Serie: 7 Worte vom Kreuz

„Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein!“

Drei Männer hängen am Kreuz und sprechen ihre letzten Worte. Einer von ihnen setzt alles auf eine Karte – sein Gewinn: das Paradies.

Von Matthias Kleiböhmer

Die letzten Atemzüge. Das Leben geht zu Ende. Es ist alles gesagt. Fast alles. Ein paar wertvolle Worte noch. Worum geht es in einem solchen Augenblick? Zwei Verbrecher haben sie mit Jesus zusammen ans Kreuz gehängt. Drei Männer, die ihr letztes Gespräch führen.

- Werbung -

Der erste sucht Halt im Zynismus: „Rette dich doch und uns auch, wenn du der Messias bist!“ Eigentlich spricht er nur mit sich selbst. Er meint damit: „Siehst du, ich hab‘ es doch gesagt: Es gibt keinen Gott und keine Gerechtigkeit. Wenn ich schon sterben muss, dann aber wenigstens mit dem Gefühl: Ich weiß, wie es läuft.“ Er setzt auf sein Ego. Selbstbestätigung gegen Verzweiflung. Klingt, als würde er heute leben. „I did it my way – ich bin mir treu geblieben bis zur letzten Sekunde.“ Sehr modern gedacht. Und gar nicht schlecht, wenn man das sagen kann. Es trägt – für den Moment.

Der andere hat kein Bild von sich, das er noch hochhalten müsste. Alle Masken sind längst gefallen. Was er getan hat, hat ihn hierher gebracht. Er wusste, was ihm blüht. Eine falsche Entscheidung nur, aber das ist nicht mehr wichtig. Sein letzter Satz gilt nicht sich selbst. Es ist eine letzte Bitte: „Denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ Im letzten Augenblick alles auf eine Karte gesetzt. Ob es trägt – für die Ewigkeit?

Und der dritte Mensch, Jesus? Auch für ihn eines der letzten Worte. Er nutzt sie für ein Versprechen an den Bittenden: „Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Das war‘s. Es ist alles gesagt in dieser Welt.

Ernüchterung zwischen Europaletten

Ich stehe nicht kurz vor der Ewigkeit. Ich stehe im „Getränkeparadies“. Der Name wäre gern Programm, aber für ein „Paradies“ reicht es nicht. Die Auswahl ist tatsächlich riesig – und so soll es ja im Paradies sein: der Ort, an dem es alles in Fülle gibt, von dem wir hier zu wenig haben. Aber zum Glück brauchen wir ja eigentlich nicht die 15. Sorte Mineralwasser. Es fehlt an etwas, das mindestens so existentiell ist wie Wasser. Liebe zum Beispiel. Und Zeit. Sieht man auch hier: Die kahle Halle mit Blechwänden und hohen Decken ist alles, aber nicht liebevoll. Und Zeit hat hier auch niemand. Die, die einräumen, nicht. Und die, die vor mir an der Kasse stehen, auch nicht. Ich auch nicht. Ein Blick auf die Uhr: Eigentlich müsste ich schon woanders sein. Der Alltag ist eng getaktet. Zwischendrin kleine Momente der Sehnsucht nach erfüllterem Leben. Nach mehr Nähe, mehr Schönheit, mehr Freude. Je trostloser die Umgebung, desto größer der Wunsch nach Ewigkeit. Wenigstens ein bisschen. Das muss doch möglich sein!

In Gedanken suche ich die Umgebung nach schöneren Orten ab. Ein paar Kilometer hinter der Neonreklame des Getränkemarktes gibt es Orte, die dem Paradies etwas mehr ähneln. Viel Grün, ein Stück Natur eben. Immerhin. „Paradies“ – das soll ja ein Garten sein mit zwei Flüssen darin. Naturnahe Oasen findet man selbst im Ruhrgebiet, wo wir leben. Aber schaffe ich es noch dahin? Eher nicht. Meine Zeit läuft ab, und das nicht nur im Alltag. Die Tage der letzten Paradiese der Erde sind gezählt, und meine auch. Mein letzter Atemzug mag in der statistischen Lebensmitte gefühlt weit weg sein. Aber er kommt näher. Was bringt mich auf meinem Weg weiter? Jedenfalls nicht Orte wie dieser. Nicht jeder Platz, der sich für ein Paradies hält, ist auch eines. Bloß schnell bezahlen und dann raus hier.

