Im Leben als Christen können wir uns schon mal verlaufen – auch, wenn wir uns eigentlich nach der Bibel richten wollen. Theologe Ulrich Wendel beschreibt zehn mögliche Abwege bei der Bibelauslegung.
Wer viel unterwegs ist, dem passiert das schon mal: Man nimmt die falsche Ausfahrt und kommt in Gegenden, in die man gar nicht wollte. Im Leben als Christ ist es ähnlich. Dann hilft nur, die richtige Ausfahrt zu finden und so abzubiegen, dass wir wieder auf die richtige Route kommen. In diesem Beitrag möchte ich auf zehn Abwege hinweisen, die wir bei der Bibelauslegung vermeiden sollten.
1. Vers für Vers lesen
Wie gut, dass der gesamte Bibeltext in Verse eingeteilt ist. So können wir uns schnell zurechtfinden. Diese Einteilung hat aber auch eine Schattenseite: Sie legt nahe, dass Gottes Wort aus einzelnen Versen besteht, die zusammengestellt sind. In Wirklichkeit ist es aber ein durchgehender Text. Wir haben mit weitgespannten Gedankenbögen zu tun – außer vielleicht im Buch der Sprüche. Wenn wir uns nur an einzelnen Versen entlanghangeln oder mit Bibelversen argumentieren, geraten diese großen Bögen leicht aus dem Blick. Ich persönlich habe mir das Wort „Bibelvers“ deshalb fast ganz abgewöhnt, ich spreche lieber von Sätzen, Gedanken, Verheißungen, Ermutigungen, Aufforderungen usw. Der Begriff „Text“ bedeutet „Gewebe“. Jeder Satz der Bibel ist ins große Ganze eingewebt.
Früher waren Bibelausgaben üblich, die mit jedem Vers eine neue Zeile beginnen. Dadurch wird der Text (das Gewebe) zerstückelt. Bedauerlicherweise werden auch heute noch solche Ausgaben produziert.
2. Ohne Kontext lesen
Auch über Einzel-Verse hinaus kann man das Gesamt-Gewebe zerschneiden. Aussagen und Bibelabschnitte aus dem Zusammenhang zu nehmen, ist eine ergiebige Quelle für Irrtümer. Wir sollten stattdessen einüben, konsequent zu fragen: Worum geht es in dem betreffenden Kapitel? Worum geht es im ganzen biblischen Buch? Wer hat es geschrieben? An wen ist die Aussage gerichtet, die ich betrachte? Wie ist der Gedankengang in die Argumentation eingebettet? Steht die Aussage einigermaßen singulär in der Bibel da? Gibt es bestätigende Bibelabschnitte – oder Kontrast-Aussagen?
3. Geschichtslos lesen
Ganz wichtig: Die Bibel ist nicht zuerst ein Buch der Lehre oder der Weisheit. Sie ist vielmehr ein Geschichtsbuch! Alles, was thematisiert wird, hat einen bestimmten Platz in Gottes Geschichte. Wir brauchen ein Bewusstsein dafür. „Geschichte“ – das sind zum einen Jahreszahlen und Epochen. Es macht einen Unterschied, ob wir uns in der Zeit der Richter befinden oder in der Phase der babylonischen Gefangenschaft. Propheten treten zur Zeit von Mose anders auf als zur Zeit Jesajas – oder im Neuen Testament.
„Geschichte“ bedeutet aber auch die Heilsgeschichte Gottes. Auch hier macht es einen Unterschied, ob etwas in der sogenannten Urgeschichte (1. Mose 1-11) passiert oder in der Königszeit. Gott ging in der Zeit Josuas anders mit seinem Volk um als bei der Heimkehr der Juden zur Zeit Esras und Nehemias. Gemeinsamkeiten (es gibt viele!) und Unterschiede (es gibt wenige, wichtige) der Epochen sollten wir beachten. Weil dieses Thema so elementar ist, habe ich vor einigen Jahren die Orientierungsbibel konzipiert, die anschaulich macht, an welcher geschichtlichen Stelle man sich beim Bibellesen gerade befindet.
4. Zu weitreichende Schlussfolgerungen aus kommunikativen Übersetzungen ziehen
Immer wieder mal höre ich in einer Predigt eine interessante Bibelauslegung, die die Herzen berührt und Gottes Güte klar macht. Bloß: So, wie der Prediger das gerade aus der Bibel ableitet, steht das da nicht. Zumindest nicht, wenn man genau hinschaut. Eine „kommunikative“ Übersetzung kam zum Einsatz, also eine in heutigem Deutsch – Hoffnung für alle, Neues Leben Bibel, Gute Nachricht Bibel oder Ähnliches. Diese Übersetzungen transportieren Gottes Wort in unsere Alltagssprache hinein und deuten dabei auch ein wenig aus. Das ist völlig in Ordnung so, das entspricht dem Übersetzungskonzept. Nur ist dann nicht jede Formulierung exegetisch belastbar.
