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Gemeindebund von Baptisten und Brüdergemeinden steht vor dem Aus [Update]

Die zum „ChristusForum Deutschland“ (CFD) gehörenden Brüdergemeinden streben die Gründung einer eigenen Freikirche an. Die BEFG-Leitung reagiert mit „Enttäuschung und Schmerz“.

Konkret ging es bei der Abstimmung der Brüdergemeinden im Rahmen ihrer Jahresversammlung in Hofgeismar darum, ob sich das CFD (bis 2020: Arbeitsgemeinschaft der Brüdergemeinden) um „eigenständige Körperschaftsrechte“ bemühen soll. Die Zustimmung fiel mit 90,6 Prozent der abgegebenen Stimmen sehr deutlich aus. Auf der CFD-Homepage ist von einer „wegweisenden Entscheidung“ die Rede.

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Zu erwarten ist das Ausscheiden der CFD-Gemeinden aus dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) und die Gründung einer eigenen Freikirche. CFD-Geschäftsführer Alexander Rockstroh erklärte in seinem Jahresbericht, das CFD sei dazu mit rund 80 Gemeinden im Gespräch, berichtet Pfarrer Lothar Triebel für das Konfessionskundliche Institut in einem Beitrag über die Jahresversammlung. Für manche Gemeinden könnte die Spaltung zur Zerreißprobe werden, so Triebel.

Hintergrund für die Trennung sind schon länger schwelende theologische Streitfragen. Das CFD wirft dem Bund vor, beispielsweise in der Frage des Sühnetods Christi und praktizierter Homosexualität zu liberale Positionen zu vertreten oder zumindest zuzulassen. Hier sei „die Schmerzgrenze“ erreicht, heißt es. Man wolle nicht die von der BEFG-Leitung angestrebte „Kirche des Dialogs“, sondern statt „Beliebigkeit“ biblische Eindeutigkeit.

„Enttäuschung und Schmerz“

Präsident und Generalsekretär des BEFG, Michael Noss und Christoph Stiba, hatten in Hofgeismar für einen Verbleib des CFD im BEFG geworben. Der Beschluss des CFD „erfüllt uns mit Enttäuschung und Schmerz“, heißt es in einer Stellungnahme. Die Trennung werde mit einem „Zerrbild“ des Bundes begründet und gehe von „falschen Annahmen“ aus. So stelle der BEFG nicht den Sühneopfertod und die Auferstehung Christi infrage. Es gebe unterschiedliche Erkenntnisse, dies werde im Bund respektiert. „Wir möchten unser Ringen in Erkenntnisfragen nicht über Grenzziehungen oder rote Linien definieren, sondern am gemeinsamen Bekenntnis festhalten.“ Aber, so heißt es weiter: „In der Diskussion um die Trennungsabsichten des CFD wird der falsche Eindruck erweckt, Dialog sei mit Beliebigkeit gleichzusetzen.“

Es sei traurig, heißt es weiter, „dass Teile des Bundes anderen Teilen des Bundes ihren Glauben nicht glauben.“ Geistlich sei die Trennung eine „schwere Niederlage“, weil das gemeinsame christliche Zeugnis in dieser Welt darunter leide. Der gemeinsame Bund sei 1941/42 auch gegründet worden, „um einen Beitrag zur Überwindung der konfessionellen Spaltung zu leisten, indem Christen in der Vielfalt der unterschiedlichen Traditionen die Einheit in Christus suchen und leben.“

Von Seiten des CFD heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Geschäftsführer Alexander Rockstroh und dem Vorstandsvorsitzenden Thomas Focking, dass Gespräche zwischen dem Präsidium des Bundes und dem Vorstand des ChristusForum „leider nicht zu einer gemeinsamen Sicht im Umgang mit theologischen und strukturellen Fragen“ geführt hätten. „Wir hätten uns besonders bei theologischen Kernthemen, wie beispielsweise der Kreuzestheologie, eine klarere Haltung und Orientierung seitens der Leitung des BEFG gewünscht.“ Bei der jetzigen Entscheidung für eine neue Rechtsform gehe es nicht um ein Aufkündigen geistlicher Gemeinschaft und Freundschaft. „Wir ermutigen die Ortsgemeinden, weiter auf Allianzebene zusammenzuarbeiten und in ihrem Ort Salz und Licht zu sein.“

Der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) entstand 1941 durch den Zusammenschluss von Baptistengemeinden, Brüderbewegung sowie von pfingstlichen Elim-Gemeinden. Er ist laut eigenen Angaben mit rund 74.000 Mitgliedern in 782 Gemeinden die größte Freikirche in Deutschland. Zum ChristusForum zählen 9.000 Mitglieder in 135 Gemeinden.

Weiterführende Links:

Wegweisende Entscheidung im ChristusForum

Gemeinsam sind wir Bund!