Auf dem Weg ins Paradies

Die Getränkekisten sind im Auto. Der Weg nach Hause ist einfach, es geht es immer geradeaus. Der Motor brummt zufrieden, aber ich bin es gar nicht. Das Paradies geht mir nicht aus dem Kopf. Vor allem der Weg dahin. Denn der ist schwierig und geht nicht immer geradeaus. Die Selbstbestätigung scheint nicht der Weg zu sein. Ich bin ein Fan von „DIY“ – „Do it yourself“. Selbermachen. Aber „I did it my way“ heißt ja oft genug: Es ist zwar meins, aber ich bin auch der Einzige, der es perfekt findet. Die anderen schweigen lieber höflich, wenn es aussieht wie gewollt, nicht gekonnt.

Die Alternative lautet: „Denk an mich, wenn du in dein Reich kommst“. Das ist das Gegenteil von Selbermachen. Das ist machen lassen. Und er hat nicht einmal gesagt, wie Jesus an ihn denken soll. Den Wunsch hat er gar nicht. Nach dem Weg gefragt hat er auch nicht. Sie hatten ja keine Zeit für lange Wegbeschreibungen. Ein letzter Atemzug …

Jesus macht eine Zeitansage. Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein. Noch heute? Ich stelle den Motor ab. Den Zündschlüssel habe ich schon in der Hand, aber ich steige noch nicht aus. Bin ich wirklich so nah am Paradies?

Kann Spuren von Ewigkeit enthalten

Ich öffne die Erdnusstüte. Die gab es umsonst am Ausgang vom „Getränkeparadies“. Werbegeschenk. Schmecken besser als gedacht. Die Verpackung ist auch so ein Paradies-Klischee. Grüne Blätter und Sandstrände. Und hinten drauf dieser alberne Hinweis: „Diese Packung kann Spuren von Nüssen enthalten.“ Da will offenbar jemand, dass es auch der Letzte noch versteht. Selbst wenn er nicht mitdenkt. Natürlich sind da Nüsse drin. Und hoffentlich mehr als nur Spuren. Aber manchmal muss man mit der Nase darauf gestoßen werden, was eigentlich klar ist. In meinem Fall: Was wäre, wenn das Leben auch Spuren enthalten würde – von der Ewigkeit? Dann könnte man jetzt schon etwas davon schmecken. Das müsste ein Moment sein, an dem die Zeit stehenbleibt und Liebe und Frieden im Überfluss da sind. Habe ich so was schon einmal erlebt?

Mit einer Getränkekiste in der Hand muss ich zügig gehen. Genauso zügig fliegen in Gedanken meine „Ewigkeitsmomente“ an mir vorbei: Wie ich das erste Mal allein mit meinem neugeborenen Sohn war – er war so federleicht und zerbrechlich. Und ich wusste: Das ist ein Geschenk Gottes. Wie der BMW auf der Autobahn an mir vorbeirast, sich dreht und mein Fahrzeug nur um ein Haar verfehlt. Da war ich mir sofort sicher: Gott hat mich bewahrt. Natürlich gibt es Ewigkeit mitten in der Zeit. Hatte ich im Alltag nur vergessen. Muss man eben manchmal dran erinnert werden. Wofür eine Erdnusstüte gut sein kann – unglaublich!

Ich schließe die Haustür hinter mir. Alles erledigt. Der Ausflug ins Getränkeparadies ist zu Ende. Hat eine halbe Stunde gedauert, bis ich wieder zu Hause gewesen bin. Die Reise ins Paradies läuft noch. Dauert vielleicht noch ein halbes Leben, bis ich wieder … tja wo eigentlich … bin? „Zuhause“ würde da auch passen. Die Spuren auf dem Weg deuten jedenfalls darauf hin. Also immer die Augen offenhalten. Und schon mal üben: „Denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ Geht einem jedes Mal etwas leichter über die Lippen. Aber er passt jeden Tag. Denn es ist ein Satz für die Ewigkeit – auch wenn es nicht der letzte Atemzug ist.

Matthias Kleiböhmer ist Theologe und arbeitet als Communitypastor bei der Stiftung Creative Kirche.

Alle Artikel der Serie findet ihr auf dieser Webseite.


Das Cover von Aufatmen 1/24

Dieser Artikel ist in der Zeitschrift AUFATMEN erschienen. AUFATMEN gehört wie Jesus.de zum SCM Bundes-Verlag.

Konnten wir dich inspirieren?

Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen?

NEWSLETTER

BLICKPUNKT - unser Tagesrückblick
täglich von Mo. bis Fr.

