Die Einrichtung des ersten Zentrums für Islamische Theologie in Deutschland kann nach Ansicht des Tübinger Universitätsrektors Bernd Engler zum Abbau von Vorurteilen gegenüber Muslimen beitragen.

 In den vergangenen Jahren hätten sich die Gläubigen mit ihrer religiösen Praxis häufig «in die Hinterhöfe abgedrängt gesehen», sagte Engler am Montag im Deutschlandfunk. Es sei gut, wenn damit Schluss sei und die Deutschen die religiösen Empfindungen der Muslime ernster nehmen.

 Seit Oktober studieren an der Universität Tübingen 23 Frauen und 13 Männer den achtsemestrigen Bachelorstudiengang Islamische Theologie, um zum Beispiel Imam oder Religionslehrer zu werden. Am Montagnachmittag wird das Islamische Zentrum offiziell eröffnet. Neben Tübingen sollen in diesem Jahr Islamische Zentren an den drei Doppelstandorten Osnabrück/Münster, Erlangen/Nürnberg und Frankfurt/Gießen an den Start gehen. Dafür will der Bund in den kommenden Jahren insgesamt rund 20 Millionen Euro für Professuren, Mitarbeiterstellen und den wissenschaftlichen Nachwuchs bereitstellen.

 Engler sagte, er könne Bedenken gegen das Islamstudium verstehen. «Man denkt sofort an Burka und Scharia – und zwar in der schlimmsten Ausprägung», sagte er mit Verweis auf die Verschleierung von Frauen und das islamische Rechtssystem. Doch habe er die Erfahrung gemacht, «dass Muslime sehr viel offener denken, als wir uns das gemeinhin vorstellen».

 Der Rektor betonte, der Bachelorstudiengang sei keineswegs auf die Ausbildung islamischer Prediger fokussiert. Die Ausbildung von Imamen sei eher sekundär. Es gehe darum, die Studenten auf verschiedene Tätigkeiten zum Beispiel als Religionslehrer, im Sozialwesen und in den Medien vorzubereiten.

(Quelle: epd)