Enttäuschung und Schmerz über die angestrebte Trennung

11 Kommentare

  1. Der Austritt der Brüdergemeinden aus dem Baptistenbund ist längst mehr als überfällig und eindeutig ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings halte ich den Schritt einen neuen Bund zu gründen für falsch. Darin liegt schon im Ansatz wieder der Keim für eine erneute Trennung, wenn in ein paar Jahren dieser Bund ebenfalls liberalisiert ist und die bibeltreuen auch dort ausgehen müssen. Eine lockere Bruderschaft von freien unabhängigen Gemeinden wäre auf jeden Fall der Bessere und biblischere Weg.

  2. Nur weil Gott Dinge zulässt heißt es nicht das sie gut sind.Er prüft und damit wie ernst wir es mit der Wahrheit meinen.Lieberal war Jesus nicht er hat treu dem Vater gedient damit das erste Gebot durch ihn erfüllt werden kann.Ja,betet aufrichtig das der Balken vom Auge weg komme,das kann nur Jesus Christus tun,da er unser Herz gemacht hat(Kolosser Brief)darum beten wir auch zu Jesus weil uns Sein Reich mehr Wert ist als das Irdische.

  3. Leider ist der Same des Abfalls von der Wahrheit schon viel zu weit auch in die Brüdergemeinden des Bundes eingedrungen, als das dieser Schritt noch Sinn machen würde. Zu beglückwünschen sind die Gemeinden, die dem Bund schon lange den Rücken gekehrt haben, um den Weg Laodizeas nicht weiter mitzugehen! Hier ist die einzige Alternative!

  4. Nach Jahrzehnten des Überlebens auf einer einsamen, unbewohnten Insel ohne jeglichen menschlichen Kontakt, wird ein Schiffbrüchiger von einem vorbeifahrenden Schiff aufgefunden. Der Kapitän, der an Land geht fragt den zerlumpten Schiffbrüchigen, der in einem windschiefen Unterstand haust, erstaunt:

    „Wenn du in dieser Hütte wohnst, wozu dient dann das prächtige Gebäude direkt daneben?“

    „Das ist die Kirche der Insel, die ich zur Ehre Gottes errichtet habe.“

    „Beeindruckend. Und das Bauwerk dort hinten?“

    „Ach das. Das war die erste Kirche vor der Kirchenspaltung.“

  5. Ein schwieriger Weg, auf dem sich das ChristusForum da begibt. Sie werden erleben, dass sie auch untereinander nicht so eins sind, wie es jetzt den Anschein haben mag, werden wachsen mit denen, die meinen, dass ihr Maß voll und das der Baptisten nicht mehr rechtens ist. Werden vielleicht auch aus anderen Bünden manche Mitstreiter gewinnen für ihren neuen Brüderbund – und Mühe haben, ihre Reihen gleichzeitig geschlossen und für neue Impulse offen zu halten. Und im Endeffekt werden sie, wie alle anderen Freikirchen auch, in ein paar Jahren grundsätzliche Beschlüsse von heute in Frage stellen, weil gerade die Aktivsten in den eigenen Reihen sich nur ungerne alleine durch den Verweis auf frühere Erfahrungen und Erkenntnisse in ihrem Engagement bremsen lassen. Also warten wir‘s ab, ob es der gewünschte Befreiungsschlag der Brüder und Schwestern gegenüber gefühlter baptistischer Bevormundung wird, oder doch eher nur ein weiteres Sammelbecken der Unzufriedenheit.

  6. Das scheint mir eine wegweisende Entwicklung zu sein. Liberale Positionen die sich in der evangelikalen Welt wie ein Buschfeuer ausbreiten, können von den „Traditionalisten“ nicht mehr einfach hingenommen werden. Die Folge sind Spaltungen, die wohl weh tun, aber unumgänglich sind. Glaubensgeschwister die vielleicht über Jahrzehnte verbunden waren, verlieren ihre gemeinsame Basis, gilt hier das Sprichwort: „lieber ein Ende mit Schrecken, als Schrecken ohne Ende“ ? Ich vermute, das wird noch weite Kreise ziehen und nicht wenige Gemeindeverbünde betreffen.
    Man darf gespannt sein, wie die Geschichte dann weitergeht, behalten liberale Gemeinschaften ihr Anziehungskraft ? Leben die „Bibeltreuen“ nach dem Motto „klein aber fein“ ? Wie auch immer, wir erleben derzeit eine Zäsur, da prallen Welten aufeinander, eine Art Kulturkampf in der Christenheit. Ist es angemessen zu sagen, so etwas hat es seit der Reformation nicht mehr gegeben?
    Ich für meinen Teil schlage mich auf die Seite der „Bewahrer“ und nehme folgendes Bibelwort in Anspruch “ Darum »geht weg von ihnen und sondert euch ab«, spricht der Herr; »und rührt nichts Unreines an, so will ich euch annehmen (Offb 18,4)

