- Werbung -

Vatikan erlaubt Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren

Papst Franziskus hat den Weg für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare freigemacht. Der Vatikan betont aber deutlich die Unterschiede zum Ehesakrament.

Die katholische Kirche gibt kurz vor Weihnachten grünes Licht für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Das geht aus der Erklärung «Fiducia supplicans» (deutsch: Das flehende Vertrauen) hervor, die das vatikanische Dikasterium für die Glaubenslehre am Montag in Rom veröffentlicht hat. Papst Franziskus hat den Text den Angaben zufolge gebilligt. In Deutschland wurde das Papier von katholischer Kirche und Politik mit großer Zustimmung aufgenommen.

- Werbung -

Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare sind eine wichtige Forderung des deutschen Reformprozesses Synodaler Weg. Im März 2021 hatte der Vatikan noch klargestellt, dass die Segnung homosexueller Partnerschaften «nicht erlaubt» sei. Das Dokument ist unterzeichnet von dem argentinischen Kardinal Victor Fernández. Ihn hatte Papst Franziskus im Sommer zum neuen Präfekten des Dikasteriums für die Glaubenslehre ernannt.

„Längst überfällig“

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz begrüßte die Vatikan-Erklärung ausdrücklich. Die Erklärung «zieht eine klare Linie zwischen der unverbrüchlichen Treue gegenüber der Lehre der Kirche und den pastoralen Erfordernissen einer kirchlichen Praxis, die den Menschen nahe sein möchte», erklärte der Bischofskonferenz-Vorsitzende und Limburger Bischof Georg Bätzing.

«Das ist ein längst überfälliges Signal aus dem Vatikan», so der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann (Grüne): «Es gibt keine Liebe erster und zweiter Klasse.» Es sei mit Blick auf die Diskriminierung von Homosexuellen in vielen Ländern wichtig, dass der Papst nun unter gewissen Voraussetzungen die Segnung homosexueller Paare erlaubt. Eine Unterscheidung in «reguläre» und «irreguläre» Partnerschaften, wie sie der Vatikan vornimmt, sei aber weiterhin diskriminierend.

«Froh und überrascht zugleich» zeigte sich Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), über das Dokument: «Die Glaubenskongregation tut etwas, das wir nur begrüßen können.» Die Kongregation nehme «das Segnen ernst. Sie befreit die Entscheidung für den Segen von einem sakramentalen Überbau, der betroffenen Menschen bislang wie eine Zurücksetzung erscheinen musste». Es sei gut, dass die Kirche jetzt «eine gewisse Beweglichkeit im Sinne der Menschenwürde beweist», sagte Stetter-Karp dem Portal domradio.de.

- Werbung -

„Irregulär“: Deutliche Abgrenzung von der Ehe

Die aktuelle Erklärung des Dikasteriums betont die Abgrenzung zum Ehesakrament deutlich. In dem aktuellen Schreiben ist ausdrücklich die Rede von der Segnung von «Paaren in irregulären Situationen», also etwa unverheirateten heterosexuellen Paaren und von «gleichgeschlechtlichen Paaren». Dies bedeute jedoch laut Vatikan keine Billigung der jeweiligen Verbindung und müsse unter genau festgelegten Bedingungen geschehen: Die Form des Segens dürfe «von den kirchlichen Autoritäten nicht rituell festgelegt werden».

Gregor Podschun, Bundesvorsitzender des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), äußerte seine Überraschung und Freude über das Vatikan-Papier, es sei ein «Schritt in die richtige Richtung, der lange überfällig war». Jetzt müsse eine Segnung vor allem auch in Gottesdiensten ermöglicht werden. Der Text aus Rom beinhalte zudem weiterhin eine Theologie, die diskriminierend und queerfeindlich sei. Es brauche nicht nur eine Segnung, «sondern die Ehe für alle Paare».

Die religionspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Sandra Bubendorfer-Licht, erklärte in Berlin: «Der Vatikan setzt kurz vor Weihnachten ein gutes und richtiges Signal.» Bedauerlich sei, dass Priester diesen Segen noch nicht im Rahmen eines Gottesdienstes erteilen dürften. «Hier hätte ich dem Heiligen Stuhl mehr Mut, Liberalität und Barmherzigkeit gewünscht», so Bubendorfer-Licht.

Die Reforminitiative Maria 2.0 kritisiert die Vatikan-Erklärung zur möglichen Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Sie zeige zwar eine gewisse, schon lange überfällige Öffnung, aber die tiefergehenden strukturellen Probleme und Diskriminierungen innerhalb der katholischen Kirche würden damit keineswegs angemessen behandelt, erklärte Maria 2.0 am Montagabend in Essen. Schon die Unterscheidung zwischen «Paaren in irregulären Situationen» und regulären Partnerschaften stelle weiterhin eine gravierende Form der Diskriminierung dar und widerspreche den Menschenrechten.

Quelleepd

Konnten wir dich inspirieren?

Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen?

NEWSLETTER

BLICKPUNKT - unser Tagesrückblick
täglich von Mo. bis Fr.

Wie wir Deine persönlichen Daten schützen, erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.
Abmeldung im NL selbst oder per Mail an info@jesus.de

Zuletzt veröffentlicht

8 Kommentare

  1. Darf der Mensch „segnen“ was Gott zur Sünde erklärt hat? Mein Fokus aber richtet sich darauf: Jetzt wo die KK eingebrochen ist, was abzusehen war, bleiben nur noch die konservativen Evangelikalen übrig, die an biblischen moralischen Standards festhalten. Bislang konnte man sich hinter der KK verstecken, dieses „Schutzschild bricht jetzt weg. Ich sehe schwere Zeiten auf uns zukommen, die Meinung einer Minderheit, wird nicht mehr länger toleriert werden, der „Rechtsstaat“ wird Druck ausüben ! Und wer kann dem standhalten? Es wird vermutlich so kommen, man darf ungehindert einen „toleranten“, zeitgeistigen Gott verkünden, aber nicht mehr den Gott der Bibel ! „Endzeitatmosphäre“

    • Zustimmung! Ja, es ist schwer das Wort „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ einzuhalten. Das fordert zuviel Vorwürfe heraus für die meisten. Insofern ist der Weg des geringeren Widerstandes sehr verständlich. Der Trost ist, dass, wer hier überläuft, nicht sein Himmelsheil gefährdet (glaube ich). – Und es wird weiter gehen: Segnung im Godi. Ehe im Godi. Heirat mit einem Tier. Heirat mit Gegenständen. Sex in der Schule. Sex im Kindergarten…. Wann wird Gott Seinen Sohn losschicken, um alledem ein Ende zu setzen?

      • z.b. nicht falsch Zeugnis reden.

        Aber so ein Edelchrist wie du steht offensichtlich über solchen Bibelstellen.

  2. Ein erster richtiger Schritt und für liberale Katholiken wohl ein unerwarteter, was die Freude erklärt.

    Dennoch nur ein erster Schritt hin zu dem,was gesellschaftliche Normalität bis weit ins konservative Spektrum hinein ist:Homosexualität als normaler anerkannte Teil der Gesellschaft.

    Wie im Text geschrieben wird weiterhin diskriminiert Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Gesellschaft das nicht mehr hinnehmen wird.

Die Kommentarspalte wurde geschlossen.