Wie wir Deine persönlichen Daten schützen, erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.
Abmeldung im NL selbst oder per Mail an info@jesus.de

9 Kommentare

  1. Niemand kann sich an Gott vorbeidrücken

    Natürlich hat Jesus dem Verbrecher das Paradies zugesagt. Mir scheint, dass man die markigen Worte von der Ewigen Verdammnis im Neuen Testament eher hören will als diejenigen von Jesus, dass er nicht als Richter kommt, sondern als Erlöser. Wozu sollte er denn ansonsten für alle Menschen gestorben sein? Wir können nicht die Liebe Gottes bewundern, der für uns Mensch wurde und ans Kreuz ging, also für die Vergebung der Sünde (der Trennung von Gott) für alle Menschen gestorben ist – auch die vor 20.000 Jahren und die in 20.000 Jahren leben – und trotzdem noch von einem Scheitern dieser Erlösung regelrecht überzeugt zu sein. Denn wenn die knapp 3 %, ihrer Mitglieder, die heute beispielsweise auch lediglich die Evangelische Kirche und die Katholische Kirche maximal als eigene Kerngemeinde erreicht, dann wird es sehr einsam im Himmel. Gewissermaßen wäre Gott dann jemand, der Brötchen backt und am Ende 99,99% davon auf den Müll wirft. Wie das Christinnen und Christen mit Gottes Liebe und jener von Jesus zusammenbringen, ist mir schlicht ein Rätsel. Immerhin sprach Jesus davon, wir sollten alle Menschen lieben, und wir sollten dies sogar gegenüber den Feinden tun, oder 77×7 mal vergeben. Tut Gott dies nicht? Jedenfalls glaube ich nicht, dass Gott bei der Erlösung aller Menschen und Kreaturen und sogar die Erneuerung der gesamten Schöpfung versagen könnte – also dann nur an unserem großen menschlichen Wiederstand zu scheitern vermag. Jedenfalls Saulus als Christenmörder konnte nicht an Gott vorbei, als er vor Damaskus ein großes Licht sah, und er wollte es auch nicht. An Gott kommt niemand vorbei – und nicht an seiner Liebe. Und heißt es nicht, dass sich alle Knie vor im beugen? Immerhin wurde aus Saulus schon auf Erden der größte Völkerapostel Paulus. Ohne ihn – und vorallem ohne Jesus – wäre auch das Judentum eine reine Gesetzesreligion geblieben. Jesus hat aber alle Lehre von Gott kompromiert in dem Doppelgebot: Gott zu lieben, den Nächsten und sich selbst. Also auch den völlig unchristlichen Menschen. Dies dürfte also das Prinzip sein, nach dem auch Gott handelt. Oder weiß jemand etwas viel schlaueres? Die Definition, die das Jenseits von der Ewigkeit bzw. dem Himmel trennt, ist völlig unsinnig. Möglicherweise gibt es im Universum zwar 11 Dimensionen, aber der kommende Neue Himmel und Neue Erde ist eine ganz andere Form von Schöpfung. Durchaus mag diese Neuschöpfung als Neuer Himmel und Neue Erde als das Paradies vor allem auf einer anderen Daseinsebene schon vorhanden sein, etwa als ewige Gegenwart. Aber dies sind immer noch meine sehr menschlichen Vorstellungen.

    • Ich bedaure sehr, dass die Kirchen ( Theologien) sich nicht offener zu den Tatsachen bekennen, die bekannt sind.
      Herr Hehner, ja, die Trennung von Gott war der einzige Grund, warum Christus seinen Weg auf der Erde beschreiten musste. Vom Engelsturz, der auch in der Bibel bezeugt ist, waren die geistigen Wesen, die sich von Christus abgewandt hatten um Luzifer zu folgen, mussten den Himmel, das Reich Gottes verlassen. Es war Luzifer gelungen, Scharen von Geistwesen um sich zu versammeln, um sich gegen Christus, den König der Geistes Welt aufzulehnen. Damit wendete er und seine Anhänger von Gott ab. Alle hatten Gehorsam geschworen und nun wurde dieses Gesetzt des himmlischen Vaters missachtet. Die Folge für Luzefer und seine Anhänger war der Sturz aus dem Himmelreich. Wir Menschen gehören alle zu den gestürten Geistwesen. Aber der Vater hatte Erbarmen mit seinen Kindern und er beauftragte die Geistwesen in seinem Reich mit den Vorbereitungen für die Heimführung seiner gestürtzen Kinder. Das war der Grund, dass Christus seinen Opferweg auf dieser Erde auf sich nahm. Gelang ihm diese überragende Aufgabe, durften alle wieder ins Himmelreich zurckkehren. Was nach dem Sturz, der Trennung von Gott nicht mehr möglich war. Wir musten im Reich Luzifers leben. Aus Liebe zu uns hat Christus seine Herrlichkeit verlassen, um hier auf Erden sein Erlösungswerk zu vollbringen. Somit ist seine Aussage am Kreuz zu verstehen. Nach seinem Erlösungsweg dürfen wir wieder in das geistige Reich Gottes zurückkehren. Das heisst aber nicht, dass die in unserem Leben begangenen Verschulden getilgt sind. Wir müssen unsere Verschuldungen wieder gutmachen. Dazu benötigen wir mehrere Erdenleben. Das Paradies, was Christus am Kreuz versprach, war durch seine Aufopferung wieder geöffnet. Aber es gibt darin viele Sphären, die schöner oder weniger schön sind. Wir werden dort je nach unseren Belastungen oder Verdiensten Aufnahme finden. Wir müssen also alles wieder gutmachen. Es gibt darüber empfehlenswerte Literatur.

