Wir kuscheln uns gemütlich ins Sofa, haben irgendetwas warmes Leckeres in einer Tasse neben uns und lassen uns ins England schätzungsweise des 19. Jahrhunderts entführen. Dort sehen wir Lady Charlotte und Sir Jake aus dem Vorgängerband „Wie Möwen im Wind“ auf ihrem Anwesen Birch Heights wieder, lernen deren Tochter Elinor kennen und werden mit in ihren Alltag, ihre Herausforderungen und Konflikte hineingezogen. Beginnend im Frühling und endend im Winter zeichnet uns das Buch schöne, farbenfrohe Bilder im Cornwall-Flair vor unser inneres Auge.
Einen ganz anderen Einblick erhalten wir in die düsteren Ecken Londons, wo Eduard, der ebenfalls aus der Vorgeschichte bekannt ist, in einem Waisenhaus landet und in eine Intrige gegen seine Verwandten von Birch Heights verwickelt werden soll. Es dauert etwas, bis die Handlung in Fahrt kommt, aber dann baut sich durchaus Spannung auf.
Eine von Anfang an undurchsichtige Rolle spielt dabei Marie, von der wir uns eine Zeitlang fragen, ob sie unser Vertrauen verdient oder nicht. Jakes Onkel Theodor, der wohl am ehesten die Rolle des weisen Beraters innehat, sagt dazu: „Sollte man einen Irrtum begehen, dann lieber auf der Seite der Großzügigkeit.“ Über Sätze wie diesen sinnieren wir in unseren Lesepausen und überlegen, wie unsere Meinung dazu ist.
Am Ende seufzen wir erleichtert auf, legen das Buch mit dem guten Gefühl weg, dass das Gute gewonnen hat, und freuen uns über die beiden, die sich dieses Mal gekriegt haben. Wir lassen noch etwas die Stimmungen in uns nachhallen und nehmen den Eindruck mit, dass das Vertrauen auf Gott nicht alle Spannungen des Lebens auflöst, aber den entscheidenden Unterschied ausmachen kann. Vielleicht stimmen wir nicht mit allen im Buch als gut dargestellten Werten überein, aber auf jeden Fall wurden wir zum Nachdenken angeregt und haben eine entspannte Zeit in einer leicht lesbaren Geschichte verbracht.
Von Judith Böttcher
Leseprobe: Die Rückkehr des Erben (PDF)