Ein Beispiel: Paulus spielt in seinen Briefen immer wieder auf seine Biografie an, auf sein persönliches Ergehen. In der Gute Nachricht Bibel liest man: „Ich trage diesen Schatz in einem ganz gewöhnlichen, zerbrechlichen Gefäß“ (2. Korinther 4,7). Man könnte nun im Leben von Paulus nach Spuren dieser Zerbrechlichkeit suchen, nach Hinfälligkeit, nach Krankheiten, Anfechtungen, Verfolgung. Allerdings steht dieser Satz in allen anderen Bibeln (sachgemäß) im Plural. Der Apostel spricht nicht über sich, sondern von sich und seinen Mitarbeitern – und damit von Modellen für das christliche Leben. Dieser Satz ist uns viel näher als in der Singular-Formulierung der Gute Nachricht Bibel.
Schnelle Hilfe hier durch die Hausapotheke: Biblische Aussagen immer an der Elberfelder oder der Zürcher Bibel abgleichen!
5. Dauernd Fragen an die Bibel herantragen
Die Bibel ist ein Buch, das Antwort auf alle Lebensfragen gibt, hört man oft. Und das stimmt auch im Prinzip. Allerdings können wir die Bibel als Ganze ziemlich missverstehen, wenn wir uns von ihr nur unsere Lebensfragen beantworten lassen. Denn dann gibt sie eben immer nur Antwort. Sie hat das zweite Wort, wir das erste. Wichtiger ist es, dass wir die Bibel ihre Fragen an uns stellen lassen. Die Heilige Schrift muss ihre Themen selbst setzen können.
Viele von uns wüssten gern: Hat Gott einen Plan für mein Leben? Ja, dazu hat die Bibel etwas zu sagen. Josef im 1. Buch Mose ist ein bewegendes Beispiel, und wenn Jesus Leute in die Nachfolge ruft, ist das ein sehr guter Lebensplan. Aber die wenigsten von uns kommen auf die Idee, an Gottes Wort die Frage zu stellen: Bin ich zum Leiden berufen und muss ich um Christi willen Verzicht und Einschränkung auf mich nehmen? Leiden aufgrund der Nachfolge ist allerdings im Neuen Testament ein sehr zentrales Thema!
Ein anderes bei uns unterbelichtetes Thema ist die Klage vor Gott. In vielen Gottesdiensten gibt es eine Menge Lobpreis. Und zwischen Montag und Samstag jammern wir öfter mal, wenn es uns schlecht geht. Klage ist aber etwas anders als Jammern, und da gäbe es viel Neuland zu entdecken.
6. Ein Raster über den Text legen
Bestimmte Bibelauslegungen sind davon geprägt, dass ihnen eine Art Denksystem zugrunde liegt. Unter diesem Vorzeichen kommt Gottes Wort reichlich zur Sprache, es gibt Kommentare, Predigten, Auslegungen … Doch bei genauem Hinsehen werden in einigen Bibeltexten manche Aspekte leiser gedreht und andere lauter hochgeregelt. Weil es nur so ins theologische Schema passt.
In der lutherischen Theologie ist es das Begriffspaar „Gesetz und Evangelium“. Oder dass wir als Christinnen und Christen „Sünder und Gerechte zugleich“ seien. Darin ist etwas Wichtiges erkannt – aber als Auslegungs-Generalschlüssel taugt es nicht. Dasselbe gilt für bestimmte Konzepte der Heilsgeschichte (Fachausdruck: Dispensationalismus). Wer solchen Theologien folgt, kann vieles davon in der Bibel finden – aber nur deshalb, weil er anderes ausgeblendet hat.
Bezeichnend, ja fast entlarvend ist hier die Ryrie-Studienbibel. In ihrem Anhang hat sie eine „Eine Übersicht der [!] biblischen Lehre“. Hier sind theologische Themen sehr systematisch aufgeschlüsselt, orientiert an Begriffen, wie sie sich in der christlichen Dogmatik herausgebildet haben. Überspitzt könnte man sagen: Für jedes Thema gibt es ein passendes Kästchen. Allerdings ist die Heilige Schrift selbst ja lange nicht so systematisch aufgebaut wie ein Verzeichnisbaum. Und sie orientiert sich auch nicht an abstrakten Begriffen. Ryrie arbeitet mit übergeordneten Kategorien, die nicht alle unmittelbar dem biblischen Sprachgebrauch entstammen. So ein Ansatz hat eine gewisse Berechtigung. Nur sollte man ihn nicht direkt in eine Bibel hineindrucken!