      • Der Teufel sind immer Menschen

        Lieber Jacques Jordans: Ich kann aber aus der Heiligen Schrift unmöglich diese von ihnen geschilderte Engel-Lucifer-Legende ableiten. Auch wenn der Glaube an Reinkarnation nicht auch Wahrheit sein könnte, so kann man diese nicht mit unserem christlichen Glauben erklären oder behaupten. Dann wäre das irdische Leben ja auch nur einige irdische Leben länger. Ob da deshalb am Ende bessere und gottgefälligere Leute herauskommen würden, also Kharma wirken würde, halte ich doch für sehr fraglich. Jesus sagte: Das Reich Gottes ist in euch – also das Gute als der Heilige Geist. Wir glauben dass wir den Alten Adam noch in uns haben (Sünder sind) und zugleich aber auch Erlöste sind im Sinne des Neuen Adams Jesus Christus und damit Gottes Ebenbild. Zudem darf man nicht nur, sondern man muss die Bibel auslegen – gemäß Martin Luther an Werk und Person von Jesus Christus. Auch Evangelikale glauben, dass die Bibel nicht vom Himmel gefallen ist, sondern immer Gotteswort durch Menschenwort ist (mit Irrungen und Wirrungen bzw. auch menschlicher Meinung oder Deutung, wie in Predigten). Es gibt keine Engellehre, die mir als theologischer Laie bekannt ist. Auch keinen guten Gott und einen bösen Gott als Teufel oder Lucifer. Teufel sind immer Menschen aus Fleisch und Blut und eigentlich meinte die Urgemeinde damit den Kaiser von Rom als Antichristen, weil Juden den Bilderkult überhaupt von Menschen ablehnten, schon gar vom Kaiser. Ich habe kein Problem damit, das Adolf Hitler einer der modernen Antichristen war. Im übrigen ist die Schöpfungsgeschichte keine wissenschaftliche oder historische Geschichte, sondern eine Art von antikem Glaubensbekenntnis und Schöpfungshymnus. Der Sündenfall ist daher die Geschichte jedes Menschen, so wie jeder Mensch Adam und Eva sein könnte, oder auch der neue Mensch in Christus. Gleichwohl hat jeder einen Abgrund in sich, der große Eigendynamik haben kann, aber wir sind auch für unseren Abgrund verantwortlich. Schon Adam hat sich bekanntlich herausgeredet, die Schlange, und dann seine Gattin, hätten ihn verführt die verbotene Frucht zu essen, in seiner Anmaßung dann allmächtig sein zu können. Dann geschieht der erste Mord. Aber auch unmenschliche Machtsysteme werden erklärt durch den Bau und Fall des Turmbaues zu Babel. Also ganz aktuelle Geschichten, aber nicht auf Punkt und Komma als wahr vom Himmel gefallen und dazu noch buchstäbliche Wahrheit. Der Schatz unserer Heiligen Schrift besteht darin, dass er ermuntert, sie auf unser Leben immer anzuwenden. Aber die Bibel ist kein Anleitung für Heimwerker oder ein Rezeptbuch für alle Probleme der Welt. Der christliche Glaube beansprucht zwar vernünftig im guten Sinne zu sein, aber er ist kein Welterklärungsglaube wie manche der anderen Religionen. Der ganze Glaube ist zusammengefasst, Gott zu lieben, den Nächsten und sich selbst. Auch fromme Esoterik ist nicht gefragt

        • Ich verstehe, dass Sie sich auf die Lehre der Theologie berufen und sie nicht hinterfragen möchten. Für mich müssen wir nur auf unser Ableben von dieser Erde warten. Jeder wird dann über die Wahrheit unterrichtet. Schade, dass sich so Wenige Mühe machen möchten, die Erkennis schon jetzt zu gewinnen, was für jeden von grossem Vorteil wäre.

