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Der Zorn Gottes – ein Erklärungsversuch

Wie passen Gottes Liebe und sein Zorn zusammen? Eine Annäherung an ein schwieriges Thema.

Von Oliver Helmers

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Schäumend vor Wut – hast du dir Gott so schon einmal vorgestellt? An vielen Stellen der Bibel tut er genau das: Dass Jesus die Tische der Händler umstößt und die Verkäufer aus dem Tempel treibt, ist dabei noch als harmlos anzusehen. Oft folgt auf Gottes Zorn sein Strafgericht. Mich schaudert’s, wenn ich in Psalm 78 lese: „Er sandte die Glut seines Zorns unter sie, Grimm und Wut und Drangsal, eine Schar Verderben bringender Engel.“

Und im 5. Buch Mose stoße ich auf einen Vers, bei dem sich mir der Magen umdreht: „Und der HERR hat sie aus ihrem Lande gestoßen in großem Zorn, Grimm und ohne Erbarmen …“ (5. Mose 29,27) – das alles ist ziemlich genau das Gegenteil von dem, was ich Sonntag für Sonntag predige. Wo ist da der Gott, der sich wie ein Vater über seine Kinder erbarmt?

Ist Gott nur „lieb und nett“?

Die Sache mit dem Zorn bringt mich nicht nur auf der Kanzel ins Schwitzen, sie stellt auch Anfragen an mein Gottesbild! Wie denke ich über Gott? Habe ich mich an den „lieben“ Gott so sehr gewöhnt, dass ich seine dunklen Seiten ausblende? Was wäre der Kontrast zu einem zornigen Gott? Ein Allmächtiger, der immer nur „lieb und nett“ ist und bei jedem Unrecht ein Auge zudrückt? Das kann es doch auch nicht sein. Vielleicht tue ich mich mit Gottes Zorn so schwer, weil er mir gefühlt so unsagbar unkontrolliert und unberechenbar vorkommt. Aber ist dem wirklich so?

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Beim Lesen der Bibel begebe ich mich auf Spurensuche und fühle mich zunächst in meinem Eindruck bestätigt: Gottes Zorn glüht und kommt wie ein verzehrendes Feuer. Doch dann stelle ich erleichtert fest: Gott ist „langsam zum Zorn“ (2. Mose 34,6). Und tatsächlich: Selbst, wenn er dem ägyptischen Sklaventreiber am Ende die Hölle heiß macht, gibt er ihm mehrere Gelegenheiten, um von seinen Gräueltaten abzulassen.

Gottes Zorn lässt sich besänftigen

Auch ist Gottes Zorn kein dauerhafter Zustand (Gott „wird nicht für immer hadern noch ewig zornig bleiben“, Psalm 103,9). Es ist keine Charaktereigenschaft, sondern ein Gefühl, das sich punktuell äußert. Und was mich am meisten verblüfft: Gottes Zorn ist verhandelbar. Selbst, wenn Gott vor Zorn glüht, lässt er sich noch besänftigen. Nachzulesen bei Mose: Er appelliert an Gottes Güte, und was macht Gott? Er rudert zurück (2. Mose 32,7-14).

Wie gut: Gott ist keiner, der im Affekt wütet. Weder ein pubertierender Teenager, der die Türen knallen lässt, noch ein Bösewicht, der sich jeden Tag neue Gemeinheiten ausdenkt. Aber eines ist er in der Tat: Ein Gott, der Nein zur Sünde sagt und in diesem Nein ziemlich leidenschaftlich werden kann. Dabei ist sein Zorn „reiner“ als bei Menschen: geduldiger, kontrollierter und gerechter.

„Der Zorn als Eigenschaft der Liebe unterscheidet sich radikal von dem selbstsüchtigen, gekränkten Zorn […].“

Wilfried Härle

Mir leuchtet ein, was der Heidelberger Theologe Wilfried Härle schreibt: „Der Zorn als Eigenschaft der Liebe unterscheidet sich radikal von dem selbstsüchtigen, gekränkten Zorn, den wir aus zwischenmenschlichen Beziehungen kennen und der tatsächlich dem Wesen der Liebe widerstreitet.“ Diese Unterscheidung zum menschlichen Zorn scheint mir wichtig zu sein.