7. Alles in Imperative umsetzen
Gott will uns mit seinem Wort nicht nur informieren, sondern transformieren. Gut also, wenn Predigten auf Lebensveränderung und praktische Schritte zielen. Auch hier allerdings tut sich ein Abweg auf. Es gibt Predigten, die noch bei den schönsten Psalmen und Verheißungen doch zielsicher einen Imperativ am Schluss ansteuern. Am Ende sind wir es, die etwas tun müssen. Warum ist das ein Abweg? Weil Transformation und Lebensveränderung nicht nur entstehen, indem wir etwas tun. Veränderung entsteht auch, wenn wir Gewissheit erlangen, wenn unsere Identität geklärt wird, wenn uns ein Versprechen Gottes tief ins Herz fällt. Und am meisten Veränderung geschieht, wenn der Heilige Geist wirkt.
Wenn ein Bibeltext mir einmal nichts anderes sagt als: Gott ermächtigt dich! oder: Du bist ein gesegneter Mensch! oder: Deine Zukunft steht in Gottes Hand – dann kann damit durchaus schon mal alles gesagt sein. Da muss man nicht „nachdrücken“.
Vor Jahren gab es eine populäre Kommentar-Reihe von Warren W. Wiersbe. Jeden einzelnen Kommentar hat er mit einer Aufforderung betitelt. Bei den Psalmen lautete er: „Sei ein Beter“. Beim Philipperbrief: „Sei freudig!“ Bei 1. Mose 1-36: „Sei zuverlässig!“ Das halte ich für eine Verengung der biblischen Botschaft. Ich bin von der Veränderungskraft der biblischen Verheißungen überzeugt; aus diesem Grund habe ich eine Bibelausgabe konzipiert, die Gottes Verheißungen hervorhebt (Das Buch der Versprechen). Auch durch so einen Blickwinkel kann Transformation geschehen.
8. Zu aufgeregt lesen
Christinnen und Christen sind sich nicht in allen Fragen einig. Das war schon immer so. In den Debatten spielt die Bibel natürlich eine wichtige Rolle. Immer wieder kämmen wir deshalb Gottes Wort nach Aussagen durch, die unsere Meinung unterstützen oder korrigieren. Das kann uns in ein problematisches Fahrwasser bringen, nämlich: dass wir die Bibel zu aufgeregt lesen. Dass wir zu schnell schalten, wofür oder wogegen ein Bibelwort sprechen könnte. Uns fehlt dann die nötige Ruhe, um erst einmal zu betrachten, was Gottes Wort hier sagen will. Diese Ruhe ist tatsächlich unabdingbar, wenn wir die Bibel wirklich erfassen wollen. Aufregung kann blind machen.
9. Folgenlos lesen
Abwege beim Bibellesen: Sie führen nicht nur dazu, dass wir Gottes Wort falsch verstehen, Sie können uns auch in eine andere gefährliche Gegend führen, nämlich dass uns die Bibel unmerklich entgleitet. Sie verliert ihre Relevanz für uns. Auf welchem Abweg geraten wir in diese Zone? Es passiert, wenn wir darauf verzichten, Konsequenzen aus dem Gelesenen zu ziehen. Wenn wir etwas nur zur Kenntnis nehmen und dann weitermachen wie bisher. Wir können dann schleichend immun werden gegenüber der Bibel.
Dagegen hilft nur eins: konsequent Konsequenzen ziehen. Immer wieder fragen: Und was folgt jetzt daraus? Den biblischen Baum so lange schütteln, bis eine Schlussfolgerung abfällt. Das muss nicht immer eine Handlungsanweisung sein (siehe Nr. 7). Aber wir sollten versuchen, den Unterschied zu beschreiben, den das Gelesene jetzt machen kann.
10. Ohne Gebet lesen
Gottes Wort lesen, ohne dann mit Gott darüber zu sprechen – das wäre ein letzter Abweg. Gebetslose Bibellektüre führt nicht nur dazu, dass unser Leben mit Gott mager wird. Sie kann tatsächlich auch ein eingeschränktes Verständnis für die Bibel nach sich ziehen. Gebet und Begreifen stehen in Verbindung miteinander.
