Das Passahfest erinnert an den biblisch überlieferten Auszug der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei. Fünf Geschichten aus der Bibel zeigen, wie damals das Fest gefeiert wurde.
Von Tim Bergen
Pessach, Passah, Pascha: Gemeint ist das Fest, das die Juden an den Auszug aus Ägypten und das Ende der Sklaverei erinnert. Im mosaischen Gesetz wurden drei große Feste vorgeschrieben, an denen das ganze Volk vor Gott bei seinem Heiligtum (später der Tempel) erscheinen sollte: Sukkot (das Laubhüttenfest), Schawuot (das Erntedankfest) und das Passahfest. Die folgenden fünf Geschichten zeigen, wie die Juden zu biblischen Zeiten das Passahfest gefeiert haben.
1. Das Volk Israel zieht aus Ägypten aus
Das Volk Israel befindet sich in Ägypten und wartet unter Moses Führung auf den Auszug aus dem Land. Nach neun heftigen Plagen kündigt Gott die zehnte Plage an – der Tod der Erstgeborenen in Ägypten. Er gibt den Israeliten genaue Anweisungen, was sie in diesem Monat tun sollen, damit sie die Plage nicht trifft.
Jede Familie soll am zehnten Tag dieses Monats ein oder mehrere gesunde, einjährige Lämmer aussuchen, die am Abend des 14. Tages geschlachtet werden sollen. Das Blut der Tiere soll an beide Türpfosten und den oberen Türbalken des Hauses gestrichen werden. Es ist ein Schutz vor der zehnten Plage, 2. Mose 12,13: „Das Blut soll ein Zeichen sein an den Häusern, in denen ihr seid: Wenn ich das Blut sehe, werde ich an euch vorübergehen und euch verschonen. Diese Todesplage wird euch nicht treffen, wenn ich Ägypten strafe.“ Außerdem sollen sie vom 14. Tag bis zum 21. Tag des Monats ungesäuerte Brote essen (später bezeichnet als „Fest der ungesäuerten Brote“).
Die Israeliten halten sich an die Anweisungen und werden verschont. Kurz darauf ziehen sie aus Ägypten aus – mit einem Befehl von Gott, 2.Mose 12 14: „Ihr sollt diesen Tag immer in Erinnerung behalten. Jedes Jahr sollt ihr und eure Nachkommen ihn als ein besonderes Fest für den HERRN begehen. Diese Anordnung gilt für alle Zeiten.“ Weitere Anweisungen für das Passahfest findet man in 5. Mose Kapitel 16.
2. König Hiskia feiert gemeinsam mit dem Volk das Passahfest
König Hiskia lädt das ganze Volk Israel zum Passahfest ein. Einige Menschen lehnen die Einladung ab, aber zum Festtag kommt trotzdem eine große Menschenmenge. Im Vorfeld haben sie ihre Altäre für andere Götter entfernt. Wie im Gesetz vorgeschrieben schlachten sie am 14. Tag des Monats die Passah-Lämmer. Sie feiern eine Woche lang das Fest und singen dabei jeden Tag Lieder. Nun ist es eigentlich vorbei, aber ihnen hat es so gut gefallen, dass sie eine weitere Woche feiern. Die Stimmung ist sehr ausgelassen, 2. Chronik 30, 25-27: „Alle Menschen Judas freuten sich: die Priester, die Leviten, die Besucher aus ganz Israel, die Fremden, die in Israel lebten und alle anderen, die in Juda lebten. Es herrschte großer Jubel in der Stadt, denn ein solches Fest hatte Jerusalem seit den Tagen Salomos, des Sohnes von König David von Israel, nicht mehr erlebt. Danach sprachen die levitischen Priester den Segen über das Volk und Gott erhörte ihr Gebet in seiner heiligen Wohnung im Himmel.“
3. Josia führt das Passahfest wieder ein
König Josia regiert über Juda. Die Israeliten haben zu dieser Zeit nicht nur einen Gott, den sie anbeten. Sie haben verschiedene Götzen-Standbilder und Altäre aufgebaut. Josia lässt sie entfernen und will, dass nur „Gott, der Herr“ angebetet wird. Er lässt auch den Tempel ausbessern. In dieser Zeit wird auch eine verschollene Schriftrolle wiedergefunden, die die mosaischen Gesetze beinhaltet – viele dieser Gesetze waren in Vergessenheit geraten, so auch das Passahfest. Der König lädt das ganze Land zu diesem Fest ein, 2.Könige 23,21: „Feiert dem HERRN, eurem Gott, das Passah, wie es in diesem Buch des Bundes geschrieben steht! Fürwahr, kein solches Passah war gehalten worden seit der Zeit der Richter, die Israel gerichtet hatten, und während der ganzen Zeit der Könige von Israel und der Könige von Juda.“
