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Studie: Was engagierte Christen über Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit denken

Eine aktuelle Studie hat untersucht, wie der christliche Glaube das soziale und ökologische Engagement von Menschen beeinflusst. Die Ergebnisse werden beim Fachtag „Glaube.Klima.Hoffnung.“ am 20. April in Kassel vorgestellt und diskutiert.

Sollten sich Christinnen und Christen gegen Armut, Ungleichheit oder den Klimawandel einsetzen? Das wollten der Dachverband christlicher Entwicklungsorganisationen „Interaction Schweiz“ und die CVJM-Hochschule herausfinden. „Wir sind mit unserer Studie in eine Forschungslücke gesprungen, die auch für die verschiedensten Kirchen und christliche Werke interessant ist“, sagt Anna-Lena Moselewski vom Forschungsinstitut empirica. „Das Besondere an der Studie ist, dass es zu den hochreligiösen Christinnen und Christen in diesem Bereich bisher nichts gibt.“

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Das Institut befragte nach eigenen Angaben über 2.500 Christinnen und Christen in Deutschland und der Schweiz. Die Studie gebe „aussagekräftige Einblicke“ in die Zusammenhänge von persönlichem Glauben und dem Einsatz gegen Armut sowie für die Umwelt.

Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit spielen eine große Rolle

Eine im christlichen Glauben gegründete Motivation bewirke nachhaltiges Verhalten, lautet ein Ergebnis der Studie. Für knapp zwei Drittel der Befragten sollte ökologische Nachhaltigkeit auch ein zentraleres Anliegen des Glaubens sein. Allerdings sei ihnen dies insgesamt weniger wichtig als Gerechtigkeit. Sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen, folgt für nahezu alle Befragten aus ihrem Glauben. Auch in den Kirchen und ihren Angeboten sei diese Priorisierung erkennbar.

Die Triggerpunkte unserer Studie sind also: Was ist wichtiger – Evangelisation oder nachhaltiges Verhalten? Jesus zu proklamieren, oder soziale Gerechtigkeit auszuüben“, sagt Studienleiter Professor Dr. Tobias Faix. Darüber gebe es in der Tat Diskussionen. „Fragt man aber: Gehört Nachhaltigkeit zum biblischen Auftrag, dann sagen 80 Prozent der befragten Menschen „Ja“. Die Alltagsdimension ist viel größer als gedacht und Nachhaltigkeit bestimmt den Alltag mehr als angenommen. Das Ergebnis, dass Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle im Glauben der Befragten einnehmen, hat uns in der Deutlichkeit überrascht, zeigt aber, wie wichtig diese Themen für Christinnen und Christen sind.“

Für die Studie arbeitete empirica mit dem Sinus-Institut zusammen. So ließe sich sehr gut die Milieuorientierung der Befragten darlegen. „Wir haben keine ‚grüne christliche Hipster-Studie‘ gemacht“, betont Faix. „Genau das Gegenteil. Die eigentlich grünen Kernwähler, das sozial-ökologische Milieu, haben wir nicht erreicht. Dafür die eher konservativen und gut bürgerlichen Milieus.“

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Fachtag im Haus der Kirche

Die Ergebnisse der Studie werden beim Fachtag „Glaube.Klima.Hoffnung.“ am Samstag (20. April) im Haus der Kirche in Kassel vorgestellt. In interaktiven Workshops können die Teilnehmenden die Bedeutung der Ergebnisse für die alltägliche Arbeit in Kirchen, der Jugendarbeit und anderen christlichen Kontexten diskutieren. Am Fachtag beteiligt sind unter anderem Frank Heinrich (Evangelische Allianz), Nadja Ahmad (Evangelische Akademie Hofgeismar), Dr. Matthias Stracke-Bartholmai (Akademie des Versicherers im Raum der Kirchen VRK), Professor Dr. Tobias Faix (CVJM-Hochschule), Kristina Büchle (Kirchenpionierin), Anna Böck (Klimaaktivistin und Pfarrerin), Matthieu Dobler Paganoni (Interaction), Anna-Lena Moselewski (CVJM-Hochschule) und Dr. Edgar Wunder (Sozialwissenschaftliches Institut der EKD).

Der Fachtag findet statt in Kooperation mit der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, der Evangelischen Akademie Hofgeismar und der Akademie des Versicherers im Raum der Kirchen, Evangelische Bank sowie mit dem CVJM Deutschland, Micha Deutschland, der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Brot für die Welt.