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Härle spricht von einem „heiligen Zorn“, der auch als „zornige Liebe Gottes“ gesehen werden kann. Diese zornige Liebe richte sich „um des geliebten Menschen willen gegen alles, was ihm bzw. wodurch er sich selbst schadet“ (Härle, Dogmatik, 272). Zorn als „zornige Liebe Gottes“? Für mich klingt das kitschig und schöngefärbt. Aber Zorn als „Nein zur Sünde“ (und nicht zum Sünder!), da kann ich mitgehen …

„Gottes Zorn bleibt für mich eine seiner dunklen Seiten.“

Gottes Zorn bleibt für mich eine seiner dunklen Seiten. Ich will ihn nicht schönreden, sondern wahrnehmen und aushalten. Den Zorn mit Gottes Liebe in Einklang zu bringen, ist ein spannungsreiches Unterfangen. Doch dann denke ich an unsere Kinder. Drei noch kleine, liebenswürdige Geschöpfe, die ganz schön trotzig sein können. Ich liebe sie über alles. Aber manchmal treiben sie mich zur Weißglut und machen mich richtig wütend. Ob es sich mit Gottes Zorn ähnlich verhält? Ist sein Zorn nicht immer auch ein „väterlicher“ Zorn?

Für mich ist das Thema noch nicht abgeschlossen. Ich will weiter darüber nachdenken. Doch schon jetzt steht für mich fest: Wenn ich von einem liebenden Gott spreche, muss ich damit rechnen, dass Gott auch andere Gefühle als die Liebe kennt. Zorn gehört auch dazu. Aber das schließt seine Liebe nicht aus.

Oliver Helmers ist Gemeindepfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Aldingen.


Ausgabe 1/23

Dieser Artikel ist in der Männerzeitschrift MOVO erschienen. MOVO ist Teil des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

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15 Kommentare

  1. Doch vom Himmel her wird Gottes Zorn sichtbar über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen , die die Wahrheit (Jesus Christus) ablehnen. (Römer 1,18)

  2. Meine Mutter hat mich in Liebe erzogen. Ich habe sie nie zornig erlebt. Sie hat mich ermahnt, aber immer in tiefer Liebe zu mir.
    Ich bin ihr immer gerne gefolgt. Meine Belohnung war ihre Liebe für mich.
    Wie können wir Menschen uns erlauben Gott zu beurteilen oder zu kritisieren?
    Gott ist die Liebe, aber er ist auch die Gerechtigkeit. Als grösstes Geschenk hat er uns den freien Willen geschenkt. Wie kann er über sein eigenes Geschenk zornig werden? Seine Gerechtigkeit hat Wege für uns vorbereitet, die wir aufgrund unseres Verhaltens gehen müssen, um unsere Vergehen wieder gutzumachen. Seine Gerechtigkeit ist gleichzeitig seine Liebe für uns.

  3. Man spricht über Gott, über seine Liebe oder über seinen Zorn. Dabei hat niemand den Gott gesehen. Gott ist unbeschreiblich. Gottes Zorn können wir nicht mit dem Zorn des Menschen vergleichen. Gott hat alles erschaffen und den Mensch auf der Erde gesetzt und ihm die Aufgabe gegeben das erschaffene von IHM zu verwalten. ER hat ihm absolute Freiheit über seine Handlungen gegeben. Damit alles nicht so leicht wird für den Menschen, weil der Mensch dem Gott gegenüber ungehorsam geworden ist, hat Gott auf der Erde den Satan gesetzt. Somit wird der Mensch sowohl von Gott als auch von Satan beeinflusst. Die Menschen die vom Satan beeinflusst werden, werden die Gerechtigkeit Gottes erfahren. Das wäre etwa vergleichbar mit dem Zorn des Menschen.

  4. Als Mutter trägt mich die Liebe zu meinen Kindern und ich spreche für sie, wenn ihr Vater in Zorn gerät. Auf Gott übertragen würde das bedeuten, der Vater im Himmel wartet darauf, dass die Mutter auf Erden (Kirche) seinem Zorn über das Handeln des Menschen etwas entgegensetzt, indem sie für sie einspringt. Dies kann sie jedoch nur dann, wenn sie sich dabei auf Jesus beruft und seinen Glauben im Umgang mit dem Vater anwendet, der ihr gegeben ist. Ihn als Maß von Gott anzuerkennen und im Vergleich zu Jesus gerecht werden zu wollen, das scheint mir eine Grundvoraussetzung, Zorn zu verhindern.

