Rund 1.500 Menschen haben am Sonntag den ersten Gottesdienst der früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, in Hannover nach ihrem Rücktritt besucht.
In der überfüllten Marktkirche saßen die Teilnehmer im Altarraum und drückten sich an Mauerwände. Mitarbeiter der hannoverschen Landeskirche forderten mit Flugblättern und einem umgedichteten Kirchenlied eine Rückkehr der populären Theologin als Bischöfin.
Käßmann war Ende Februar nach einer Autofahrt unter Alkoholeinfluss von ihren kirchlichen Leitungsämtern zurückgetreten. Sie ist aber weiterhin Pastorin der Landeskirche. In ihrer Predigt sprach sie von Schuld und Vergebung, die Menschen eine zweite Chance ermögliche: «Es gibt Neuanfänge nach Schuld.» Allerdings müsse Schuld bekannt werden, und Opfer müssten gehört werden, damit ein Versöhnungsprozess möglich sei.
Indirekt ließ Käßmann wie schon beim 2. Ökumenischen Kirchentag Mitte Mai in München auch ihre eigene Situation anklingen, ohne sie jedoch ausdrücklich beim Namen zu nennen. Manchmal könne das ganze Leben ins Chaos stürzen, sagte sie: «Ich habe da inzwischen so einige Erfahrungen gemacht in den letzten Monaten, da verstehst Du einfach nicht, wie so etwas passieren kann.» Eine geplante Lautsprecher-Übertragung des Gottesdienstes musste wegen starken Regens ausfallen.
In München hatte die frühere hannoversche Landesbischöfin bei elf Veranstaltungen unter großem Applaus in Hallen und Kirchen vor insgesamt rund 30.000 Zuhörern gesprochen. Käßmann wird am Mittwoch zu Beginn der Frühjahrstagung der hannoverschen Landessynode offiziell vor dem Kirchenparlament verabschiedet. Zu den Forderungen nach einer zweiten Amtszeit hat sie sich noch nicht geäußert.
(Quelle: epd)