Für die Studie wurden nach Angaben von empirica über 2.500 evangelische, katholische und freikirchliche Christinnen und Christen ab 14 Jahren in der Schweiz und in Deutschland befragt (1.574 Deutschland, 782 deutsche Schweiz, 205 französische Schweiz). Hiervon waren ca. 75 Prozent „hochreligiös“. Der Anteil der Männer und Frauen war ausgeglichen, das Durchschnittsalter lag bei 46 Jahren. Es handelt sich um eine Gelegenheitsstichprobe aus religiös Motivierten (Zielgruppen-Umfrage).

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6 Kommentare

  1. Ich hatte bei der Befragung letztes Jahr teilgenommen und nur mit Muehe (eigene Widerstaende ueberwinden) beendet.

    Es gab einfach zu viele unbewiesene Narrative.

    So etwa:
    – „Sind Sie fuer Umweltschutz und fuer Gerechtigkeit“ (klar, wer koennte dagegen sein)
    – aber zB (wurde nicht genau so gefragt, aber fuer mich hat das bei mehreren Fragen mitgeschwungen): „Glauben Sie mit ihrer Heizungssabregelung um zwei Grad im Winter und mit einer statt zwei Flugreisen einen Beitrag gegen den Klimawandel zu leisten?“ (Meine Ueberzeugung: Nein, das ist beides Unfug/Ablenkung!)
    – also es wurde mit Narrativen gearbeitet (bzw so habe ich manche Fragen verstanden):
    „Wir privat/persoenlich koennen viel gegen den Klimawandel machen“ (statt zB v.a. der Staat mit zB CO2-freier Atomkraftfoerderung oder CO2 Capture & Speicherung) und
    „in D ist es mit sozialer Gerechtigkeit in vielen Bereichen im Argen und wir muessten uns stark dafuer einsetzen“ (statt, wer mal in Drittlaendern war, weiss wie sauber, sozial-gerecht, frei und schoen unser D noch ist. Die wirklich Armen leben wo anders, nicht hier in D!).

    Mir kam bei der Befragung der Verdacht: Da soll mal wieder Unwichtiges ueberhoeht und indirekt dadurch Zentrales marginalisiert werden (also Dekonstruktion).

    Naja, ging vielleicht nur mir so … oder wer hat andere Erfahrungen mit der Befragung (Art und Weise, Rahmenbildung der Fragen) gemacht?

    LG Joerg v NRW

      • Danke,

        aber die Umfrage ist vorbei.

        Die Fragen wurden wohl nicht auf wissenschaftl. Stand bei „Klimawandel“ & „sozialer Gerechtigkeit“ ueberprueft, sondern eben eher nur eine bestimmte Richtung wiedergegeben, die zum Glauben und Kontext der Fragenaustueftler passten?

        Es stand ja auch die Meinungserforschung bei „Hochreligioesen“ zum Vergleich mit „Normalos“ im Vordergrund, nicht, ob manche Fragen thematisch einen Bias haben.
        Empirica koennte argumentieren, dass dieser Bias ja dann beide Gruppen gleich betreffen koennte (mir waere aber lieber, Befragungen mit ausgewogenen/differenzierten Fragen durchzufuehren)?
        Evtl koennte man die Befragungsabbruchrate zwischen den Gruppen analysieren und als Indiz nehmen?

        Ich diskutiere auch lieber auf „neutralem Boden“ (=hier), weil ich bei http://tobiasfaix.de/blog/ schon mal keine Antwort bekommen habe (anderes Thema). Aber, kann ja mal vorkommen …

        Einen Blog MIT Kommentarspalte zu betreiben ist manchmal Knochen-/Fleissarbeit 🤷‍♂️ und wer mag schon gerne mit kritischen Fragen oeffentlich umgehen?

        LG Joerg

  2. Irgendwie schüttelt es mich immer, wenn im kirchlichen Kontext von „ hochreligiös“:die Rede ist. Aber wenn es wirklich so sein sollte, dass die Menschen, die ihren christlichen Glauben nicht nur als Traditionsmarke verstehen, mehrheitlich bewusst nachhaltiger agieren, dann wäre das schon eine erfreuliche Entwicklung. Besonders, wenn das eine die Begründung für das andere wäre.