4. Das Passahfest nach Wiederaufbau des Tempels
Angeführt von dem Priester Esra kehren viele Juden aus dem Exil nach Israel zurück. Unter schwierigen Bedingungen bauen sie den Tempel wieder auf und nach Fertigstellung feiern sie das Passahfest und das Fest der ungesäuerten Brote. Esra 6,22: „Fröhlich feierten sie sieben Tage lang das Fest der ungesäuerten Brote. Denn der HERR hatte sie fröhlich gemacht und die Haltung des assyrischen Königs verändert, sodass dieser ihnen bei der Arbeit am Haus Gottes, des Gottes Israels, half.“
5. Jesus wird am Passahfest gekreuzigt
Wir machen einen riesigen Zeitsprung: Die Römer herrschen über Juda. Die Juden sind trotzdem zum Passahfest nach Jerusalem gekommen. Jesus ist auch da – seine Jünger begleiten ihn. Er wird zu Beginn des Passahfestes verhaftet. Die Vorbereitungen für das Passahfest sind voll im Gange, während Pontius Pilatus der wütenden Volksmenge anbietet, Jesus freizulassen, Johannes 18, 39-40: „Ihr habt doch den Brauch, mich jedes Jahr zum Passahfest um die Freilassung eines Gefangenen zu bitten. Wollt ihr, dass ich euch den König der Juden freilasse?« Aber sie schrien: »Nein! Nicht diesen Mann, sondern Barabbas!« Barabbas war ein Verbrecher.“ Jesus wird schließlich gekreuzigt und stirbt einen grausamen Tod. Später bezeichnet der Apostel Paulus Jesus als „Passah-Lamm, das für uns geopfert wurde“(1.Kor. 5,7).
Christsein ist sehr empanzitorisch und eine Kultur des Dienens
Wir glauben heute, auch als Kinder Abrahams (und daher als Juden, Moslems und Christen), an den großen Gott eines unendlichen Universums, der in der Geschichte dieser Welt Menschen körperlich und seelisch befreit. Mit Abraham, der zum gelobten Land zieht, dort wo die Milch und Honig der Menschlichkeit und Freiheit fließt. Mit Moses, der durch Gottes starke Hand die Kinder Israels aus der Versklavung in Ägypten nachhause führt. Aber dann letztlich als den Eckstein unserer Existenz, Jesus Christus, der uns die ganze Liebe Gottes zeigt, seine Feinde liebt, sich auch am Kreuz nicht wehrt und damit zeigt, wie er uns auch von jeder Bringschuld Gott gegenüber befreit. Wir sind ohne unser Zutun erlöst, der Schöpfer aller Dinge liebte uns schon immer und seit wir auf diesem Planeten von den Bäumen gestiegen sind.Jetzt sind wir ohne eigene Bemühungen freigesprochen und haben Gott nur eine Bringschuld der Dankbarkeit. Jeder darf sich dieses unerhörten Geschenkes freuen und auch die Gebote Jesu gerne halten. Die sind einfach und zusammengefasst: Gott zu lieben, den Nächsten und sich selbst. Eine sehr einfache und dann doch auch sehr schwierige Angelegenheit. Denn oft steht das Ego uns extrem im Weg, den Mitmenschen so zu nehmen, wie er ist, gedanklich auch in seinen Schuhen zu laufen und in ihm auch unsere eigenen Fehler und Fehlhaltungen zu entdecken. Dann steht Empathie im Mittelpunkt, wenn wir uns in unsere Weggenossen hineinversetzen. Wir können die Urgemeinde nicht mehr kopieren, aber es ist möglich, ihre Haltung wieder anzunehmen. Das Leben mit anderen Menschen zu teilen und ihnen all jenes zukommen zu lassen, was wir auch von ihnen erwarten. Unsere Auferstehung wird an jenen Orten eingeleutet, wo wir leben, arbeiten und Zeit miteinander verbringen. Der Anspruch eines Christenlebens ist einfach und trotzdem sehr hoch: Ein Mensch für andere zu werden. Nicht aufgesetzt, nicht wie ein Schild vor sich hertragend, ebenso nicht besserwissend. Wir dürfen am Leben unserer Mitmenschen teilhaben und sie an unserem. Es ist nicht jene Haltung, vom hohen Ross jemand anzusprechen, sondern sich auch gegenenfalls auf Augenhöhe zu begeben. Jesus wusch die Füsse seiner Jünger, damals eigentlich eine Aufgabe für alle die untersten Diener. Die Fuüßwaschung ist ein christliche Symbol und auch sehr ökumenisch. Christinnen und Christen haben eine Autorität des Dienens und der Liebe.