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Obdachlosenhilfe: „Manch einer kippt nicht ab, weil wir da sind“

Monika Deitenbeck-Goseberg hat schon lange ein Herz für Obdachlose. Die evangelische Pfarrerin aus Lüdenscheid im Sauerland besucht seit rund 20 Jahren Menschen ohne eigenes Dach über dem Kopf.

Vor 18 Jahren gründete die westfälische Pfarrerin schließlich den Verein «Obdachlosen-Freundeskreis Lüdenscheid» (OFL). Er hilft bis heute – nicht nur Wohnungslosen.

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«Wir wollen Freunde in der Not und an ihrer Seite sein», sagt die 55-jährige Deitenbeck-Goseberg, die in dem Hilfe-Verein nur «Moni» genannt wird. Sie brachte die gestrandeten und gefährdeten Männer und Frauen, denen der Verein hilft, stets auch mit ihrer Lüdenscheider Kirchengemeinde Oberrahmede in Kontakt. Etwa ein Dutzend von ihnen kommt regelmäßig in den Gottesdienst. Rund 35 «Obdis» helfen zudem regelmäßig bei Festen, beim Möbelpacken oder beim vereinseigenen Catering-Service mit. Die Gemeinde habe schnell gemerkt, dass «man mit denen was anpacken kann», sagt die Pfarrerin.

Etwa 60 bis 70 Menschen treffen sich jeden Montag im Obdachlosen-Bistro des Freundeskreises. Manche von ihnen waren in ihrem Leben nie obdachlos, andere leben in Notunterkünften, auf der Straße oder wieder in eigenen Wohnungen. Im Bistro bespricht die Pfarrerin mit ihnen, was in der Woche ansteht und wo jemand mit anpacken kann. Das gemeinsame Essen, Spielen und Reden kommt dabei nicht zu kurz.

«Man kann sich hier gut unterhalten. Ich kann es jedem empfehlen, hier reinzugehen», sagt Ingo Göddeke, der in der 75.000-Einwohner-Stadt von staatlicher Unterstützung lebt. «So was gibt es draußen nicht.» Denn «draußen», in der Öffentlichkeit, schotteten sich Leute gegen Hartz-IV-Empfänger wie ihn ab, es gebe viele Vorurteile, klagt Göddeke. Für Menschen wie ihn ist der Freundeskreis zur Familie geworden. «Ich hätte mir nicht träumen lassen, was aus der Arbeit entstanden ist», sagt Deitenbeck-Goseberg rückblickend.

Der Freundeskreis, das sind elf feste Helfer aus der Kirchengemeinde. Sie sehen ihre Aufgabe nicht mehr nur darin, gescheiterten und auf der Straße lebenden Menschen zu helfen. Immer wichtiger wird Prävention, also Menschen vor der Obdachlosigkeit zu bewahren und sie zu unterstützen. «Manch einer kippt nicht ab, weil wir da sind», erläutert Deitenbeck-Goseberg.

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Sie unterscheidet drei Gruppen von Menschen, denen der Verein helfen will. Da seien zunächst die Menschen, die nur ein bisschen Anschub bräuchten, um wieder selbstständig zu leben, sagt die 55-Jährige. Andere bräuchten nach Drogenabhängigkeit eine Entgiftung und Therapie. Schließlich gebe es auch hoffnungslose Fälle, für die die Helfer nicht mehr als Ansprechpartner sein könnten.

Ein Positivbeispiel ist der 59-jährige Norbert. Die Pfarrerin nennt ihn das «Lieblingskind» der Gemeinde. In Frankfurt am Main geboren, landete er schließlich in Lüdenscheid. Norbert ist seit den Anfangstagen beim Freundeskreis dabei. Seit mittlerweile fast 15 Jahren ist er trockener Alkoholiker. Und auch von einer Krebserkrankung hat er sich erholt. Ohne diese Freundes-Familie hätten die «Obdis» nicht so viel Interesse am Leben, ist die Pfarrerin überzeugt.

Andreas Höttgen war bei der Heilsarmee und half Wohnungslosen, bevor er im Jahr 2000 im Freundeskreis landete. «Das war genau meine Arbeit», erklärt er heute. Obwohl er selbst nie obdachlos war, fühlte er sich hier zu Hause und zugehörig. Und so lernte er hier vor vier Jahren seine Frau Tina kennen. Mittlerweile haben beide einen kleinen Sohn. Mike wurde von «Moni» getauft, sie ist auch seine Patentante. Er solle auch noch von der Pfarrerin konfirmiert werden, sagt Tina Höttgen.

Das Obdachlosenbistro ist vor allem zur Weihnachtszeit für viele einsame Herzen ein Ort zum Wohlfühlen, wie der ehrenamtliche Helfer Klaus Borlinghaus beobachtet. Für ihn ist Monika Deitenbeck-Goseberg, die von morgens bis abends engagiert für andere da sei, der sichtbar gewordene Heilige Geist. Nur Gremiensitzungen wie Jahreshauptversammlungen störten sie, sagt die Pfarrerin. Sie würde lieber nur praktisch arbeiten.

Quelleepd

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