Die Terrororganisation "Islamischer Staat" hat so wenig mit dem Koran zu tun wie der Dreißigjährige Krieg mit der Bibel. Diese Meinung vertrat der Präses der Evangelischen Kirchen im Rheinland, Manfred Rekowski, in seinem Bericht vor der Landessynode in Bad Neuenahr bei Bonn.
Christen müssten widersprechen, wenn andere Religionen nicht nach ihrem Selbstverständnis beurteilt, sondern auf Pervertierungen reduziert würden. In Deutschland lebten mehr als vier Millionen Muslime; der Dialog mit Christen sei vielfältig. Sie begegneten sich in beinahe allen Lebens- und Arbeitsbereichen.
Gleichzeitig gelinge jedoch eine differenzierte Wahrnehmung des Islams seltener. Globale Krisen, das Wüten des "Islamischen Staates" und die Auswüchse eines islamischen Extremismus machten ratlos und verstärkten die diffusen Ängste vor "dem Islam". Rekowski: "Religion ist in diesem Jahr zu einem gesellschaftlich negativ besetzten Thema, ja für viele sogar zu einer offenkundigen Bedrohung des Friedens und zu einer Gefahr des gesellschaftlichen Zusammenhalts geworden." In manchen Diskussionsbeiträgen wirke es so, als sei "religiöse Abstinenz die Grundvoraussetzung für ein friedliches Zusammenleben in unserer Welt".
Der Präses verurteilte zudem antisemitische Aktionen in Deutschland. Im vergangenen Jahr habe man die schlimmsten Slogans auf deutschen Straßen seit der Nazizeit gehört. Antisemitismus sei eine "Sünde gegen den Heiligen Geist", wie es der evangelische Theologe Karl Barth (1886-1968) formuliert habe.
(Quelle: Idea.de)