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Überblendung von Bibelversen: Bischof warnt vor Missverständnis

Eine biblische Inschrift am Humboldt Forum in Berlin geriet wegen ihres vermeintlichen Machtanspruchs in die Kritik. Jetzt soll sie im Rahmen eines Kunstprojekts überblendet werden. Der Berliner Bischof Christian Stäblein sieht die Bibelverse fehlinterpretiert.

Die Bibelworte seien absolut herrschaftskritisch, sagte Stäblein in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Neue Testament kenne keine Ermächtigung zur Weltherrschaft für Christen und auch keine Aufforderung zur Unterwerfung Ungläubiger, betonte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

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Nach Kritik an der Originalinschrift an der Kuppel plant die Stiftung Humboldt Forum im Rahmen eines Kunstprojektes eine zeitweilige Überblendung der Bibel-Zitate. Ziel ist eine kritische Auseinandersetzung mit der aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammenden Inschrift. Während dann weiterhin tagsüber die Bibel-Zitate zu lesen wären, könnten nachts – wenn die Inschrift nicht sichtbar ist – Texte mit LED-Technik auf den Schriftzug projiziert werden, hieß es. Dabei sollen dann kommentierende und reflektierende Texte zu lesen sein, wie Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) Anfang November das Vorhaben verteidigte. Roth ist Stiftungsratsvorsitzende des Humboldt Forums.

Stäblein: Bibelverse nicht missverstehen

Kritik gibt es vor allem am zweiten Teil der von Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) veranlassten Kuppel-Inschrift. Sie stammt aus dem Philipper-Brief im Neuen Testament und lautet: „Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“

Stäblein betonte, „die Worte, die die Kuppel umranden, stehen im Gegensatz zu jedem Dominanz- und Machtanspruch von Institutionen, von politisch und auch von geistlich Herrschenden“. Sie sollten „nicht als falscher Absolutheitsanspruch des Christentums in einer pluralen Welt missverstanden werden“. „Es geht darum, dass alle Menschen, auch ein Preußenkönig, die Knie vor Christus beugen sollen“, betonte der evangelische Theologe.

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„Es geht hier nicht um einen Kulturkampf“

Stäblein unterstrich, er sehe keinen Gegensatz zwischen dem Bibelwort auf der Kuppel und der geplanten Überblendung mit Worten etwa zu Menschenrechten. Zugleich regte er an, dass sich alle an dem Kunstprojekt Beteiligten mit der Kirche an einen Tisch setzen: „Lasst uns zusammen etwas Kluges machen!“ Er verstehe nicht, „dass man nicht mal das Gespräch mit uns offiziell sucht, wenn man anfängt, an prominentester Stelle Bibelworte zu überblenden“.

„Es geht hier nicht um einen Kulturkampf“, sagte Stäblein weiter. Es sei „irritierend und abwegig“ zu glauben, heute Vertreterinnen und Vertreter der Religion in die Schranken weisen zu müssen: „Einen Staat, der meint, alles Religiöse gehöre heraus aus dem öffentlichen Raum, selbst wenn es historisches Zeugnis ist, würde ich vor Selbstüberhebung warnen.“

Quelleepd

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1 Kommentar

  1. „Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“! Damit ist aber in der Kuppelinschrift überhaupt kein christlicher und damit irdischer Dominanzanspruch gemeint. Gemeint ist die völlige Erlösung aller Menschen und der gesamten Schöpfung – in Gottes Neuem Himmel und Neuer Erde – einem ganz anderen Universum. In diesem Endzustand allen Seins werden sich alle Menschen freiwillig mit ihrem Gott der Liebe versöhnen. Wir Menschen sind Geist von Gottes Geist, in einfacher Sprache: Wir sind aus Gott gemacht. Und dahin gehen wir alle zurück. Wenn Gott richten wird, dann nur mit den Mitteln seiner Liebe. Dabei geht es also um überhaupt kein irdisches Geschehen. Heute sind die Christinnen und Christen dazu berufen, (bildlich gesehen) die Fußwaschung Jesu zu praktizieren. Die größte Autorität hat also Diejenige oder Derjenige, welche/r allen dient. Das meint dann keine Unterwerfung unter Menschen und Mächte, auch nicht gegenüber dem Staat: Sondern Salz der Erde und Licht der Welt zu sein, sowie unseren Mitmenschen mit Empathie und immer auf Augenhöhe zu begegnen. Oder auch friedfertig zu sein. Es geht also nicht darum, dass die Kirche/n in irgend einer Weise über die Menschen herrschen dürfen, auch nicht in moralischer Hinsicht. Niemand ist freier als ein Christenmensch, meinte schon Martin Luther. Denn er wird völlig voraussetzungslos von seinem Schöpfer geliebt. Man sollte also lieber erklären wie man heute Bibelverse, auch vor dem Hintergrund der Überzeugung auch schon der Urgemeinde, verstehen sollte.

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