollte verboten bleiben….was andere Länder tun…sollte dann auch da bleiben….
    meine Meinung

  2. Ohne mich jetzt bis in letzte Detail mit dem Thema beschäftigt zu haben, ist mein Gedanke, dass ich eine Leihmutterschaft sehr unnatürlich finde. Wenn man selbst keine Kinder bekommen kann, dann sollte man dies akzeptieren. Ich stelle mir dies alles für die Kinder ziemlich problematisch vor. Ein Kind möchte doch normalerweise eine enge Beziehung zu seiner leiblichen Mutter haben (okay, wobei es natürlich auch sein kann, dass die Leihmutter nur die Schwangerschaft austrägt). Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass dies alles im Sinne Gottes ist. Menschen sollten die Ordnung Gottes für die Welt aktzeptieren und ihm da nicht reinpfuschen.

  3. Beziehung ist manchmal wichtiger als Biologie

    …….“dass sich die Ausnahmetatbestände immer ausdehnen“! Da hat Hartmut Steeb völlig recht, auch in seiner gesamten Argumentation. Mit Leihmutterschaft soll versucht werden das Problem zu lösen, wenn jemand mit der in der Natur vorgesehenen Form, keine Kinder bekommen kann. Aber damit schafft man eine Reihe anderer und menschlich nicht geringere Probleme. Wenn wir doch unseren sozialen Fortschritt nicht immer zu unrecht rühmen, dann könnte doch auch hier ein Umdenken eintreten. Also Menschen nicht zu verzwecken (als Geburtsmaschinen für andere). Oder die Biologie nicht wie eine Programmierung anzusehen, die man einfach zweckmäßiger zu verändert gedenkt. In modernen Zeiten, die diese Bezeichnung auch verdienen, sollte doch die Intensität und Ernsthaftigkeit einer Beziehung genauso wichtig sein wie die Gene und der Körper. Will sagen: Warum nicht ein Kind adoptieren, ihm Liebe geben und dann wird man Vater und/oder Mutter. Ich will hier das Natürliche nicht relativieren, aber wir teilen ja nicht immer Menschen ein in jene die schön sind, andere die nicht schön sind (was ja auch im Auge des Betrachters liegt). Oder gar welche Hautfarbe, Religion er/sie hat, bzw. woher er kommt. Zumindest bemühen wir uns nicht so zu denken. Aber warum diese biologistische Denken beim Kind. Ein Kind ist ein Kind. Das braucht wie jeder Mensch Liebe, soziale Beziehungen und muss dann auch Urvertrauen schöpfen können. Dann kann man ein guter Mensch werden. Dazu braucht man keine Leihmutterschaft, sondern vorallem Beziehungsfähigkeit.

  4. Es wird mit der Leihmutterschaft – die nicht nur scheinbar in Deutschland verboten ist sondern wirklich explizit, zu Recht verboten, vgl. § 1 Absatz 1 Ziffer 2 und Ziffer 7 Embryonenschutzgesetz – sein, wie mit so vielen “ gut gemeinten“ Vorschlägen zur Lösung von Problemen. Sie führen in aller Regel zur Ausbeutung der Frauen, sie rauben außerdem den Kindern ihre natürliche Mutter. Gerade die embryonale Entwicklung ist für Menschen sehr wichtig. Die intensivste Beziehung unter Menschen, die es gibt, ist die zwischen Kindern und Mütter in den ersten 40 Wochen des Lebens. Sie darf nicht verzweckt werden. Ihr darf man auch die Kinder nicht berauben. Darum sollte es unbedingt beim absoluten ausnahmslosen Nein zur Leihmutterschaft bleiben. Wer meint, Ausnahmen schaffen zu müssen, muss doch aus der Beobachtung heraus wissen, dass sich die Ausnahmetatbestände immer ausdehnen.

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