Professor Ulrich Wilckens, ein namhafter Bibelausleger und Bischof, hat in seine mehrbändige „Theologie des Neuen Testaments“ immer wieder Gebete eingestreut. In ein theologisches Grundlagenbuch! Während eines Interviews konnte ich ihn danach fragen, und er bestätigte: Betende Bibelleser sind intellektuell im Vorteil. Eine „Hellhörigkeit“ entsteht. Ich wollte es noch mal wissen und fragte, ob Beter beim Bibellesen schlauer sind als Nichtbeter. Wilckens: „Aber ja!“ Das kann man sicherlich weder beweisen oder berechnen. Aber ausprobieren kann man es.

Dieser Artikel ist in der Zeitschrift AUFATMEN erschienen. AufAtmen erscheint im SCM Bundes-Verlag, zu dem auch Jesus.de gehört.
Ein paar Gedanken fand ich sehr interessant, z.B. dass sich die Bibel auch an uns mit „Fragen“ wenden will. Ehrlich gesagt, finde ich es sehr mutig, in der Bibel nach einem Lebensplan zu suchen. Ich denke, dass Gott nur in Ausnahmefällen einen besonderen Plan für jemanden hat. Oder vielleicht entsteht er in Kommunikation mit dieser Person, was zB. ein guter Weg für sie wäre.
Antwort an Anja WOH
Selbstverständlich bin ich auch nicht allwissend und kann wie niemand – auch nicht als Theologen – Gott wirklich kapieren und analysieren. Ich glaube auch wirklich, daß Gott die Existenz unserer Bibel will und als eine alles umfassende Wirklichkeit auch alles was geschieht oder nicht geschieht. Zugleich wäre es logisch, daß man einen Lebensplan in der Bibel nicht suchen kann wie in einem Telefonbuch oder Navi eine Adresse. Weil die von den Menschen aus 3000 Jahren überlieferte Glaubens- und Gotteserfahrung immer subjektiv ist, eine eigene Reflexion beinhaltet und geht es dabei auch nicht um eine 100%ige Lösung einer Wahrheit. Selbst die Urgemeinde wusste, und es steht in der Bibel, daß wir Gott jetzt nur erkennen können (in unserer Vorstellung) wie in einem dunklen Spiegel, aber erst in der unmittelbaren Gotteserfahrung der Ewigkeit von Angesicht zu Angesicht. Was ich glaube und durchaus erlebe, daß ich Gott alles sagen kann, praktisch fast an jedem Ort, zu jeder Zeit und auch aus jedem Anlass. Und ich erfahre, ich bleibe nie ohne Antwort, auch wenn sie mir nicht immer gefällt. Ich würde dies eine die ganze Christenheit umfassende Erfahrung nennen. Daher ist unter Glaube, Hoffnung und Liebe, auch nach der Überlieferung, eben doch die Liebe die Größte unter ihnen. Denn damit werden wir zu den Händen, Füßen und Gemütern des Willens von Jesus.
Sehe ich ähnlich. Manches lässt sich nicht vollständig aus der Bibel ableiten. Für vieles ist jedenfalls die Liebe ausschlaggebend.
Die Bibel darf und muss ausgelegt werden
„Gottes Wort lesen, ohne dann mit Gott darüber zu sprechen – das wäre ein letzter Abweg. Gebetslose Bibellektüre führt nicht nur dazu, dass unser Leben mit Gott mager wird. Sie kann tatsächlich auch ein eingeschränktes Verständnis für die Bibel nach sich ziehen. Gebet und Begreifen stehen in Verbindung miteinander“! Dem kann ich nur zustimmen.
Leider muss ich Ulrich Wößner, nicht aus Bösartigkeit oder weil ich ihn nicht riechen könnte, aber auch aus sachlichem Grund hier grundsätzlich sehr widersprechen.. Die Bibel ist nicht wie der Koran oder auch das Buch Mormon, wie er doch sicher auch weiß, niemals vom Himmel gefallen und von Engeln geschrieben worden. Sodann hat uns Jesus, weil er auch (ganzer Mensch und) ganzer Gott war, die vollkommende Liebe und Freundlichkeit Gottes gezeigt. Unser neutestamentliche Gottesbild – allerdings nicht Gott selbst – so unsere Perspektive auf ihn, hat sich gravierend gewandelt. Gott versteht sich nicht selbst als ein auf dem Thron des Universums sitzender Alleinherrrscher mit Macht und Gewalt – analog antiker absoluter gewaltausübender Herrscher – sondern er ist Liebe und Barmherzigkeit.