    • Spaltungen sind dem Christsein unangemessen

      Lieber Stammtischbruder: Ich halte Ihr Argument schon im Denkansatz für falsch. Die ganze Methode, in der wir als Christinnen und Christen uns freiwillig einteilen in liberal, traditionell, evangelikal, charismatisch oder gar fundamentalistisch – ist zutiefst zu kurz gegriffen. Ich für mich persönlich lehne meine Einsortierung in enge Glaubens- und Denkschubladen ab. In manchen Dingen bin ich nicht – allerdings nicht als Opfer an den Zeitgeist – durchaus (wert)konservativ: Da wo es um Menschlichkeit, um die Bewahrung der unantastbaren menschlichen Würde geht. Ich würde es sogar für eine große Sünde halten, Menschen wider besseres Wissen mit einer anderen sexuellen Orientierung, mit einem (völlig unsinnigen) Makel der Sünde nur noch Kränkung zusätzlich zuzufügen. Wenn wir die Botschaft Jesu, insbesondere auch die Bergpredigt, und sein Doppelgebot der Liebe (und ohne Liebe ist alles n i c h t s) ernst nehmen, und sie – soweit wie möglich – in unsere heutige Zeit transportieren, kann ich mir unseren Messias der Juden und Christen nicht vorstellen als spaltend. Er würde heute wahrscheinlich sein Partybesuch bei Queren Menschen stattfinden lassen, so wie er damals mit den Sündern und Zöllnern Gemeinschaft hatte. Unmissverständlich wäre er sicherlich in der Ablehnung unserer Kriege, der Terroranschläge und jedem politischen Fundamentalismus. Jedenfalls wäre er ein Versöhner, aber er würde sich wahrscheinlich wie damals sehr unbeliebt machen, vorallem bei allen Hardlinern. Dabei wäre er heute eher konservativ und schon gar nicht auf der Zeitschiene angepasst. Seine Haltung war konsequent gegen Gewalt, weshalb er sich auch am Kreuz keinesfalls wehrte (ist aber nur ein Nebengedanke). Wir sollten heute zuerst, jeder für sich, und ich für mich, den Balken aus dem eigenen Auge ziehen und dann den Splitter aus demjenigen des Mitmenschen. Auch das Wort – lieber Stammtischbruder – VON DEN BIBELTREUEN – ist vorurteilsbeladen. Denn es suggeriert, dass Leute, die unsere Bibel auslegen nicht bibeltreu sind. Das wäre aber furchtbarer Unsinn, denn 99% aller Theologen die predigen und dann zumeist Pfarrer/innen sind, legen die Bibel aus. Wie sollten Sie anders überhaupt sinngebendes von der Kanzel und vor dem Altar zustande bringen. Ich denke die Bibel ist zu 100% Gottes Willen, aber sie ist immer Gotteswort als Gotteswort durch Menschenwort – so wie es auch die Evangelikalen als eigenes Bekenntnis mit unterschrieben haben. Ein Kulturkampf unter Christen wird von keinem heute vernünftigen Menschen hingenommen oder gar für erforderlich gehalten. Events wie Kirchen- und Katholikentage funktionieren suboptimal, obwohl da alle Richtungen und Prägungen unter einem Dach kommunizieren und als ein großes Wunder – wirklich funktioniert. Dazu gehört, wie überall wo Menschen unterschiedlich denken – und wer denkt denkt immer unverschiedlich -notwendige Toleranz. Sie ist keine Schwäche, sondern die Stärke. Da kann man nur mit Argumenten landen, nicht mit Narrativen und Vorurteilen. Das soll nicht oberlehrerhaft klingen, sondern ist Selbstreflektion. Gott hat in seiner Weisheit zugelassen, dass jeder etwas anders tickt, dass es unterschiedliche Glaubensformen gibt, sogar andere Religionen und dass wir einen freien Willen haben. Dies ist Aufgabe, nicht Verhängnis. Und es kann der Glaube nicht gestrickt sein wie zweimal rechts, einmal links, sondern er ist bunt und Gott hat viele unterschiedliche Pflanzen in seinem Biotop.

      • Lieber Bernd Hehner, sie bestätigen mit ihrem Text geradezu meine These, dass diametrale Sichtweisen über theologische und moralisch/ethische Fragen auf Dauer nicht miteinander hormonieren können. Insbesondere in einem Gemeindekontext, um den es ja im Artikel geht. Ihr Versuch die Verwendung von sprachlichen „Einteilungen“ verschiedener Strömungen innerhalb der Christenheit als Schubladendenken und vorurteilsbeladen abzutun ist mit Verlaub Nonsens, ohne solche „Hilfsbegriffe“ kann man gar nicht in einen Diskurs eintreten. Und darf ich sie erinnern, dass sie in früheren Kommentaren an den „Fundamentalisten“ kein gutes Haar gelassen haben. Wie war das nochmal mit dem Balken im Auge? Sie tun so als ob sie außerhalb jeglicher „Strömung“ stehn, aber das tun sie nicht, sie repräsentieren par exellence ein liberales, allversöhnliches Glaubensverständnis und meinen mit einer inflationären Verwendung der Begriffe, Toleranz und Liebe die Wahrheit mit eingetütet zu haben. Das ist natürlich erlaubt, ich halte diese Position allerdings für falsch und irreführend !

  7. Bei den Baptisten ist die Verkirchlichung offensichtlich schon zu weit fortgeschritten.
    Jetzt gründen die Brüdergemeinden ihre eigene Kirche, um selbständig verkirchlichen zu können …

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