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Türkei: Lage der Christen hat sich kaum verbessert

Die christliche Minderheit in der Türkei hat nach Einschätzung des in Istanbul ansässigen deutschen Pfarrers Holger Nollmann nach wie vor mit großen Problemen zu kämpfen.

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 Trotz zahlreicher Appelle der EU habe sich die Situation kaum verbessert, sagte der evangelische Auslandspfarrer Nollmann am Mittwoch in einem epd-Gespräch. Problematisch sei insbesondere, dass Kirchen in der Türkei keine eigene Rechtspersönlichkeit besäßen. Dies führe zu größten Schwierigkeiten etwa bei der Ausbildung von Geistlichen, beim Erwerb und der Verwaltung von Grundstücken und Immobilien oder bei der Renovierung von Gotteshäusern, erklärte Nollmann.

 Das neue Stiftungsgesetz der Türkei, das die Eigentumsrechte von Religionsgemeinschaften stärken soll, sei noch «kein großer Durchbruch» gewesen, sagte Nollmann. Auch das Dialogtreffen zwischen Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan und Religionsführern im Sommer habe faktisch keine Änderungen gebracht. Der Geistliche räumte jedoch ein, dass eine Stärkung religiöser Rechte in der traditionell laizistischen Türkei grundsätzlich schwer durchzusetzen sei. Die religiösen Beschränkungen dienten auch der Eindämmung des radikalen Islam. «Das Thema ist politisch sehr heikel, auch wenn der gute Wille da ist.»

 Die EU-Kommission hatte am Mittwoch ihren jährlichen Fortschrittsbericht zur Türkei und den anderen EU-Beitrittsanwärtern vorgelegt. In dem Bericht mahnt sie, wie in jedem Jahr, einen besseren Schutz für religiöse Minderheiten in dem Bosporus-Staat an. Die Garantie religiöser Rechte gehört zu den wesentlichen Aufnahmebedingungen der EU.

 Die jüngste Annäherung zwischen der Türkei und dem christlich geprägten Armenien könnte langfristig zu Vorteilen für die in der Türkei lebenden Christen führen, sagte Nollmann. Auf kurze Sicht seien aber keine Verbesserungen zu erwarten: Zuerst müsse sich zeigen, wie das Abkommen umgesetzt werde. Bei den Differenzen zwischen den beiden Staaten geht es unter anderem um die Frage, ob sich die Türkei Anfang des 20. Jahrhunderts des Völkermordes an den Armeniern schuldig gemacht hat.

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 Was die Grundrechte insgesamt betreffe, habe die EU-Perspektive in der Türkei einen sichtbaren Reformprozess in Gang gesetzt, hob Nollmann hervor. Dieser habe sich zwar verlangsamt, dauere aber an. So sei in dem Land «mehr Demokratisierung, mehr politische Beteiligung» zu beobachten. Es fänden wesentlich mehr Demonstrationen statt als früher, erst kürzlich etwa habe es einen Protestzug homo- und transsexueller Menschen gegeben. «Das wäre noch vor kurzem unvorstellbar gewesen.»

(Quelle: epd)

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