Jesus als Menschensohn ist für alle Menschen, ja sogar für die Erlösung auch aller Geschöpfe und einer Erneuerung der Schöpfung, freiwillig an einem Kreuz von Golgatha gestorben. Es ist eine theologische Grundannahme aus sehr guten Gründen, daß das Kreuzgeschehen wie eine antike Urkunde festschreibt für alle Zeiten und alle Menschen, daß die Schuld der Sünde unwiderruflich vergeben ist. Deshalb werden heute Menschen durch Jesus sich mit Gott versöhnen und dann auch am Ende aller Zeiten alle Knie vor Jesus freiwillig beugen. Also muss man die Bibel, und sollte es ebenso zum besseren Verständnis, hier schon nach der Überzeugung von Martin Luther, an Person und Werk Jesu auslegen. Die Aussage des Auslegers wird niemals die Aussage des Bibeltextes verdecken, sondern das Leben Jesu von der Krippe bis zum Kreuz legt die Bibel selbst aus. Im Gegenteil: Die Bibel ist auch, von Evangelikalen mitunterzeichnet, immer Gotteswort nur durch das Menschenwort. Denn die biblischen Autoren haben ihr damaliges Weltbild mit eingearbeitet, ihre Meinungen, Irrtümer und Vorurteile leider ebenfalls. Daher ist nicht die Bibel qasi niemals irrend, allerdings Gott nie. Es geht immer darum, Gott und damit auch seinen M;essias, unser Gottesbild bestimmen zu lassen. Neben geschichtlich verstehbarenr Botschaften geht es in der Heiligen Schrift um das Zeugnis von Menschen aus vielen Jahrtausenden über ihre großen Gottes- und auch Glaubenserfahrungen. Wie auch in jeder Predigt. Aber niemand wäre so vermessen, ebenso die Predigt gewissermaßen irrtumsfrei zu sehen. Wir bleiben leider immer Menschen. Sodann sollte die Kirche als christliche Gemeinschaft für den Menschen dasein und nicht umgekehrt. Gottes Wege sind nicht unsere Wege. Allerdings bin ich hier auch vollständig davon überzeugt, daß der Schöpfer aller Dinge auch unsere Heillige Schrift in ihrem Sosein wollte. Man darf auch gerne Meinung darüber haben, ob der Himmel die Organisation unserer einzelnen Kirchen so wollte, oder ob diese einfach deshalb legitim sind in ihren guten Seiten, weil wir das Geschenk auch eines Freien Willens besitzen.
Aber Gott ist der Schöpfer aller Menschen und nicht Mutter und Vater nur der Christen und Juden. Die meisten gläubigen Christen würden es als eklatanten Widerspruch empfinden, wenn ein himmlischer Vater in seiner unendlichen Liebe auch sich nur um seine eigene Klientel kümmerte und lediglich diese erlöst. Dann wären die Gleichnisse vom Barmherzigen Samariter oder vom Verlorenen Schaf eigentlich inhaltlich überflüssig. Es wären dann nur Geschichten von frommen Menschen in allen Kapiteln der Bibel. Aber selbst bei den großen Gestalten der Bibel menschelt es ungemein. Wäre Gott jäzornig, hätte er das überflüssige Pünktchen Erde im unendlichen All längst ausgemerzt. Im Gegenteil: Er kam selbst, als Baby in eine Notunterkunft und eines Hingerichteten beim brutalen Standgericht: Als Liebe und große Solidarität mit Leidenden und den Armen.
Die Bibel so lange auslegen, bis sie einem passt …
Ich bin der Überzeugung, daß niemand „nur in der Bibel lesen kann“, ohne daß er sich über das Gelesene Gedanken macht. Und das ist ja schon eine Form der Bibelauslegung, die sich dann im Verstehen, Glauben und Tun auswirkt – eben in diesem Sinn, wie ich das Gelesene auslege. Deshalb finde ich den 10. Punkt sehr wichtig: „Betende Bibelleser sind intellektuell im Vorteil. Eine „Hellhörigkeit“ entsteht. ….“
10 super Gedanken für ein hilfreiches und fruchtbares Bibellesen – Vielen Dank!
Nur die Gleichsetzung von Bibellesen und Bibelauslegung im Vorspann ist in Frage zu stellen.
Ein Bibelleser ist kein Bibelausleger. Es geht beim Lesen um Verstehen, Glauben und Tun, ganz einfach.
Jegliche Auslegung hat die – auch oben genannte – Gefahr, dass die Meinung des Auslegers die Aussage des Bibeltexts verdeckt.
Ich glaube nicht, dass Jesus meinte, seine Worte müssten irgendwann noch von jemandem „ausgelegt“ werden.