    Du sollst Vater und Mutter ehren! Ein Gebot Gottes, dem wir als Kirche oft nicht Folge leisten. Es gilt aber für alle Väter, die sich im Umgang mit ihren Kindern manchmal mehr und manchmal weniger abmühen! Gott ist dabei außen vor, er hat uns Jesus gesandt und ist damit seiner Vaterschaft bei aller Liebe zur Mutter, die das mit sich bringt, gerecht geworden. Gott bevormundet den Menschen nicht, er hofft auf seine Bekehrung im Glauben an Jesus, der sich als sein Vater offenbart.

    Wenn wir also Naturkatastrophen als Zorn Gottes betrachten wollen, so müssten wir sie uns aus den Naturgesetzen erklären können, sofern wir sie dem Wortschatz unterstellen, unter dem sie uns vermittelt werden können. Wissenschaft ist der Ertrag aus all den Naturgesetzen, die wir im bisherigen Lebenszeitraum verstanden haben. Gott hingegen bleibt davon unberührt, er ist das Wort des Schöpfers, der seiner Gnade entspricht und damit eine ganze Menschheit erreicht. An der Einheit ihrer Geburtstage gemessen und von der Kirche durch Jesus als solche erkannt, entschlüsselt sich die Schrift in der Form, die aus seinem Gedächtnis besteht und nie mehr vergeht.

    Zorn ist etwas, das sich aus Unwissenheit ergibt, die nichts, wirklich gar nichts mit Gott zu tun hat. Gott bietet alles an, was von dauerhaftem Ertrag ist, indem er der Zeit das Feld überlässt, in die er sich zurückzieht und seiner Liebe Raum gibt.

    • Ich möchte einen Fehler in Satz 2 korrigieren! … etwas entgegensetzt, indem sie für ihn, den Menschen, einspringt.