    • Ich bin nicht hochreligiös, sondern Christ

      Meine Antwort an WolfG, wobei ich die Deutung zutreffend finde, dass hochreligiös auf jeden Falle für viele bedeutet, auch nachhaltig zu agieren.
      Nach meiner Kenntnis ist der Begriff „hochreligiös“ speziell eine Formulierung, die eher als Prägung für Jugendlichen zutrifft. Ansonsten ist die soziologisch-religiöse Begrifflichkeit eher aufgeteilt in traditionell fromm + liberal. Dann darf man noch charismatisch nennen und hoffentlich nicht so oft fundamentalistisch. Ich selbst halte von solchen Glaubensschubladen nichts, dazu ist Gott und seine Liebe zu groß, seine Gedanken doch höher als unsere und Jesus kann man da auch nirgend unterbringen – wobei man ihm am besten gerecht wird in seiner jüdischen Sichtweise als Glaubenslehrer und Rabbiner. Interessant ist bei Jesus zudem, dass jüdische Menschen in einem (für sie wahren) Messias auch ganz offiziell religiös den Sohn Gottes sehen würden. Jesus wird man am ehesten verstehen, wenn man das Neue Testament vom Ende her -also von Jesu Tod und Auferstehung – kapiert. Das Kreuz muss eigentlich ein ganz großes Ärgernis sein, sonst werden wir es nicht verstehen. Jesus ist nämlich für alle Menschen gestorben und auferstanden, für deren Erlösung. Also für die guten, die angepassten und die ganz frommen Leute. Allerdings auch für die ganz Bösen, denn er liebt – was er uns abfordert – auch seine Feinde. Hochreligiös (besser fromm) ist für mich diese Ebene des Verstehens. Ich wäre dann gerne ein bekennender Evangelikaler, wenn ich auch die Bibel auslegen dürfte, wo doch die Aufnahme der Texte in den Kanon der Heiligen Schrift Menschen entschieden haben. Und die Evangelikalen haben sich gerne dem Bekenntnis angeschlossen, dass Gotteswort immer Gotteswort durch Menschenwort ist. Sonst müsste am Sonntag Gott predigen und nicht der Pfarrer oder Priester. Aber beide Berufschristen haben bei ihren Reden vor der Kanzel unvermeidlich auch ihre eigene Haltungen und Meinungen, wie die biblischen Autoren. Es ist also ausserordentlich schwierig mit der Begrifflichkeit „hochreligiös“.Auch für die Bewahrung der Schöpfung muss man nur glauben, dass die Schöpfungsgeschichte eine Art von Antikes Glaubensbekenntnis ist. Wie alle Glaubensbekenntnisse ist dies nicht vom Himmel gefallen, sondern ist eine Deutung der Frage, warum wir sind und was Gott von uns möchte. Zudem sicher auch eigene Glaubenserfahrung. Nur dass die Urjuden da keinerlei Konzil veranstalteten, sondern darüber einfach Leute sich größtenteils zutreffende Gedanken machten und dies an Lagerfeuern in den Oasen in eine festen und mündlich überlieferte Erzählform gegossen wurde.

  3. Die ganze Schöpfung ist Gottes Wirklichkeit (Eigentum)

    Eine aktuelle Studie hat untersucht, wie der christliche Glaube das soziale und ökologische Engagement von Menschen beeinflusst. Die Ergebnisse werden beim Fachtag „Glaube.Klima.Hoffnung.“ am 20. April in Kassel vorgestellt und diskutiert. Prima, dass dies auch so ist. Man darf einerseits gespannt sein, wie die Ergebnisse in allen Einzelheiten lauten. Andererseits scheinen dies klar zu sein: Wenn Gott Ursache und Urgrund allen Seins ist, dann herrscht nicht das Nichts, oder das Chaos vor der Schöpfung, sondern GOTTES SCHÖPFUNG IST G U T. Wenn Gottes Schöpfung aber gut ist, und uns Sinn gibt – wenn Gott aus Liebe alles ins Leben rief und uns ebenso, dann müssen wir die Schöpfung auf dieser Erde, soweit dies in unserer Macht liegt, auch nach Kräften bewahren.

    Die jüdisch-christlichen Wurzeln des Glaubens sind das Gute, der Sinn und die Liebe. Gott ist (wie) Licht. Das Gegenteil von Licht ist Dunkelheit und das Fehlen Gottes. Ich meine dies nicht abwertend gegenüber anderen Menschen, anderen Religionen oder jenen Zeitgenossen, die mit Glaube und Religion nichts anzufangen wissen. Wir als Christinnen und Christen glauben, dass Sinn über das Chaos siegt, Liebe über Hass und am Ende aller Dinge Gott alles in allem ist. So einfach oder schwierig ist Glaube, im Sinne vor allem eines großen Vertrauens ist das, was man (nicht immer) spürt und auf welches man mit großem Vertrauen hofft. Die Alternative besteht nicht in einer (künstlich gedachten) Priorisierung zwischen Evangelisation und Mithilfe in der Erhaltung einer guten Schöpfung und Menschlichkeit. Wenn alles aus der Hand Gottes kommt, wenn er dann gewissermaßen eine alle umfassende Wirklichkeit für uns ist, begegnen wir in jedem Singvogel, aber vorallem allen Menschen sowie in Natur und der Unendlichkeit des Universums nur der Größe und dem Eigentum Gottes. Man kann also beides nicht gegeneinander aufrechnen und ausspielen.

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