          • Gott ist höher als unsere Vernunft

            Lieber Jacques Jordans. Sie schreiben: „Für mich müssen wir nur auf unser Ableben von dieser Erde warten. Jeder wird dann über die Wahrheit unterrichtet. Schade, dass sich so Wenige Mühe machen möchten, die Erkennis schon jetzt zu gewinnen, was für jeden von grossem Vorteil wäre“!

            Ich würde diesen 1. Satz von Ihnen voll unterschreiben. Wir haben in diesem Leben nur eine undeutliche Erkenntnis von Gott, als schauten wir in einen dunklen Spiegel. Und selbstverständlich bekommen wir nach dem Tode eine volle Erkenntnis vom Wesen Gottes und alles was heute Rätsel sind. Nur der Glaube ist kein Welterklärungsglaube. Wobei mir Gott selbstverständlich als Glaubenserfahrung in meiner Seele begegnet. Aber dies kann niemals etwas gegenüber einem Zweifler beweisen, aber auch der Zweifler kann nicht das Gegenteil wiederlegen. Gott als der ganz Andere entzieht sich uns, denn er ist Gott und autonom. Wir sind wie der ungläubige Thomas oft geneigt, Gott durch Wunder bewiesen zu sehen. Aber selig ist, der nicht sieht und doch im Sinne einer ganz großen Hoffnung glaubt. Durchaus kann Glaube auch eine Existenzieller Akt sein, wenn ich mich Gott in die Arme werfe. Dann falle ich niemals ins Bodenlose, sondern in seine Hand. Dies kann im Leben geschehen, oder es wird geschehen im Augenblick des Todes. Aber der Schöpfer aller Dinge wirft keinen Schatten, man sieht und hört ihn nicht und er ist kein Ojekt der Physik oder Biologie. Da unterscheiden wir uns von den Mormonen, die glauben, dass Gott ursprünglich wie wir war und dann nur durch das Gesetz der universellen Entwicklung zu dem wurde, was er heute ist, und uns diese Zukunft bevorsteht. Dies ist leider fast so an dieser Stelle, als ob wir den gegenständlichen Götterglauben der Römer wieder zurückholen. Gott ist kein alter Mann auf einem Thron über dem Universum. Er ist eine alles umfassende Wirklichkeit. Wenn er dies nicht wäre, gibt es aber keine begründbaren Werte, es sei denn unser Geworfensein durch den Zufall würden wir als so etwas ansehen. Aber warum soll mich ein Zufall ins Leben werfen und nicht Gott?

  2. Ihre Aussage macht keinen Sinn, denn auch der andere wäre dann in Ihr Paradies gekommen.

    Was genau sollte dann tröstend sein?

  3. Ob der Satz wirklich lautet: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ oder „Ich sage dir heute: Du wirst mit mir im Paradies sein ist nicht sicher! Von daher finde ich es schade, dass jesus.de nur die Variante mit „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ zulässt und nicht erwähnt, dass auch die andere möglich sein kann.

  4. Diese Aussage Jesu Christi wird in der Regel missverstanden. „Paradies“ ist nichts weiter als das „Jenseits“. Das ist nicht damit zu verwechseln mit dem Himmelreich. Der Schächer, der also diese Verheißung erhielt, wurde lediglich getröstet. Er war nicht „errettet“ und nicht erlöst. Wer also aus diesem Text eine billige Gnade herauslesen will, ist auf dem falschen Dampfer.

    • Interessante These! Aber dieser Verbrecher oder Terrorist gibt zu, Sünder zu sein „wir empfangen, was unsre Taten wert sind“ . Umkehr beginnt mit Sündener- und bekenntnis. Das sehe ich hier als gegeben an. Das Rienecker-Lexikon nennt das Paradies den Aufenthaltsort der Erlösten in der Zwischenzeit zwischen Tod und Auferstehung. Es führt weiter aus, dass das NT das Wort Paradies vermeidet, weil es eine Fülle sinnlicher Vorstellungen weckt… …vielmehr kommt es auf die Wiederherstellung der zerstörten Gemeinschaft mit Gott an. Deswegen gibt es Wendungen wie „Tischgemeinschaft mit Abraham“ Lk. 16,23, „beim Herrn weilen“ 2. Kor. 5,8, „mit Christus sein“ Phil. 1,23. Genau letzteres sagt Jesus dem Mitgekreuzigten zu.

Die Kommentarspalte wurde geschlossen.

Die neusten Artikel