  5. Jesus ist für uns gestorben

    An den zornigen – also den hier launischen – Gott kann ich nicht glauben und dies entspricht in keiner Weise meinen auch ganz persönlichen Glaubenserfahrungen. Für mich ist Jesus Christus der menschgewordene Gott, der uns sagt, wir sollen 70 x 7 mal vergeben, also immer. Für mich ist das eine fast unmögliche Forderung. Da kann ich aber mit Sicherheit davon ausgehen, dass der Schöpfer aller Dinge alles praktiziert, was er von uns fordert. Mit der Feindesliebe sind wir oft überfordert, aber wir haben Jesus an ein Kreuz genagelt und er hat sich dies gefallen lassen: Ohne sich mit Gewalt zu wehren oder zu bestrafen. Im Grunde handelt Gott antizyklisch, gegen den Strom. Sein Kreuz, also unsere Gewalt selbst gegen Gott, verwandelt er in lauter Liebe. Anders kann man das Kreuz nicht erklären, welches ja der völlige Freispruch aller Menschen für die Schuld der Sünde ist: Gott ist mit uns versöhnt. Wir müssen nur von unserer Seite her diese Versöhnung annehmen. Aber da glaube und hoffe ich – und dies ist keine Annahme einer billigen Gnade – dass da die Zeit eines Menschenlebens meist nicht ausreicht. Den Jesus ist ausdrücklich nicht auf Erden gekommen, um den göttlichen Zorn und die Bestrafung zu vollziehen, sondern die Errettung und Erlösung aller Menschen. Dazu zählen inhaltlich auch die Gleichnisse vom Verlorenen Sohn. Oder vom Verlorenen Schaf, wobei der Hirte die 99 verlässt um das Eine zu suchen, zu finden, es auf seine Schultern zu legen und heimzutragen. Das Schaf selbst, also hier stellvertretend wohl für viele Menschen, macht hier keinerlei Interaktion auf Gott zu, im Gegenteil. So stelle ich mir Jesus vor, der jeden Tag sich bemüht niemand zu vergessen (er kann niemand vergessen,) und zu retten. Für mich persönlich ist sodann die Aussage im Glaubensbekenntnis „hinabgestiegen in das Reich des Todes“ auch ein Hinweis, dass unser Gott auch gedenkt, selbst die unmöglichsten Menschen zu erlösen und dabei sehr tief in unser aller Gottvergessenheit herabsteigt. Auch sollten wir ebenso berücksichtigen, dass man die ganze Bibel von Jesus Christus bzw. vom NT auslegen sollte. Gott wirft kein Feuer vom Himmel, schickt keine Engel die Krieg über die Erde bringen und die Hölle hier auf Erden ist auch unser Werk. Er straft (oder besser er erzieht uns eher) dadurch, dass er uns den Freien Willen lässt und statt dem Guten das Böse zu tun. Deshalb ist die Situation auf dieser Welt, in unserer Gesellschaft und auch oft in den persönlichen Bereichen alles andere als paradiesisch. Wir sind nicht das Gute, sondern Gott nur alleine. „WARUM ABER SOLLTE GOTT FEUER VOM HIMMEL WERFEN UND DANN JESUS ALS FEUERWEHRMANN SCHICKEN; UM ES WIEDER ZU LÖSCHEN“? Da zweifle ich eben an den Autoren der biblischen Texte, die ja nicht vom Himmel gefallen, sondern als Verkündigung (und ähnlich wie Predigten) Gotteswort immer durch Menschenwort sind. Gott straft uns nicht wenn wir ihn ignorieren, sondern er liebt jeden einzelnen Menschen, der je über diese Erde geht oder schon gegangen ist. Denn Jesus ist für jeden Menschen gestorben. Und damit – meinte wenigstens Gott – ist auch alle Schuld gesühnt. Für mich als Christ bedeutet dies, jeden Tag aus der Vergebung Gottes zu leben – mir also meine leere Hand füllen zu lassen: „Denn wir sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den wir vor Gott haben sollten“! In der Bergpredigt bezeichnet Jesus die Armen, und auch die geistlich Armen, als selig. Geistlich arm ist ein Mensch, der sich realistisch als Sünder sieht und sich von Jesus immer wieder seine Schuld vergeben lässt. Im Grunde ließe sich auch unser Glaube zusammenfassen: Gottes Liebe ist so groß, dass er für jeden Menschen gestorben ist. Aber dies ist geschehen und wird niemals wieder zurückgenommen. Deshalb hat die Hölle Insolvenz. Das Gericht Gottes geschieht auf Golgatha. Deshalb ist es wie bei irdischen Gerichtsverfahren: Man darf nicht zweimal bestraft werden, denn unsere Strafe hat Jesus für uns auf sich genommen, völlig freiwillig.

  6. Zorn und Liebe ist m.E. zu kurz gegriffen. Gott ist ein gerechter Gott. Wer meint, der „liebe Gott“ könne nicht zornig sein, täuscht sich. Gott hat es sich etwas kosten lassen und die Strafe von: der Sünde Sold ist der Tod, auf sich – seinen Sohn Jesus Christus gelegt. Jeder hat die Möglichkeit der Befreiung. Aber keiner wird gezwungen dieses Angebot anzunehmen. Wer es ablehnt muß allerdings den Zorn Gottes tragen, den ewigen Tod.
    Gottes Handeln ist eben gerecht.

  7. Ich habe die Beobachtung gemacht, dass die Bibel sehr behutsam mit Menschen und ihren Vorstellungen von Gott und der Welt umgeht. Diese werden erst mal aufgenommen und integriert, um sie dann einzugrenzen und schließlich ganz zu beseitigen, um Gottes wahres Wesen durchscheinen zu lassen.
    Ein Beispiel ist die Rache, die bei Kain von Gott selbst ausgesprochen wird („…wer Kain totschlägt, das soll siebenfältig gerächt werden“), mit „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ eingegrenzt und bei Jesus in der Bergpredigt gänzlich beseitigt wird. Ein weiteres Beispiel ist die Sintflutgeschichte. Am Ende wird festgestellt, dass der Mensch sich dadurch nicht verändern lässt, sie somit sinnlos ist und mit Gottes Versprechen gänzlich beseitigt wird.

