- Werbung -

USA: Junge Erwachsene glauben weniger an Gott

Nur noch die Hälfte der US-Amerikaner gibt an, keine Zweifel an der Existenz Gottes zu haben. Vor allem unter jungen Erwachsenen verfestigt sich ein Negativtrend.

Der jährlich erhobene General Social Survey (GSS) bietet umfassende Einblicke in die Lebensumstände und Überzeugungen von US-Bürgerinnen und -Bürgern – so auch im Hinblick auf ihre religiösen Überzeugungen. Was ins Auge springt: Nur noch 50 Prozent der Befragten geben an, keine Zweifel an der Existenz Gottes zu haben. Zum Vergleich: 1993 hatten dies noch 65 Prozent gesagt. Interessant ist ein Blick auf die Überzeugungen innerhalb der verschiedenen Altersgruppen. Bei den über 50-Jährigen liegt die Zustimmungsrate noch bei 58 Prozent. Bei den 18- bis 34-Jährigen fällt der Rückgang dagegen am deutlichsten aus. Hier glauben nur noch 36 Prozent „ohne Zweifel“ an die Existenz Gottes (1993: 63 Prozent).

- Werbung -

Diese Zahlen bedeuten jedoch nicht, dass sich die andere Hälfte der Befragten als „ungläubig“ bezeichnet. 16 Prozent gaben an, mit Zweifeln an Gott zu glauben („to believe in God but have doubts“). Weitere 6 Prozent glaubten „manchmal“, 14 Prozent vermuten die Existenz eines „höheren Wesens“. Rund 7 Prozent sehen sich als Agnostiker (1993:4) Prozent), weitere 7 Prozent als Atheisten (1993: 3 Prozent).

Rückgang bei Singles

Betrachtet man neben dem Alter auch soziale und ethnische Unterscheidungsmerkmale, dann fallen größere Abweichungen vor allem bei Singles auf. Unter ihnen sank der Zustimmungswert von 57 Prozent (1993) auf 34 Prozent – weit überdurchschnittlich. Schwarze US-Amerikaner glauben zu 73 Prozent fest an die Existenz Gottes (1993: 79 Prozent), bei Weißen sind es 46 Prozent (1993: 63 Prozent). Insgesamt sind es nach wie vor mehr Frauen (55 Prozent) als Männer (44 Prozent), die keine Zweifel an der Existenz Gottes haben.

Umfrageergebnisse des Gallup-Instituts aus dem Jahr 2022 unterstützen die Belastbarkeit der genannten Zahlen, auch wenn die Ergebnisse nicht 1:1 vergleichbar sind. Gallup fragte deutlich allgemeiner: Glauben sie an Gott? 81 Prozent der Befragten antworten mit „ja“ – ein historischer Tiefststand. Auch bei den Gallup-Zahlen zeigt sich der deutlichste Rückgang unter jungen Erwachsenen. Nur noch 68 Prozent glauben an Gott (2017: 78 Prozent). Analog zu den GSS-Zahlen sind es auch bei Gallup vor allem Singles, bei denen ebenfalls ein hoher Rückgang zu verzeichnen ist (77 Prozent / 2017: 85 Prozent).

Das Meinungsforschungsinstitut PEW hatte im Vorjahr eine Studie („Modeling the Future of Religion in America“) veröffentlicht, laut der im Jahr 2070 Christen in den USA in der Minderheit sein könnten. Darin heißt es, 1990 hätten sich noch 90 Prozent der US-Amerikaner als Christen bezeichnet. Im Jahr 2020 seien es nur noch 64 Prozent gewesen. Ausschlaggebend ist auch laut PEW vor allem der Traditionsabriss unter jungen Menschen. Rund 31 Prozent der Menschen aus christlichem Elternhaus kehrten sich im Alter von 15 bis 29 vom Glauben ab.

Rund 69 Prozent der protestantischen Pastorinnen und Pastoren in den USA glauben laut einer Umfrage von Lifeway Research, dass sich die Menschen in ihren Gemeinden zunehmend um die Zukunft des Landes und der Welt insgesamt sorgen. 2010 hatte dieser Wert noch bei 76 Prozent gelegen. 63 Prozent gaben an, dass dies auch die Sorge um die Zukunft der Christenheit einschließe. Vor allem weiße Pastoren (71 Prozent) teilen diese Sorge. Unter afroamerikanischen Pfarrern ist sie am wenigsten verbreitet (42 Prozent).

1 Kommentar

  1. Frömmigkeitszahlen sagen nicht alles

    Gegenüber Zahlenwahrheiten bin ich kritisch eingestellt. Denn Glaube ist ja mehr als ein Fürwahrhalten von religiösen Überzeugungen und auch christliche Wahrheiten sind keine solchen wie der Beweisbarkeit von Tisch und Stuhl in meiner Wohnung. Glaube ist ein festes Vertrauen in Gott. Wie wenig Zahlen etwa über Kirchenbesucher’innen auch an den Sonntagen aussagen, beschreibt ein kritischer Rückblick in die dunkelsten Tage Deutschlands. Da waren die Kirchen, trotz vieler Schikanen und Verfolgungen, immer noch gut gefüllt. Sogar voller wie heute. Aber ein Teil der Beter und Singenden waren, ehrlich betrachtet, die vielen kleinen Rädchen im Getriebe der Hitler-Diktatur. Sie haben begeistert Heil gerufen und den damaligen Antichristen verherrlicht und regelrecht angebetet. Kirchenstatistiken, etwa auch nur über Gottesdienstbesuche (die einfacher sind als Befragungen), scheitern an den Umständen, dass manchmal Menschen fast noch nie in einer Kirche waren, aber persönlich beten und keinen Fernsehgottesdienst versäumen. Da frage ich mich schon, wie es einem Menschen möglich ist ohne Gemeinschaft auszukommen. Aber Robinson Caruso auf seiner einsamen Insel hat ja auch überlebt, aber er wurde wenigstens gefunden. Also: Statistiken sind immer notwendig, auch über Glauben oder Unglauben, aber sie sind nicht annähernd richtig. Sorge machen mir nicht die Statistiken, wer in Deutschland noch zu einer Kirche gehört, sondern eher der Umstand dass insbesondere in Großstädten die christlichen Kerngemeinden wegbrechen, als Mangel oder völliges Fehlen vor allem örtlich-gemeindlicher Angebote wie Gruppen, Kreise, Aktionen, Reisen und Chöre. Denn Menschen brauchen Gemeinschaft, denn ohne sie könnten wir sein wie Vögel ohne Flügel. Wer diese Flügel nicht mehr bewegen kann, sollte aber besucht und nicht abgehakt werden.

Die Kommentarspalte wurde geschlossen.

Zuletzt veröffentlicht