    Könnte es nicht auch mit Gottes Zorn so sein? Menschen haben schon immer das Leid gesehen und mussten es mit einem allmächtigen Gott (oder Göttern) in Einklang bringen. Eine Möglichkeit ist es, von Gottes Zorn auszugehen. Das ist schon mal ein wichtiger und guter Schritt gegenüber einem blinden Schicksal oder einer übergroßen bösen Macht. Aber ich denke, dass uns Jesus ein anderes Gottesbild vermittelt, in dem Gottes Zorn keinen Platz mehr hat. Damit ist das Leid nicht erklärt, aber Jesus hat uns vorgemacht, dass man auch ohne diese Erklärung sein Leben im Einklang mit dem liebenden Gott führen kann.

  8. Das spielt allen in die Hände, die noch heute in „geduldigem, kontrolliertem und gerechtem“ Zorn oder gar Liebe ihre Kinder züchtigen, weil sie die Entwicklung des eigenen Willens mit Trotz oder Zorn verwechseln. Das ist mir doch etwas zu oberflächlich geschrieben. Interessieren würde mich: Warum haben brutale, von Gewalt geprägte Gesellschaften bis heute in hohem Maße brutale Gottesbilder? Warum ändert sich das Bild auf Gott im Verlauf der biblischen Texte, so wie sich auch neue Bilder entwickeln („Schwerter zu Pflugscharen“, Kinder Gottes, Gott als Vater). Wann wurde in den biblischen Texten das Bild von Satan eingeführt und entwickelt und wie verändert das den Blick auf Gott bei diesem Thema? Hat man Gott vieles zugeschrieben, was das eigene Denken und Handeln nicht zu verstehen oder verantworten bereit war? Z.B. das Erdulden von unvorstellbarem Leid und das Antun von selbigem an anderen? Und Gott hat es getragen, nicht weil es wahr ist, sondern weil er es auf sich nimmt und seine Liebe es trägt? Jesus starb nicht für die Sünden, weil er schuldig war, sondern weil er sie auf sich genommen hat. Das Thema hat mehr Tiefe zu bieten, als sich damit anzufreunden, dass Gottes Liebe nun mal auch Zorn kennt. Schade MOVO, das ist etwas wenig.

    • Lieber Tobias, herzlichen Dank für deine konstruktiv, kritische Rückmeldung. Ich finde, dass du berechtigte Fragen stellst. Die sind aber in dieser kurzen Kolumne nicht in ihrer Ausführlichkeit zu beantworten. MOVO steht für kurze, bruchstückhafte, unfertige … Anstöße, will dazu herausfordern sich auf den Weg zu machen, nachzufragen, weiter zu lesen… Deine Fragen ermutigen uns hier nochmals nachzulegen. Der Autor steht übrigens grundsätzlich für Fragen zur Verfügung. Die Leidfrage wurde übrigens in einer der Kolumnen vorher thematisiert. Mit herzlichen Grüßen der MOVO-Redakteur Rüdiger Jope

    • Mit Karfreitag gibt es keine Illusionen über uns

      Hier bin ich inhaltlich ganz beim Kommentar von Tobias. Das Kreuz ist als großes Zeichen aufgerichtet, weil Gott Hass mit Liebe beantwortet. Das Gericht über jede Kreatur im Universum wurde auf Golgatha gefällt. Dabei ist das alte Testament (besser das 1. Testament) kein biblischer Irrtum, sondern es beginnt eine Weiterentwicklung ins 2. Testament, gemäß unserer durch Jesus (möglichen) Erkenntnis. Mit Karfreitag müsste sich eigentlich auch unser Gottesbild radikal geändert haben, weil der Schöpfer aller Dinge hier ganz unten arbeitet. Dort nämlich in Golgatha, genauso wie in den Konzentrationslagern, Todeszellen, bei Hinrichtungen und all unseren Brutalitäten – und in den Abgründen – auch unseren Seelen, kann niemand tiefer sinken. Deshalb ist Jesus auch unser Gott dort ganz unten. Oder somit auch bei den Armen und Ausgegrenzten. Allerdings: Wenn uns dies nicht passt, ist dies leider kein Wunder. Wir würden lieber jemand im Himmel haben, der uns für unsere guten Werke belohnt, den Rest der Menschen möglichst im Nirwana verschwinden lässt, und dann wäre unsere Welt wieder in Ordnung. Das Kreuz stellt aber mich und jeden anderen Menschen auch vor die Tatsache, dass wir trotz der übergroßen Liebe Gottes alle Abgründe (und die Hölle oft) in uns haben. Damit wird eigentlich unser Bild auch vom sehr guten Menschen zerstört: Nur Gott ist das Gute. Weil er aber das absolut Gute ist, dürfen wir uns jeden Tag in seine Arme werfen und er wird auch nicht den schlimmsten Menschen für immer von sich trennen. Denn Jesus versprach, dass er die ganze Welt erlöst (hat). Als Christinnen und Christen sind wir daher unverdient Begnadigte. Daher sollten wir möglichst immer unseren Mitmenschen mit der Absicht annähern, auch mit ihnen etwas gnädiger umzugehen. So wie dies Jesus immer tat. Wir sind Freigesprochene. Dies müsste uns eigentlich erlöster machen, oder vielleicht auch toleranter. Die Liebe Gottes ist immer völlig unverdienbar und daher auch nicht der Gegenwert guter Taten. Warum Christen anderen Menschen oftmals (zumindest indirekt) diese Liebe nicht gönnen, müssten hier vielleicht eher die Psychologen als die Theologen beantworten. Andererseits sollte man bedenken, dass unverdiente Zuwendung (Gottes, oder von Menschen) für unsere Gefühlswelten wie unerträgliche Strafe wirken kann. Wenn Gott proportional zu dem Unglück, welches wir auf Erden verbreiten, seinen Zorn ausbreiten würde, dann müsste unser schönen Planet schon längst durch ein kosmisches Ereignis in die Luft gesprengt worden sein. Aber er lässt es auf die relativ guten Menschen genauso regnen wie auf die für jeden erkennbaren Bösewichte. Wir sind eben wie Adam und Eva, wie Kain und Abel, wie Licht und Schatten. Nur im Lichte Gottes können wir Schatten werfen. Denn ohne Gott gäbe es keine Schatten und ein Null an Werten im Universum.
      Das Johannesevangelium sagt es eindeutig: Im Licht Gottes zu leben ist das Ziel aller Menschen, die ihren Schöpfer lieben: Also Lichtwesen zu sein. Christinnen und Christinnen häuten sich manchmal jeden Tag: Sie leben aus der Vergebung Jesu. Der nimmt uns die alle Lasten ab.

  9. Der zitierte Vers hat übrigens Generationen von christlichen Eltern als Rechtfertigung gedient, im „Namen Gottes“ ihre Kinder zu züchtigen. Brrrr. Zum Glück ist die Erziehungswissenschaft heute weiter.
    Und dieser Satz: „Gott straft immer dann, wenn die Menschen Gott ignorieren, spotten und herausfordern, weil sie nicht in den Ordnungen Gottes wandeln, sondern eigene Wege, andere Götter, eigene Vorstellung von Religion realisieren wollen.“ Woraus schlussfolgern Sie das? Und „wann“ tut er das? Dass dies nicht auf die Vergangenheit und Gegenwart zutrifft, weiß schon der Psalmist in Psalm 73.
    Ich bin nicht mit dem Thema Allversöhnung großgeworden, aber was würde Gott eigentlch daran hindern, genau dies zu tun? Sein Wort? Nun, unwandelbar ist und war Gott in der Bibel nicht. Das wäre auch sehr menschlich gedacht, wenn wir ihn da einzwängten. Ist er nicht viel größer?

  10. Ja es ist kein einfaches Thema. Doch Gottes Wort lässt uns erkennen, dass der Zorn Gottes immer eine Ursache hat. Der allmächtige Gott sehnt sich danach, dass die Menschen das Liebesangebot in Jesus Christus annehmen, damit alle Schuld und Sünde abgewaschen werden kann. Gott straft immer dann, wenn die Menschen Gott ignorieren, spotten und herausfordern, weil sie nicht in den Ordnungen Gottes wandeln, sondern eigene Wege, andere Götter, eigene Vorstellung von Religion realisieren wollen.
    „Denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt.«[1] (5Mo 8,5; Spr 3,11; Spr 19,18; Spr 29,17; Offb 3,19)“
    Gott ist vollkommen gerecht – in ALLEM.

    Lieber Gruß Martin Dobat

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